Vincent Kriechmayr (AUT)
APA/EXPA/Johann Groder
Ski alpin

Kriechmayr fährt zu Silber im Super-G

Für Österreich hat es im zweiten Bewerb bei der WM in Aare mit der ersten Medaille geklappt. Vincent Kriechmayr eroberte am Mittwoch Silber im Super-G. Die Entscheidung um die Medaillen fiel ähnlich knapp aus wie bei den Damen. Der Italiener Dominik Paris holte Gold mit einem Vorsprung von 0,09 Sekunden auf Kriechmayr und den ex aequo zweitplatzierten Franzosen Johan Clarey.

Hinter dem Trio landete der Südtiroler Christof Innerhofer auf dem vierten Platz (+0,35) vor dem Franzosen Adrien Theaux (0,37) und dem deutschen Kitzbühel-Sieger Josef Ferstl (0,39). Für die restlichen Österreicher verlief das Rennen hingegen nicht nach Wunsch. WM-Debütant Daniel Danklmaier belegte mit einem Rückstand von 1,08 Sekunden Rang 20. Matthias Mayer fuhr mit zweitbester zweiter Zwischenzeit ebenso an einem Tor vorbei wie Hannes Reichelt.

Neben den zwei ÖSV-Assen mussten weitere Mitfavoriten eine herbe Enttäuschung verdauen. Vor allem die Norweger wurden im von ihrem Trainer Reto Nydegger gesteckten Kurs schwer geschlagen. Bester wurde Adrian Smiseth Sejerstad als Achter (0,50). Aksel Lund Svindal kam in seinem vorletzten Rennen nicht über Rang 16 (0,92) hinaus, Kjetil Jansrud und Aleksandar Aamodt Kilde kassierten große Rückstände. Die Schweizer brachten keinen Läufer in die Top Ten.

Dominik Paris (ITA)
GEPA/Mario Kneisl
Mit Dominik Paris jubelte am Ende einer der Favoriten über die Goldmedaille

Premieren für die Top Drei

Kriechmayr jubelte indes über seine erste Medaille bei einem Großereignis. „Ich freue mich irrsinnig darüber. Aber mich wurmt es sogar, dass ich im Mittelteil nicht besser gefahren bin. Aber es war sehr schwierig, und Dominik (Paris, Anm.) ist heute einfach der Bessere gewesen“, erklärte der 27-Jährige im ORF-Interview. „Wie ich gesehen habe, dass die Sonne rausgekommen ist, habe ich schon noch geschwitzt, weil noch einige gute Läufer oben waren. Aber keiner ist fehlerfrei runtergekommen, es war schon sehr schwierig.“

1. Dominik Paris (ITA)
2. Vincent Kriechmayr (AUT)
2. Johan Clarey (FRA)

Während sich der 38-jährige Clarey mit seiner ersten Medaille zum ältesten WM-Medaillengewinner der Geschichte machte („Das ist im Super-G eine große Überraschung für mich“), feierte Paris nach Abfahrtssilber 2013 seine erste Goldmedaille. „Mir fehlen ein wenig die Worte. Aber es ist ein großartiger Tag. Dass es so läuft, hätte ich mir nie gedacht“, sagte der Südtiroler, der in dieser Saison den Super-G in Bormio gewonnen hatte. „Bei einer Weltmeisterschaft gibt es nur Vollgas, und daher habe ich versucht, es voll durchzudrücken. Das ist mir gelungen“, erklärte Paris sein Erfolgsrezept.

Kriechmayr mit unbelohnter Aufholjagd

Beat Feuz, der am Ende 18. wurde, eröffnete das Rennen. Bereits beim Schweizer zeigte sich, dass die Läufer eine schwierige Kurssetzung mit vielen Übergängen und Wellen erwartet. Paris lieferte trotz der frühen Startnummer drei vor allem oben eine starke Fahrt ab, wegen eines Fehlers vor dem Ziel musste der 29-Jährige aber lange um den Sieg zittern. Wie viele andere Läufer holte auch Kriechmayr auf. Der Oberösterreicher machte auf den letzten Metern 0,40 Sekunden gut, blieb aber im Ziel um einen Hauch hinter der Bestzeit.

Gold für Dominik Paris

Der Südtiroler erwischt den selektiven Kurs am schnellsten und holt wie sein Landsmann Patrick Staudacher 2007 in Aare Gold.

„Es ist wirklich sehr dunkel, wir haben das schon bei der Hangbefahrung gestern gehabt. Es ist sehr viel Gelände drinnen, und wenn man nichts sieht, macht es das auf keinen Fall leichter“, erklärte Kriechmayr. „Ich bin aber schon zufrieden. Oben bin ich gut gefahren, unten bin ich gut gefahren, den Mittelteil habe ich vielleicht nicht so erwischt, wie ich es mir vorgestellt habe. Bei der letzten Zwischenzeit bin ich runder reingefahren als Dominik, daher war ich da zurück und habe dann aufholen können.“

Torfehler zipft Mayer „brutal an“

Für Mayer klappte es hingegen auch in seinem zehnten WM-Rennen nicht mit der ersten Medaille. Der zweifache Olympiasieger legte stark los und hatte bei der zweiten Zwischenzeit einen Vorsprung von 0,12 Sekunden auf Paris. Bei knapp einer Minute Fahrzeit machte der Kärntner aber zu wenig Richtung vor einem Sprung und fuhr am Tor vorbei. „Ich wollte ein Spur direkter fahren als die anderen, weil ich gesehen habe, dass die zu rund waren. Es zipft mich brutal an. Es wäre alles drinnen gewesen. Das muss ich jetzt so hinnehmen“, sagte Mayer.

Matthias Mayer (AUT)
APA/AFP/Fabrice Coffrini
Matthias Mayer lieferte bis zu seinem Ausfall ein schnelle Fahrt ab

Für Reichelt, den Super-G-Weltmeister von 2015, lief das Rennen von Anfang an nicht nach Wunsch. „Ich bin in der Traverse zu tief geworden und hatte auf der Welle zu viel Druck. Danach wollte ich einfach alles riskieren, und manchmal geht es auf oder manchmal eben nicht. Es war eine Folgeerscheinung von oben, dass ich dann mehr riskiert habe“, erklärte der 38-jährige Salzburger seinen Ausfall. „Die Sicht war sehr gleichmäßig, die vorderen Nummer hatten keinen Vorteil. Dominik (Paris, Anm.) ist es einfach super gefahren. Die Burschen haben es sich verdient“, gratulierte Reichelt den Top Drei.

Danklmaier, der für den verletzten Max Franz ins WM-Aufgebot rutschte, genoss vor allem seinen ersten Auftritt bei einem Großereignis. Der 25-jährige Steirer haderte aber auch mit zwei Fehlern. „Der Speed hat gepasst, aber zwei Linienfehler sollten bei so einem Rennen nicht passieren. Aber es war richtig geil, dass ich am Start sein durfte und mich durchgesetzt habe. Ich war sicher etwas nervöser als sonst, die Rennspannung war aber da. Vielleicht wollte ich zu viel“, bilanzierte Danklmaier seinen ersten WM-Start.