Dominik Paris
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Ski alpin

Dritter Triumph für Paris auf Streif

Dominik Paris hat seine aktuelle Form ausgespielt und zum insgesamt dritten Mal den Abfahrtsklassiker in Kitzbühel für sich entschieden. Der Italiener setzte sich am Freitag 0,20 Sekunden vor dem Schweizer Weltmeister Beat Feuz durch. Die Kastanien für das ÖSV-Team holte Otmar Striedinger aus dem Feuer, der mit 0,37 Sekunden Rückstand völlig überraschend den dritten Platz belegte. Daniel Danklmaier (+0,94 Sek.) wurde Fünfter. Für Max Franz dagegen ging die WM-Saison mit einem Fersenbeinbruch vorzeitig zu Ende.

Die Startnummer 13 an einem Freitag in Kitzbühel war für Paris bei leichtem Schneefall ein gutes Omen. Trotz kleiner Fehler wie auf Schienen meisterte der als Favorit gestartete Italiener die Tücken der pickelharten Streif und lieferte sich mit Feuz dabei lange Zeit einen Hundertstelkrimi. Erst nach der Hausbergkante über die Traverse und im Zielschuss baute er den Vorsprung auf zwei Zehntelsekunden aus. Während Paris letztlich über den dritten Sieg in der Streif-Abfahrt nach 2013 und 2017 jubelte, muss Weltmeister Feuz nach seinem nun dritten zweiten Platz nach 2016 und 2018 auf den ersten Sieg weiter warten.

Im Ziel schnaufte Paris zunächst tief durch, ehe er seiner Freude Ausdruck verlieh. Immerhin jubelte er über seinen insgesamt zwölften Weltcup-Sieg und den zehnten in einer Abfahrt. „Ich war ziemlich am Limit, aber super. Ich habe überhaupt kein gutes Gefühl gehabt, aber ich hab mir gedacht, lass die Skier laufen, dann wird es schon passen. Mir gefällt das Risiko, ich bin nicht so schnell, wenn es wie in Gröden viel flach dahingeht“, sagte Paris, in der laufenden Saison bereits Sieger der Bormio-Abfahrt.

1. Dominik Paris (ITA)
2. Beat Feuz (SUI)
3. Otmar Striedinger (AUT)

Über sein Erfolgsrezept auf der Streif sagte er im ORF-Interview: „Man muss logischerweise Kraft mitbringen, aber auch Technik und brutale Überwindung. Man ist auf der Streif auf Messers Schneide unterwegs. Riskiert man zu viel, fliegt man ab, riskiert man zu wenig, ist man langsam. Wenn man ein gutes Gefühl hat und gut in Form ist, ist es machbar.“

Striedinger sorgt für Nervenkitzel

Bei der Fahrt von Striedinger (Startnummer 27) hatte Paris noch einmal die Luft angehalten. Der 27-jährige Kärntner nutzte die nun besseren Bedingungen bei Sonnenschein zu einer Traumfahrt und lag bei allen Zwischenzeiten auf Tuchfühlung mit dem Spitzenduo. Letztlich blieb er nur knapp dahinter. Lediglich Christof Innerhofer musste seinen Platz auf dem Podest enttäuscht räumen, der Italiener wurde Vierter (0,93). Für Striedinger wurde es der zweite Podestplatz seiner Karriere nach Rang zwei im Super-G von Beaver Creek 2013.

„Ich hätte es mir nie erträumen lassen, dass ich in Kitzbühel abschwinge, und es leuchtet der Dreier auf. Die Freude ist natürlich riesengroß. Ich war die ganze Saison vom Speed her gut dabei, im Rennen hat es aber nicht so funktioniert“, sagte Striedinger in seiner ersten Reaktion im ORF-Interview. Sein bisher bestes Abfahrtsergebnis war Rang vier in Santa Catarina vor vier Jahren gewesen. In der laufenden WM-Saison war er über den 16. Platz in Bormio vor vier Wochen nicht hinausgekommen.

