Thomas Dressen (Deutschland) bei der Siegerehrung nach seinem Abfahrtssieg in Kitzbühel
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Ski alpin

Kitz-Sieger Dreßen schaut mit Wehmut zu

Vor einem Jahr hat Thomas Dreßen die Skiwelt in Staunen versetzt. Der Deutsche holte sich mit einer sensationellen Fahrt den Sieg auf der Kitzbüheler Streif und katapultierte sich ins Rampenlicht. Heuer ist der 25-Jährige nach einem Kreuzbandriss nur Zuschauer. Nicht starten zu können habe schon „ein bisschen wehgetan in der Magengrube“, so Dreßen.

Der Bayer, der 2018 als erst zweiter Deutscher nach Sepp Ferstl 1979 die Abfahrt auf dem Hahnenkamm für sich entscheiden konnte, wird das Rennen am Samstag (11.30 Uhr live in ORF eins) heuer im Zielraum verfolgen. Dreßen hatte sich Ende November 2018 bei seinem Sturz in der Abfahrt von Beaver Creek das vordere Kreuzband im rechten Knie gerissen, Ende Jänner erfolgt noch eine Operation der lädierten Schulter. „Wir sind gerade in einer Phase, in der es nicht verkehrt ist, wenn das Knie etwas Ruhe bekommt“, meinte er zum Reha-Verlauf.

Die Rückkehr an die Stätte seines bisher größten Triumphes ist für Dreßen freilich mit vielen Erinnerungen verbunden. „Ich kann mich an relativ viel erinnern, was an dem Tag passiert ist. Aber am meisten an den Moment im Ziel, als ich mich gefreut habe. Den Moment werde ich hoffentlich lange nicht vergessen. Wenn man die Anzeigetafel sucht, jubelt und realisiert, dass man führt. Das war schon cool“, so der 25-Jährige über den bisher größten Erfolg seiner Karriere.

Jubel von Thomas Dressen (Deutschland) nach seinem Abfahrtssieg in Kitzbühel 2018
APA/Roland Schlager
Im Vorjahr stellte Dreßen mit einem Husarenritt die vermeintlichen Favoriten in den Schatten

Die Sieger-Gams steht daheim übrigens direkt neben dem Fernseher. „Ein Freund meinte dann, dass man die von der Hauptstraße aus sieht, und hatte Sorge, dass jemand einbricht und sie klaut“, sagte Dreßen zur dpa. Deshalb seine Bitte: „Wenn jemand einbricht, hoffe ich auf etwas Respekt. Alles können sie mir klauen, aber die Gams sollen sie stehen lassen.“

TV-Hinweis

ORF III zeigt am Freitag um 20.15 Uhr die Sendung „Andre Hellers Menschenkinder“ mit Marcel Hirscher. Der Salzburger erinnert sich an seine ersten Schwünge auf der Piste, seine größten Erfolge und erzählt von neuen Herausforderungen als frischgebackener Vater.

„Ist immer noch Risikosportart“

Vorerst hat an eine mögliche zweite Gams aus Kitzbühel aber keine Priorität. Dreßen ist auf die baldige Rückkenr fokussiert. „Der erste Moment wieder auf den Abfahrtsski wird – glaube ich – komisch. Auch das erste Training in Beaver Creek wird mit etwas mehr Anspannung verlaufen“, so der Deutsche, der sich seinen Sturz noch am gleichen Tag auf Video angeschaut hatte: „Wirklich spektakulär sah es nicht aus. Aber das sind meistens die Stürze, wo dann was passiert. Aber daran kann man jetzt nichts mehr ändern, und ich sehe es auch als Chance. Ich kann an Sachen arbeiten, für die bislang nicht so viel Zeit blieb.“

Dass der Skirennsport eine gewisse Gefahr mit sich bringt, nimmt Dreßen auch künftig in Kauf: „Man kann Zäune aufstellen, einen Airbag anziehen. Aber deswegen ist es trotzdem immer noch eine Risikosportart. Du hast keinen Puffer um dich. Dein Körper ist deine Karosserie. Aber wir machen das nicht wegen dem Adrenalin, also ich zumindest nicht, sondern weil es Spaß macht“, sagte er in einem dpa-Interview. Er würde nie wieder ohne Airbag fahren und plädiert für Schnittschutzanzüge, auch wenn die freilich Knieverletzungen nicht verhindern würden.

Thomas Dressen (Deutschland) nach seinem Sturz bei der Abfahrt in Beaver Creek (Colorado)
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Die Saison des Deutschen endete im Fangnetz der „Birds of Prey“-Piste von Beaver Creek

Südtiroler Siegertipp

Für seine erste Kitzbüheler Abfahrt als Zuschauer wünscht sich Dreßen jedenfalls keine schweren Stürze und ein spannendes Rennen. Favoriten auf seine Nachfolge als Sieger gebe es viele, so der Deutsche: „Da gibt es so viele. Dominik Paris, Aksel Lund Svindal, Beat Feuz – die ersten 20 der Weltrangliste kommen alle infrage.“ Ganz oben auf der Rechnung hat der Deutsche allerdings einen, der das Gefühl des Erfolgs auf der Streif gut kennt. „Ich tippe auf Dominik Paris. Weil er hier schon zweimal gewonnen hat, der weiß, wie es geht. Und Bormio war auch zäh.“

Auch ein österreichischer Heimsieg ist für Dreßen nicht ausgeschlossen. Allerdings gibt der 25-Jährige nicht etwa Vincent Kriechmayr, zuletzt Sieger in Wengen, die besten Chancen, sondern dem Olympiasieger von 2014. „Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass der Mothl (Matthias Mayer, Anm.) gewinnt“, so Dreßen. Im ersten Training am Dienstag war der Kärntner auch bereits der Schnellste.