Christian Steinhammer, Peter Herzog und Lemawork Ketema (AUT)
GEPA/Mario Kneisl
Leichtathletik

Marathon-EM-Helden setzen auf Teamgeist

Am 12. August 2018 erlebte Österreichs Leichtathletik eine Sternstunde. Völlig unerwartet holten die Marathonläufer Lemawork Ketema, Peter Herzog und Christian Steinhammer die Team-Bronzemedaille bei der EM in Berlin. Nun wurde rund um das Trio eine Mannschaft gebildet, deren erklärtes Ziel die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio ist.

Im Individualsport Marathon setzt man angesichts einer in Österreich bisher noch nie da gewesenen Dichte also auf Teamgeist. Die EM-Helden Ketema, Herzog und Steinhammer bilden gemeinsam mit Valentin Pfeil, Stephan Listabarth und Christian Robin sowie Eva Wutti und Katharina Zipser das vorerst achtköpfige VCM Team Austria.

Ins Leben gerufen wurde die Mannschaft von Wolfgang Konrad, dem Veranstalter des Vienna City Marathon (VCM), in Kooperation mit dem Österreichischen Leichtathletikverband (ÖLV). Vor allem im Training sollen die besten heimischen Langstreckenläufer zusammenarbeiten, Fixpunkt im Jahr 2019 ist für die Truppe der Start beim VCM am 7. April.

Peter Herzog, Valentin Pfeil, Eva Wutti, Lemawork Ketema, Christian Steinhammer, Stephan Listabarth
VCM/Michael Gruber
Peter Herzog, Valentin Pfeil, Eva Wutti, Lemawork Ketema, Christian Steinhammer und Stephan Listabarth peilen Olympia an

„Die öffentliche Wahrnehmung ist im Kollektiv viel stärker“, erklärte VCM-Chef Konrad, für den die heimische Elite auch bei seinem Rennen große Bedeutung hat, in der Vorwoche bei einer Pressekonferenz in Wien. „Man braucht die Spitze, damit man auch die Breite bekommt", sagte der Organisator der größten Sportveranstaltung des Landes, die passenderweise das Motto „Greif nach den Sternen“ hat.

Ketema kündigt Bestzeit an

Besonders hoch sind die Erwartungen beim EM-Achten Ketema, für den der Olympiastart in Tokio nicht das einzige Ziel ist. Der gebürtige Äthiopier will in Wien seine in Berlin aufgestellte Bestmarke von 2:13:22 Stunden verbessern. „Ich möchte Bestzeit versuchen und wenn möglich 2:12 laufen“, kündigte der 32-jährige Ketema an. Damit wäre der ehemalige Flüchtling zumindest der viertbeste Österreicher auf der 42,195-km-Distanz hinter ÖLV-Rekordler Günther Weidlinger (2:10:47), Gerhard Hartmann (2:12:22) und Michael Buchleitner (2:12:43). Danach hat Ketema die WM 2019 in Doha im Visier, für die auch Herzog mit seinem zehnten EM-Rang (2:15:29) bereits qualifiziert ist.

Auch Pfeil, der 2017 als 23. für die bisher beste ÖLV-WM-Platzierung im Marathon gesorgt hatte, will nach gesundheitlichen Problemen im kommenden Jahr wieder aufschließen. „Es ist schön für ein Land wie Österreich, dass wir so eine Dichte an Läufern haben, die unter 2:20 laufen können“, sagte der 30-jährige Oberösterreicher, dessen Bestzeit bei 2:14:50 steht. „Das ist ein sehr starkes Team“, meinte auch Herzog. „Ich denke schon, dass ich noch Potenzial habe“, sagte der 31-jährige Salzburger. Ketema will dieses bei der WM im September in Katar erneut zeigen – und dann auch in einem eventuellen Olympiarennen „so lange wie möglich in der Spitzengruppe dabei sein“.

Bei den Frauen darf sich die 29-jährige Kärntnerin Wutti, die als eigentliche Triathletin ihren ersten Marathon beim VCM 2018 in 2:37:59 absolvierte, die größten Hoffnungen auf eine Tokio-Teilnahme machen. Auf Steigerungen ihrer persönlichen Bestleistungen hoffen auch der 30-jährige Steinhammer (2:17:54), der erst 25-jährige Listabarth (2:18:23) sowie die 35-jährigen Robin (2:19:11) und Zipser (2:44:41).

Schwierige Olympiaqualifikation

Die Marathon-Starterfelder für Tokio 2020 werden gegenüber Rio de Janeiro 2016 auf je 80 Männer und Frauen halbiert. Der ÖLV glaubt dennoch daran, erstmals seit 1936 mehr als zwei Marathonis an den Start bringen zu können. Drei Männer wären das Maximum.

ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler will mit dem Österreichischen Olympischen Comite (ÖOC) über die Nominierungskriterien sprechen, um in der Vergangenheit übliche weitere Verschärfungen über die internationalen Kriterien hinaus zu verhindern. „Wir werden es nicht schwerer als nötig machen“, versprach Högler. Durch die Reduktion der Startplätze ist ohnehin bereits eine sehr hohe Hürde entstanden.

„Wir bekennen uns als Verband zum Marathon. Laufen und der Marathon sind sehr wichtige Teile der Leichtathletik, weil es so viele Menschen begeistert ausüben. Für die Marathonläufer im ÖLV-Kader machen wir zusätzliche Mittel frei, sagte Högler, der als Coach von Diskuswurf-EM-Bronzemedaillengewinner Lukas Weißhaidinger heuer als Trainerpersönlichkeit des Jahres ausgezeichnet wurde.