Ski-WM

Siebenhofer fehlt Hauch auf Medaille

Das Siegerfoto einer alpinen WM-Kombination bei den Damen ziert erstmals seit der WM 1989 in Vail kein österreichisches Gesicht. Ramona Siebenhofer schrammte am Freitag bei den Titelkämpfen in Aare hauchdünn am Podest vorbei. Der Sieg ging wie schon 2017 an die Schweizerin Wendy Holdener.

Die 25-jährige Holdener verteidigte hingegen als erste Läuferin seit der Kroatin Janica Kostelic den Titel in der Kombination. Die Schweizerin setzte sich in einem spannenden Schlagabtausch um drei Hundertstel gegen die Slowakin Petra Vlhova durch, die die erste Einzelmedaille im alpinen Skisport und die zweite überhaupt für ihr Heimatland gewann. Bronze ging an die Norwegerin Ragnhild Mowinckel (+0,45 Sek.).

Siebenhofer, die die Abfahrt am Vormittag mit 0,01 Sekunden Vorsprung auf die Slowenien Ilka Stuhec für sich entschieden hatte, fehlten am Ende nur vier Hundertstel auf ihre erste WM-Medaille. Franziska Gritsch landete als zweitbeste Österreicherin auf Rang acht. Die im Vorfeld von einem grippalen Infekt geschwächte Christina Ager landete auf Rang 17. Ricarda Haaser schied aus.

Stolze Serie zu Ende

Mit dem Verpassen des Podests ging eine stolze rot-weiß-rote Serie in der Damen-Kombination zu Ende. Seit der WM 1991 in Saalbach-Hinterglemm war bei jedem Kombi-Bewerb immer mindestens eine Österreicherin unter den ersten drei gelandet. In den vergangenen 14 Weltmeisterschaften hatten die rot-weiß-roten Kombiniererinnen insgesamt 16-mal Edelmetall geholt.

„Ich bin sehr enttäuscht. Vier Hundertstel und der vierte Platz, das tut weh“, sagte Siebenhofer, die im ORF-Interview mit den Tränen zu kämpfen hatte. Die Steirerin haderte nicht mit dem Slalom, in dem sie die achtschnellste Laufzeit erzielte, sondern mit der Abfahrt: „Ich habe in der Abfahrt in der Linie etwas probiert, was leider nicht funktioniert hat. Dann wäre der Abstand vielleicht größer gewesen. Es ist sehr schade.“

Trost gab es von der Drittplatzierten Mowinckel, die sich über ihre erste WM-Medaille freuen durfte: „Unglaublich, das ist Wahnsinn. Ramona Siebenhofer ist auch sehr gut gefahren, es war so knapp, dieses Mal waren die Hundertstel eben auf meiner Seite“, sagte die Norwegerin, die in der Abfahrt nur sechs Hundertstel auf die Österreicherin eingebüßt hatte. „Es war ein sehr schneller Slalom, und ich habe sehr schnelle Füße. Ich habe mein Bestes gegeben, es ist einfach super“, so die 26-Jährige.

Wendy Holdener triumphiert in der WM-Kombination

Wendy Holdener (SUI) verteidigt in Are ihren WM-Titel in der Kombination knapp vor Petra Vlhova (SLK) und Ragnhild Mowinckel (NOR). Ramona Siebenhofer (AUT) wird Vierte.

Gritsch rechtfertigt Aufstellung

Auch Gritsch, die zweitbeste Österreicherin im Klassement, ärgerte sich über eine nicht wunschgemäße Abfahrt. „Ich bin mit dem Slalom sehr zufrieden, es war eine kleine Wiedergutmachung. Daher zipft mich die Abfahrt schon sehr an. Aber es ist kein Wunschkonzert“, sagte die Tirolerin, die ihre Aufstellung mit der viertbesten Slalom-Zeit mehr als gerechtfertigt hatte, „ich glaube, es war ein sehr gelungenes WM-Debüt für mich. Vielleicht habe ich noch die Chance im Team-Bewerb, da werden wir schauen, was wir rausholen können.“

Haaser hatte zwar angekündigt im Slalom alles zu riskieren, wurde dafür aber nicht belohnt. Die nach der Abfahrt siebentplatzierte Tirolerin fädelte zuerst ein und kam danach auch noch zu Sturz. „Es ist ein bisschen Ärger da, ich habe mich schon nach der Abfahrt ein bisschen geärgert gehabt, weil da mehr drinnen gewesen wäre. Aber Nachweinen bringt nichts“, sagte Haaser. Ager merkte die krankheitsbeding fehlende Vorbereitung: „Es war trotzdem eine coole Erfahrung“, sagte die 23-Jährige.

Holdener hält Druck stand

Bei der alten und neuen Weltmeisterin Holdener schlug das Gefühlspendel bei der Zieldurchfahrt genau in die andere Richtung – obwohl sich die Schweizerin bei der Zieldurchfahrt nicht sicher war. „Ich wusste nicht, wo ich stehe. Ich bin schon besser Slalom gefahren, es war doch schwierig, das geile Gefühl, das ich im Kopf hatte, abzurufen. Ich habe gekämpft und dann die Reaktion im Publikum abgewartet. Da kam erst nichts, dann wurde getobt, und ich dachte, es könnte grün aufleuchten“, sagte die Weltmeisterin.

Wendy Holdener (SUI) im Kombi-Slalom
APA/AFP/Jonathan Nackstrand
Holdener trat mit ihrer erfolgreichen Titelverteidigung in die Fußstapfen von Janica Kostelic

„Es zeigt einmal mehr, dass ich dem Druck standhalten und Leistung abrufen kann. Es ist perfekt, so weiterzugehen, weil ich habe noch Rennen vor mir“, so die Schweizerin, die auch im Slalom als heiße Medaillenkandidatin gilt. Dort kommt es auch zu einer Neuauflage des Duells mit Vlhova, die sich über die erste slowakische Einzel-Medaille – 2017 hatte sie mit dem Team Silber geholt – freute. „Ich bin schon zufrieden, aber es war sehr eng, und deswegen bin ich auch ein wenig traurig. Am Ende bin ich aber wieder glücklich“, so die 23-Jährige.

Prominente Zuschauerinnen

Die Kombination von Aare könnte die letzte WM-Entscheidung in dieser Disziplin gewesen sein. Der gesunkene Stellenwert des Bewerbs zeigte sich 2019 auch in der Startliste für den Slalom. Von fünf genannten Schweizerinnen trat nur die spätere Siegerin Holdener neben der Abfahrt auch in der Entscheidung an.

Die restlichen vier Starterinnen nutzten, so wie US-Star Lindsey Vonn und Tina Weirather aus Liechtenstein, die Kombi-Abfahrt als zusätzlichen Trainingslauf für das Rennen am Sonntag. Topfavoritin Mikaela Shiffrin aus den USA hatte überhaupt auf einen Start verzichtet. Olympiasiegerin Michelle Gisin, ebenfalls aus der Schweiz, fehlte verletzungsbedingt.