Mikaela Shiffrin
AP/Alessandro Trovati
Ski-WM

Shiffrin schnappt sich Super-G-Gold

Die erste Weltmeisterin der 45. alpinen Weltmeisterschaft heißt Mikaela Shiffrin. Die US-Amerikanerin schnappte sich am Dienstag in Aare in einem wahren Hundertstelkrimi vor der Italienerin Sofia Goggia und Corinne Suter aus der Schweiz Gold im Super-G. Für Österreichs Athletinnen setzte es hingegen eine Pleite.

Am Ende entschieden nur 51 Zentimeter oder zwei Hundertstel zugunsten der US-Amerikanerin, die auch bei ihrem vierten Super-G-Start in dieser Saison zum Schluss auf der obersten Stufe des Podests stand. Auch die drittplatzierte Suter lag mit 0,05 Sekunden nur einen Hauch hinter der Siegerin. Wie knapp es an der Spitze zuging, musste besonders Viktoria Rebensburg erfahren: Der viertplatzierten Deutschen fehlten am Ende ebenfalls nur lächerliche zwei Hundertstel auf das Podest.

Die Österreicherinnen leisteten sich auf der verkürzten Strecke auf dem Aareskutan zu viele Fehler und spielten im Kampf um die Medaillen keine Rolle. Die entthronte Weltmeisterin Nicole Schmidhofer landete als beste ÖSV-Läuferin nur auf dem elften Platz (+0,69 Sek.), Tamara Tippler wurde unmittelbar dahinter Zwölfte (+0,72 Sek.). Ramona Siebenhofer musste sich mit 1,19 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit mit Platz 15 begnügen. Stephanie Venier und Christina Ager schieden aus.

1. Mikaela Shiffrin (USA)
2. Sofia Goggia (ITA)
3. Corinne Suter (SUI)

Shiffrin: „Habe das nicht erwartet“

Mit Shiffrin holte sich zum zweiten Mal nach Lindsey Vonn 2009 eine Amerikanerin Super-G-Gold bei einer Weltmeisterschaft. Mit dem Sieg der 23-Jährigen, die in der aktuellen Saison bereits in Lake Louise, St. Moritz und Cortina d’Ampezzo gewonnen hatte, endete auch die kurze Serie der österreichischen Weltmeisterinnen. Vor Schmidhofer hatte 2015 Anna Veith, damals noch als Anna Fenninger, Super-G-Gold geholt. Österreich bleibt in der ewigen Bestenliste mit sieben Titeln aber trotzdem die Nummer eins.

„Ich habe das wirklich nicht erwartet“, sagte die neue Weltmeisterin, die erstmals bei einer WM in einem Speed-Bewerb am Start gewesen war, im ORF-Interview, „es ist verrückt, es war auch ein absolut enges Rennen.“ Shiffrins Umfeld war ebenfalls vom durch einen Schneesturm verursachten Anreisechaos betroffen. „Meine Trainer sind erst heute in der Nacht um 1.00 Uhr angekommen. Die Hälfte meines Equipments fehlte, ich hatte Ski und Skischuhe und habe es einfach versucht“, so Shiffrin.

Schwerer Sturz von Vonn

Für Shiffrins Landsfrau Vonn endete der erste Teil ihrer Abschiedstour mit einem Sturz. Die Amerikanerin, die sich in Schweden aus dem aktiven Skisport verabschiedet, wurde im oberen Teil von einer Welle abgeworfen, räumte das nächste Tor ab und krachte anschließend hart ins Fangnetz. Die 34-Jährige, die nach der WM ihre Karriere beendet, hatte jedoch Glück im Unglück und blieb dem ersten Anschein nach unverletzt. Vonn fuhr selbst ins Ziel. „Ich habe gekämpft, habe Gas gegeben, und das hat nicht funktioniert“, so die Amerikanerin.

Sportlich enttäuschend endete der erste WM-Bewerb bei arktischen Temperaturen von minus 21 Grad Celsius im Ziel, auch für Schmidhofers „Vize“ von St. Moritz, Tina Weirather. Die Liechtensteinerin fuhr im oberen Teil an einem Tor vorbei. Lara Gut-Behrami, vor zwei Jahren Dritte, landete in Aare zwar vor Schmidhofer, aber trotzdem nur auf Platz neun. Olympiasiegerin Ester Ledecka konnte ihre Sensation aus Pyeongchang nicht wiederholen. Das tschechische Multitalent klassierte sich mit 2,80 Sekunden Rückstand auf dem 23. Rang.

Schmidhofer riskiert zu viel

Für Schmidhofer war der Traum von der Titelverteidigung bereits im oberen Teil geplatzt. Die Steirerin riskierte auf dem schnellen Kurs zu viel und wurde beinahe aus der Bahn geworfen. „Es war etwas untypisch für mich. Wie ich gesagt habe, man darf sich hier runter keine Fehler leisten, und bei mir waren zwei dabei. Ich habe alles riskiert und leider nichts gewonnen“, sagte die entthronte Weltmeisterin im ORF-Interview.

Nicole Schmidhofer
GEPA/Wolfgang Grebien
Schmidhofer fand im Gegensatz zum Rennen vor zwei Jahren diesmal nicht die schnellste Linie

Auch Schmidhofers Teamkollegin Tippler haderte mit ihren Fehlern. „Es ist Wind drinnen, hohes Tempo für einen Super-G. Da muss man alles gut erwischen, das ist mir nicht gelungen, ich habe einen riesengroßen Fehler gemacht“, sagte die Steirerin, „ich wollte mit Köpfchen fahren, nichts dem Zufall überlassen, aber auch das Herz in die Hand nehmen. Aber Fehler passieren, wenn du nicht riskierst, gewinnst du nichts.“ Bei Siebenhofer lief es genau umgekehrt: „Ich war im Mittelteil zu schön unterwegs, habe zu wenig attackiert.“

Verkürzte Strecke

Der Start musste aufgrund starker Windböen nach unten zum Reservestart versetzt werden. Der Weg zu Gold verkürzte sich damit um vier Tore oder zehn Fahrsekunden. Schon beim Weltcup-Finale im Vorjahr hatten die Speed-Bewerbe auf verkürzter Strecke stattgefunden. Die nächste Entscheidung bei den Damen steht am Freitag mit der Kombination (Abfahrt: 11.00 Uhr, Slalom: 16.15 Uhr, jeweils live in ORF eins) auf dem Programm.