Katharina Liensberger (AUT)
GEPA/Wolfgang Grebien
Ski alpin

„Rumpfteam“ muss in die Bresche springen

Nach den Verletzungen von Stephanie Brunner und Anna Veith gehen die ÖSV-Damen am Dienstag (10.00 und 13.00 Uhr, live in ORF eins) mit klar reduzierten Erwartungen in den Riesentorlauf auf dem Kronplatz. Während US-Star Mikaela Shiffrin den zehnten Saisonsieg anpeilt, muss der ÖSV die beiden Besten vorgeben.

Waren zuletzt auf dem Semmering noch zehn ÖSV-Damen am Start, sind es in Italien nur noch sieben. Neben Veith und Brunner fehlt nämlich auch Stephanie Resch wegen ihrer anhaltenden Schienbeinprobleme. Mit Veith und Brunner muss man die in der Weltcup-Startliste auf den Plätzen sechs bzw. neun liegenden ÖSV-Damen vorgeben. Nächstbeste ist mit Katharina Liensberger (12.) schon eine Slalom-Spezialistin.

Der jungen Vorarlbergerin (21) einen „Marco-Schwarz-Effekt“ zuzutrauen, ist für Damen-Chef Jürgen Kriechbaum aber kein Thema. „Wir haben mit Kathi oder Ricarda Haaser schon welche, die im Aufwind sind. Mit den Expertinnen wie Viktoria Rebensburg oder Mikaela Shiffrin mitzufahren, ist derzeit aber sicher noch nicht möglich. Und auf eine Wiederauferstehung von Brem oder eine Überraschung von Julia Scheib zu hoffen, wäre etwas übermäßig.“

ÖSV-Damen-Team bereitet sich auf Kronplatz-Rennen vor

Die ÖSV-Technik-Damen gehen mit gedämpfter Stimmung in den Riesenslalom in Italien. Nach den Kreuzbandrissen von Anna Veith und Stephanie Brunner fehlen die Besten.

Liensberger nach Podestplatz zuversichtlich

Liensberger hat trotz der verletzten Teamkolleginnen positive Gefühle nach ihrem ersten Podestplatz vor einer Woche beim Torlauf in Flachau nach Südtirol mitgebracht. „Es gab viele schöne Momente danach, mein Handy hat dauernd vibriert“, erzählte die Vorarlbergerin. Mit dem Fehlen von Veith und Brunner umzugehen sei hart, so Liensberger. „Grundsätzlich ist es daher im Training wichtig, bei sich zu bleiben. Auch wenn es noch so schlimm ist, was im Umfeld passiert. Man muss versuchen, sich nicht unterkriegen lassen. Ich bin sicher, dass die beiden wieder stark zurückkommen.“

Ricarda Haaser (AUT)
GEPA/Mario Buehner
Haaser sorgte zuletzt auf dem Semmering mit der drittbesten Laufzeit im zweiten Durchgang für Aufsehen

Ihre eigenen Erwartungshaltungen seien im RTL natürlich nicht an jenen vom Slalom zu messen. „Aber ich fokussiere mich sowieso nie auf Platzierungen. Der Weg ist das Ziel, ich will immer besser werden und jedes Mal weiter nach vorne kommen.“ Liensberger war zuletzt auf dem Semmering 13. geworden, Haaser mit drittbester Laufbestzeit in der Entscheidung unmittelbar vor Veith sogar Siebente. „Ich freue mich, dass ich einen Schritt nähergekommen bin. Jetzt hoffe ich auf den nächsten“, sagte die Tirolerin. „Wenn ich so was abrufen kann wie auf dem Semmering inklusive besseren ersten Lauf und mit viel Mut und Vollgas von oben bis unten fahre, ist was drin“, ist Haaser überzeugt.

Kriechbaum macht Verletzten Mut

Damenchef Kriechbaum hat Veith und Brunner am Tag vor dem Dienstag-Rennen in Hochrum besucht, wo die beiden am Wochenende nach ihren schweren Trainingsverletzungen operiert worden sind. Das „Weiterkämpfen“ gelte aus seiner Sicht auch für Veith, betonte Kriechbaum. „Bei vielen sind Verletzungen kein Grund, aufzuhören“, glaubt der Coach aber fest, dass die 29-Jährige wiederkommt. „Anna ist noch in keinem Alter, in dem man unbedingt aufhören muss. Ich bin sicher, sie wird alle Kraft in die Rehab stecken“, sagte Kriechbaum zur APA.

Klar ist aber, dass sein RTL-Team wieder heftig zurückgeworfen worden ist. „Unsere Zielsetzungen sind mit einem Schlag über den Haufen geworfen worden.“ Das einstige Vorzeigeteam war nach den schweren Verletzungen von Weltmeisterin Veith (2015) und Riesentorlauf-Weltcup-Gesamtsiegerin Eva-Maria Brem (2016) auf gutem Weg zurück gewesen. Brem ist aber nach wie vor außer Form und die im Aufwind befindliche Veith (zuletzt drei Top-Ten-Plätze in Folge) fällt nun für den Rest der Saison aus. Dasselbe Schicksal erlitt die 23-jährige Brunner, die am Saisonbeginn trotz gerade überstandenem Kreuzbandriss als Dritte in Killington ihr erstes RTL-Podest und das erste für die ÖSV-Damen seit Brem im März 2016 geholt hatte.

RTL-Team für WM völlig offen

„Wir waren auf dem Weg, wieder zu mannschaftlicher Dichte zu kommen. Wenn dann die beiden Topfahrerinnen ausfallen und die Hälfte des WM-Kontingents weg ist, ist das schon extrem bitter“, nahm sich Kriechbaum kein Blatt vor den Mund. Der seit der Saison 2013/14 amtierende Oberösterreicher ist Kummer gewöhnt. „Wir waren schon in ähnlichen Situationen, als es durch Rücktritte und Verletzungen dünn ausgeschaut hat. Im Riesentorlauf hat es sich zuletzt aber wieder sehr gut angefühlt. Das ist jetzt alles mit einem Schlag weg.“