Vincent Kriechmayr bei der Abfahrt in Wengen
APA/Anthony Anex
Ski alpin

Klassikerstress für die Abfahrer

Für die Abfahrer geht es dieser Tage Schlag auf Schlag. Vom Klassiker auf dem Lauberhorn in Wengen geht es direkt nach Kitzbühel auf die Streif, wo für Dienstag bereits das erste Training angesetzt ist. Danach folgt das Rennen in Garmisch-Partenkirchen auf der Kandahar (2. Februar), ehe eine Woche später in Aare um Abfahrtsgold gefahren wird.

Die Anreise nach Kitzbühel erfolgte für alle bereits am Montag, um bestens für die intensiven Tage bis zum Rennen am Samstag gerüstet zu sein. Vincent Kriechmayr merkte an, dass eine Pause „nicht geschadet hätte“. Auch Herren-Chefcoach Andreas Puelacher hätte sich das gewünscht. „Das Problem ist, dass wir nach Kitz ja nicht fertig sind. Es geht nach Garmisch und dann direkt zur WM. Wir müssen mit den Kräften haushalten und schauen, dass alle frisch bleiben. Unser Glück ist, dass wir viele Leute haben, die in Form sind. Wir müssen nichts aufholen, so können wir dosieren.“

Sehr gut in Schuss präsentierte sich vor allem Kriechmayr in Wengen. Am Druck auf Österreichs Speed-Asse für das Rennen auf der Streif wird auch der Wengen-Sieg des 27-jährigen Oberösterreichers nichts ändern. „Von uns wird verlangt, vorne dabei zu sein. Wir lassen uns nicht rausbringen. Es sollte für jeden eine Freude sein, dass es Richtung Kitzbühel geht, wir erhoffen uns viele Fans, die uns unterstützen“, sagte Puelacher.

Trainer Andreas Puelacher (AUT)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Chefcoach Andreas Puelacher weiß, dass für seine Abfahrer intensive Tage und Wochen anstehen

Kriechmayr will Trubel rauszögern

Kriechmayr lässt es jedenfalls langsam auf sich zukommen. „Kitzbühel fängt an, wenn man im Ort drinnen ist, das heißt, so spät wie möglich den Trubel haben“, sagte der vierfache Sieger eines Weltcup-Rennens, der in Wengen mit Risikofahrt Beat Feuz um 0,14 Sekunden auf Distanz hielt. Im Disziplinweltcup bleibt das Rennen daher offen, Kriechmayr hat als Zweiter 91 Zähler Rückstand auf den Schweizer.

Die beiden schoben sich die Favoritenrolle für Kitzbühel gleich einmal gegenseitig zu. „Nächste Woche gehört er definitiv wieder zu den Besten“, sagte Feuz. „Er ist für mich auch in Kitzbühel der Favorit“, sagte Kriechmayr, der für den Ritt auf der Streif viel Selbstvertrauen tankte. „Kitzbühel ist eine ganz andere Streckenführung. Man muss sich wieder aufs Neue beweisen. Es ist die schwierigste Abfahrt, aber ich komme sicher mit einer breiten Brust nach Kitzbühel.“

Reichelt muss jeden Trainingstag nützen

Nicht nach Wunsch klappen die Rennen derzeit für Hannes Reichelt, dem Wengen-14. „Er hatte eine beste Teilzeit, aber oben ist er rumgekugelt, das kostet ihn die guten Platzierungen. Schade, der Ski passt, das Material passt, die Form auch. Warum es nicht von oben bis unten läuft, weiß ich nicht genau“, sagte Puelacher. Reichelt selbst weiß, dass der Grundspeed passt.

„Ich muss viel arbeiten, dass der Knopf wieder aufgeht, dass ich nicht mehr solche Patzer mache. Ich muss in Kitzbühel jeden Trainingstag sinnvoll nützen, es fehlt ja nicht viel.“ Freilich sei gerade Kitzbühel mit dem ganzen Rambazamba stressiger für einen Österreicher, man müsse sich einfach auf das Skifahren konzentrieren und alles andere ausblenden, meinte Reichelt.

Franz und Mayer mit Ausfällen nach Kitz

Bei Max Franz, der mit passabler Zwischenzeit im Ziel-S ausschied, bestand zumindest unmittelbar nach der Wengen-Abfahrt die Gefahr der Grübelei. „Das ist so ärgerlich. Ich weiß, dass ich schnell Ski fahren kann, ich mache halt dann so kleine Fehler. Das Heimfahren ist das Schlimmste, ich habe viel Zeit zum Nachdenken“, sagte der Kärntner.

Matthias Mayer musste mit Kombi-Slalom und Spezialabfahrt einen Doppelausfall wegstecken, skifahrerisch allerdings war er auf hohem Niveau unterwegs. Das hilft für die Streif. „Die Trainings in Kitzbühel sind immer sehr interessant, das wissen wir aus den letzten Jahren, da wird es am Dienstag gleich einmal voll zur Sache gehen. Ich war immer gut dabei in Kitzbühel, speziell im Super-G, das möchte ich schon wieder machen“, sagte der 28-Jährige, der neben seinem Super-G-Sieg 2017 drei weitere Podestplätze in dieser Disziplin in Kitzbühel hat.