Otmar Striedinger
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Otmar Striedinger fuhr zur Freude der Fans in Kitzbühel mit hoher Startnummer noch auf das Abfahrtspodest

Topleistung von Danklmaier

Nicht viel nach stand ihm sein steirischer Teamkollege Danklmaier, der als 41. ins Rennen ging und im Ziel als Fünfter abschwang. Nach dem Sieg am Montag in der Europacup-Abfahrt auf der Streif und starken Leistungen im Training war der 25-Jährige insgeheim als Geheimfavorit gehandelt worden. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, so Danklmaier. „Im Ziel war es eine richtige Genugtuung. Die Europacup-Abfahrt und die Trainings davor haben sicher geholfen, weil ich die Verhältnisse gekannt habe. Selbstvertrauen habe ich mir auch geholt. Es war aber nicht leicht, weil so viel geredet wurde und ich mir gedacht habe, ich muss es beweisen. Zum Glück habe mich nicht rausbringen lassen.“

Daniel Danklmaier
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Als Fünfter wurde Daniel Danklmaier den hohen Erwartungen gerecht

Gut unterwegs waren auch Reichelt (8.) und Mayer (9.), wiewohl das Podest trotz der Trainingsbestzeiten davor außer Reichweite bleiben sollte. 0,74 Sekunden fehlten Reichelt, der als Testpilot mit Nummer eins gestartet war und vor fünf Jahren als bisher letzter Österreicher die Abfahrt in Kitzbühel gewonnen hatte, auf Striedinger und Platz drei, 0,80 waren es bei Mayer, der nahezu das gesamte Rennen mit Reichelt gleichauf gelegen war. Ein Fehler nach der Hausbergkante vor der Traverse kosteten ihn die entscheidenden Hundertstelsekunden und einen absoluten Spitzenplatz.

Schutzengel für Kriechmayr

Mehrere Schutzengel hatte Wengen-Sieger Vincent Kriechmayr, dessen Traum vom Sieg wenige Sekunden nach dem Start geplatzt war. Der Oberösterreicher lag nach dem Sprung in der Mausefalle bereits auf dem Boden, konnte sich aber wieder aufrappeln und kämpfte trotz des Rückstands weiter. Dem in der Folge zu hohen Risiko zollte er nach der Hausbergkante Tribut: Kriechmayr verkantete im Linksschwung zur Traverse, verlor die Richtung und konnte einen Aufprall im Netz artistisch gerade noch vermeiden. Das Rennen war für den 27-Jährigen aber endgültig vorbei.

„Ich bin nicht ins Rennen gegangen, nur damit ich heil runterkomme. Beide Situationen waren sinnlos. Ich habe schon beim Start einen Stock fast verloren, da hat es mir schon gereicht“, sagte Kriechmayr. „Spätestens nach der Mausefalle habe ich gewusst, dass das Rennen für mich vorbei ist. Ich habe mir gedacht, ich fordere es mal raus und schaue, wie lange es gut geht.“

Fersenbeinbruch bei Franz

Ohne Sturz oder offensichtliches Problem ging die Abfahrt und auch die Saison für Max Franz schmerzlich mit einem Fersenbeinbruch zu Ende. Zum vierten Mal in Folge blieb der Kärntner auf der Streif ohne Resultat. Wie vor zwei Jahren trug er eine schwere Verletzung davon, ohne davor gestürzt zu sein. Bereits nach dem Karussell war die Fahrt für den 29-Jährigen, der in dieser Saison die Weltcup-Abfahrt in Lake Louise und den Super-G in Beaver Creek für sich entschieden hatte, nach einem Schlag abrupt zu Ende – Franz schwang ab.

Die folgende Untersuchung offenbarte das Ausmaß der Verletzung. Für Franz ist die WM-Saison damit vorbei. Schon 2016 hatte er die Saison nach einem Sturz im Streif-Training beenden müssen. 2017 verlor er im Rennen einen Ski, im Vorjahr war der Kärntner wegen einer Magen-Darm-Infektion in der Zuschauerrolle.