Vincent Kriechmayr
GEPA/Andreas Pranter
Ski-WM

Kriechmayr legt Abfahrtsbronze nach

Vincent Kriechmayr hat am Samstag seine zweite Medaille bei der alpinen Ski-WM in Aare geholt. Nach einstündiger Verschiebung, auf verkürzter Strecke und bei schwierigen Bedingungen eroberte der 27-jährige Oberösterreicher nach Silber im Super-G Bronze in der Abfahrt. Gold ging an den Norweger Kjetil Jansrud vor Landsmann Aksel Lund Svindal.

Die Entscheidung fiel dabei denkbar knapp aus. Am Ende hatte Jansrud nach einer Fahrtzeit von 1:19,98 Minuten nur 0,02 Sekunden bzw. 54 Zentimeter Vorsprung auf den 36-jährigen Svindal, der damit in seinem letzten Rennen noch einmal über Edelmetall jubeln durfte. Kriechmayr ließ das Führungsduo mit Startnummer 17 noch einmal zittern, kam aber mit einem Rückstand von 0,33 Sekunden ins Ziel.

Rang vier ging an Titelverteidiger Beat Feuz (+0,44). Matthias Mayer belegte den fünften Platz (0,65), unmittelbar dahinter landete der italienische Super-G-Weltmeister Dominik Paris. Otmar Striedinger kam bei seinem Debüt in einer WM-Abfahrt nach dem letzten Sprung zu Sturz, rutschte ins Ziel und blieb unverletzt. Hannes Reichelt ging nach seinem Auslosungsboykott als 46. Läufer ins Rennen und hatte als 29. nach einem schweren Fehler 1,89 Sekunden Rückstand.

1. Kjetil Jansrud (NOR)
2. Aksel Lund Svindal (NOR)
3. Vincent Kriechmayr (AUT)

Kriechmayr mit Platz drei „super happy“

Die ÖSV-Herren müssen damit zwar weiter auf das erste Abfahrtsgold seit Michael Walchhofer im Jahr 2003 warten, Kriechmayr holte aber die zweite ÖSV-Bronzemedaille nach Max Franz in St. Moritz 2017. „Das war ein verrücktes Rennen. Ich bin echt gut gefahren und freue mich irrsinnig über meine Leistung. Ich glaube, ich habe das Maximum herausgeholt, mehr war nicht drinnen. Deshalb bin ich super happy, vor allem dass ich auf dem Podest bin“, sagte Kriechmayr im ORF-Interview.

Die Abfahrt wurde für die Herren zur Geduldsprobe. Das für in der Früh angesetzte Training des oberen Streckenteils musste abgesagt werden, weshalb das Rennen vom Super-G-Start in Szene ging. Die für 12.30 Uhr angesetzte Startzeit wurde zunächst bestätigt und danach wegen Nebels und Schneefalls doch um eine Stunde verschoben. Da sich keine Wetterbesserung einstellte, stand eine Absage im Raum. Der Renndirektor des Weltskiverbands (FIS), Markus Waldner, entschied sich aber für den Start.

Aksel Lund Svindal, Kjetil Jansrud und Vincent Kriechmayr am Siegerpodest
AP/Marco Trovati
Das Siegerfoto nach der Herren-Abfahrt: Aksel Lund Svindal, Kjetil Jansrud und Vincent Kriechmayr

„Die Strecke war langsam, aber nicht schwierig. Man musste versuchen eine enge Linie zu fahren und Tempo zu machen“, sagte Kriechmayr, der sich aus Angst vor einer Wetterbesserung lange nicht zu Platz drei gratulieren lassen wollte. „Ganz ehrlich, so ein Rennen habe ich noch nie erlebt. Es hat keiner mehr mit einem Start gerechnet. Es war schon eine sehr spezielle Abfahrt“, sagte der Oberösterreicher.

