Skispringer Andreas Wellinger, Stefan Kraft, Philipp Aschenwald und Gregor Schlierenzauer
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Skispringen

ÖSV-Adler beenden in Lahti Durststrecke

Österreichs Skispringer haben zehn Tage vor der Eröffnung der Heim-WM in Seefeld und Innsbruck erstmals seit fast zwei Jahren wieder einen Weltcup-Team-Bewerb für sich entschieden. Philipp Aschenwald, Gregor Schlierenzauer, Michael Hayböck und Stefan Kraft setzten sich am Samstag in Lahti vor Deutschland durch. Es war der erste Sieg eines ÖSV-Quartetts seit 11. März 2017 auf dem Holmenkollen in Oslo.

Für Weltcup-Rekordsieger Schlierenzauer (53 Einzel-Siege) war es sogar der erste Weltcup-Erfolg seit 6. Dezember 2014, also seit mehr als vier Jahren. Im Kampf um Platz drei setzte sich Japan vor Polen durch.

Die ÖSV-Adler kämpften von Beginn an mit den Deutschen um die Führung, die Entscheidung fiel erst mit Schlussspringer Kraft. Mit einem 130-m-Satz gab der Salzburger auf der Großschanze, auf der er vor zwei Jahren Weltmeister geworden war, dem Team des Deutschen Skiverbands (DSV) um elf Punkte das Nachsehen. Die Österreicher waren nach dem ersten Durchgang 25,1 Zähler vor den Deutschen gelegen. Im Finale ging Deutschland nach dem ersten Springer noch einmal in Führung, dann übernahm aber die ÖSV-Truppe wieder das Kommando.

„Acht echt geile Sprünge“

„Genial, dass das heute passiert ist. Sicher haben wir gewusst, dass wir da um das Stockerl mitspringen können“, meinte Kraft. Der 25-jährige Doppelweltmeister von 2017 attestierte seinem Team „acht echt geile Sprünge“. „Das ist in Lahti nicht so einfach, das ist immer eine Überraschungskiste, ob es dich da trägt oder nicht.“ Und zu seinen eigenen Gefühlen: „Es hat gutgetan, wieder mal als Letzter da oben zu stehen.“

Sieg für ÖSV-Adler

Zwei Jahre mussten Österreichs Adler auf einen Sieg im Mannschaftsspringen warten, jetzt ist es dem Quartett Aschenwald, Schlierenzauer, Hayböck und Kraft in Lahti gelungen.

Besonders erfreulich war das Ergebnis natürlich auch für Schlierenzauer, der nach einer zehnwöchigen Weltcup-Auszeit mit 120,5 und 117,5 m seinen Teil zum Erfolg beisteuerte und seine Anwartschaft auf ein WM-Ticket untermauerte. Das Warten auf die weitere Konkurrenz als Erster war auch für ihn „fast schon ein bisserl ungewohnt, so ehrlich muss man sein“, sagte der 29-jährige Tiroler im ORF-Interview. „Es zeigt, dass im Sport alles immer eng beisammen ist. Ich bin, glaube ich, auf einem guten Weg und happy, dass ich es mit einer Startnummer gut rübergebracht habe“, erklärte Schlierenzauer.

„Ein guter Boost in Richtung WM“

Auch Hayböck, der vor allem im ersten Durchgang mit 125,5 m großen Anteil an der Halbzeitführung hatte, war nach seinen 122 m im zweiten glücklich. „Das ist wirklich sehr cool, vor allem auch, dass Gregor wieder dazugekommen ist, macht es besonders. Die Saison war bis jetzt nicht einfach, aber wir haben uns stetig weiterentwickelt“, meinte der 27-jährige Oberösterreicher. Der Sieg tue ihm gut. „Ich merke, dass es weiter bergaufgeht. Die WM kommt immer näher, ich muss mich auch erst qualifizieren. Die Sicherheit kommt immer mehr zurück, das war ein guter Boost in Richtung WM.“

Skispringer Gregor Schlierenzauer, Michael Hayboeck, Stefan Kraft und Philipp Aschenwald
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Gregor Schlierenzauer, Michael Hayböck, Stefan Kraft und Philipp Aschenwald tankten Selbstvertrauen vor der Heim-WM

Aschenwald hatte mit einem 128-m-Satz für den perfekten Auftakt der Österreicher gesorgt. „Da bin ich richtig cool ins Fliegen gekommen.“ Im Finale musste er sich mit 117,5 m zufriedengeben. „Es war ziemlich turbulent in der Luft, das macht auf der Schanze viel aus. Ich bin mit meiner Leistung grundsätzlich zufrieden“, sagte der 23-jährige nach seinen ersten Weltcup-Sieg. Kraft hatte schon im ersten Durchgang seine Freude auch beim Beobachten seiner Kollegen. „Es macht Spaß, wenn da jeder runtersegelt. Da kann man sich mit freuen, so machen Team-Springen viel Spaß.“

Die Norweger spielten an diesem Tag keine Rolle, weil Andreas Stjernen noch unter dem Eindruck eines spektakulären, aber glimpflich verlaufenen Sturzes im Probedurchgang gestanden war und dann im Bewerb bei nur 83 m landete. So qualifizierten sich die finnischen Lokalmatadore noch für das Finale der besten acht Teams.

Gedenken an Matti Nykänen

Die Bewerbe in Lahti stehen auch im Zeichen des kürzlich verstorbenen Matti Nykänen. ÖSV-Cheftrainer Andreas Felder hatte als Geste des ÖSV Nykänens früherem Coach, Hannu Lepistö, der selbst einmal das ÖSV-Team trainiert hatte, einen Kranz überreicht. Schlierenzauer traf Nykänen vor rund sechs Jahren. „Speziell in Lahti in Finnland merkt man schon, dass eine Ikone des Skisprungsports gegangen ist. Von dem her fliegt er jetzt für immer, und ich wünsche ihm da oben alles Gute“, sagte der Tiroler.

Weltcup-Team-Bewerb in Lahti

Endstand nach zwei Durchgängen:
1. Österreich 953,6
Philipp Aschenwald 128,0 / 117,5
Gregor Schlierenzauer 120,5 / 117,5
Michael Hayböck 125,5 / 122,0
Stefan Kraft 122,0 / 130,0
2. Deutschland 942,6
Karl Geiger 129,5 / 130,5
Richard Freitag 119,0 / 113,5
Andreas Wellinger 117,0 / 123,0
Stephan Leyhe 119,5 / 124,5
3. Japan 929,5
Yukiya Sato 129,5 / 126,0
Daiki Ito 114,5 / 117,5
Junshiro Kobayashi 117,5 / 125,0
Ryoyu Kobayashi 115,5 / 125,0
4. Polen 925,7
Jakub Wolny 112,0 / 106,0
Piotr Zyla 120,0 / 125,5
Dawid Kubacki 123,0 / 131,0
Kamil Stoch 124,0 / 119,0
5. Slowenien 877,3
Bor Pavlovcic 114,0 / 115,5
Peter Prevc 111,0 / 121,0
Jernej Damjan 118,0 / 122,5
Ziga Jelar 114,0 / 125,5
6. Schweiz 831,5
Andreas Schuler 112,0 / 108,0
Dominik Peter 110,5 / 105,5
Simon Ammann 121,0 / 122,0
Killian Peier 123,5 / 119,5
7. Tschechien 818,0
Viktor Polasek 121,5 / 118,5
Cestmir Kozisek 114,0 / 104,5
Lukas Hlava 108,0 / 113,0
Roman Koudelka 119,0 / 117,0
8. Finnland 724,9
Eetu Nousiainen 118,0 / 111,5
Jarkko Määtä 104,5 / 97,0
Andreas Alamommo 105,5 / 112,5
Antti Aalto 116,5 / 101,5
Nicht für den zweiten Durchgang qualifiziert:
9. Norwegen 378,9
Johann Andre Forfang 118,0
Robert Johansson 117,0
Andreas Stjernen 83,0
Halvor Egner Granerud 123,0
10. Russland 213,9
Ilmir Hasetdinow 98,5
Maxim Sergejew 90,5
Michail Maximotschkin DSQ
Michail Nasarow 108,5