Norweger im Jubel vereint

Am Ende wurde das Rennen vor allem zur Show für die Norweger. Jansrud, der bisher zweimal WM-Silber (2015 in der Kombination, 2017 im Super-G) geholt hatte, legte mit Startnummer sechs die Bestzeit hin und jubelte über seine Fahrt im Ziel. Zwei Nummern danach nahm Svindal seine Abschiedsvorstellung in Angriff. Der Routinier lag oben knapp voran, ein kleiner Fehler im Mittelteil kostete ihn aber die entscheidende Zeit für sein drittes Abfahrtsgold nach 2007 und 2013.

Aksel Lund Svindal jubelt
APA/EXPA/Dominik Angerer
Vizeweltmeister Svindal genoss das Gefühl im Zielraum nach seinem letzten Rennen

Für Svindal war das aber kein Problem. Der 36-Jährige freute sich viel mehr über seine insgesamt neunte WM-Medaille. „Als ich im Ziel angekommen war, habe ich gesehen, dass ich zwei Hundertstel zurück bin. Bei Olympia letztes Jahr war es umgekehrt (0,12 vor Jansrud, Anm.). Ich glaube, dass ich in meinem letzten Rennen eine gute Show geboten habe, das war mir eigentlich das Wichtigste. Die Stimmung war unglaublich, wie ich ins Ziel gekommen bin“, sagte Svindal.

Jansrud hatte gemeinsam mit seinem Landsmann im Zielraum jedenfalls seinen Spaß. „Es ist eine Ehre, mit ihm auf dem Podest zu stehen. Es gibt nur sehr wenige, die so aufhören können. Ein Doppelsieg ist unglaublich“, sagte der neue Weltmeister. „Ich bin mit meiner Fahrt wirklich sehr zufrieden. Die Resultate waren in dieser Saison bisher nicht so gut, das macht es emotional nicht so leicht. Man kämpft sich aber durch und hofft, dass es wieder klappt. Dass es ausgerechnet an so einem Tag funktioniert, ist fast unglaublich“, sagte der 33-Jährige über seine erste WM-Goldmedaille, die er nach seinem Kitzbühel-Sturz mit einer gebrochenen Mittelhand holte.

Mayer hadert mit früher Startnummer

Für Mayer endete unterdessen auch sein zehntes WM-Rennen ohne Medaille. Der zweifache Olympiasieger ging als vierter Läufer in die Abfahrt und war darüber nicht sonderlich erfreut. „Man hat die ganze Zeit den Schnee rausgeschoben. Nur wenn man die Spur genau getroffen hat, hat es dich angeschoben. Ganz vorne zu fahren, war sicher nicht optimal“, sagte der 28-jährige Kärntner, der vom Start des Rennens verwundert war. „Damit hat keiner mehr gerechnet. Es hat von oben bis unten geschneit, und dazwischen war der Nebel. Ich denke aber, dass alle die gleichen Verhältnisse hatten.“

Reichelt nach Fehler „brutal hergestoppt“

Auf Reichelt wartete unterdessen noch gespannt das Führungstrio. Der 38-jährige Salzburger lag bei der ersten Zwischenzeit tatsächlich 0,04 Sekunden vor Jansrud. Unmittelbar danach passierte Reichelt ein folgenschwerer Fehler, der ihn in den Tiefschnee neben der Ideallinie beförderte. „Da war ich eine Spur zu ungeduldig, habe den Schwung zu früh angezogen und zu wenig Richtung gehabt. Dann hat es mich da draußen brutalst hergestoppt“, sagte der ÖSV-Routinier.

Zum „Trick“ mit der Startnummernwahl meinte Reichelt: „Das war definitiv die richtige Entscheidung. Es ist ein Zeichen, dass solche Sachen bei einer WM auch überdacht gehören, aber das war nicht meine Absicht.“ Wäre das Rennen nach 30 Läufern abgegebrochen und gewertet worden, hätte der Salzburger gar nicht starten dürfen. „Diese Angst habe ich gehabt, das kann man nicht beeinflussen. Ich hätte sicher geschimpft, aber wenn die Sicherheit nicht gewährleistet gewesen wäre, hätte ich mich halt verpokert. Es ist jetzt auch daneben gegangen, aber es hat bis zur ersten Zwischenzeit gut ausgeschaut.“