Roman Buerki
AP/Martin Meissner
Fußball

Leader Dortmund zeigt erstmals Nerven

Borussia Dortmund lässt zum ersten Mal in dieser Saison die bisherige Souveränität vermissen. Beim 3:3 am Samstag in der deutschen Bundesliga daheim gegen Hoffenheim verspielte der Leader ein 3:0 – und damit zum dritten Mal innerhalb einer Woche eine Führung.

Mit dem unnötigen Ausrutscher wächst auch der Druck. Denn Verfolger Bayern München nutzte die Gunst der Stunde und verkürzte mit dem 3:1 über Schalke den Rückstand auf den Spitzenreiter auf fünf Punkte. „Es fühlt sich an wie eine Niederlage“, gestand Borussia-Torschütze Raphael Guerreiro, „wir müssen uns verbessern, müssen dranbleiben.“

Für die Dortmunder war das Hoffenheim-Match ein unliebsames Deja-vu-Erlebnis. Am vergangenen Wochenende mussten sie sich in Frankfurt nach dem 1:0-Führungstor und vielen weiteren Chancen mit einem 1:1 begnügen. Beim Pokal-Aus am Dienstag gegen Werder Bremen wurde selbst eine zweimalige Führung in der Verlängerung noch verspielt.

„Wir haben eine sehr junge Mannschaft“

BVB-Assistenztrainer Edin Terzic, der den grippekranken Chefcoach Lucien Favre vertrat, weiß um diese Schwäche: „Es ist ärgerlich, dass man dreimal innerhalb von sieben Tage eine Führung aus der Hand gibt. Aber wir haben eine sehr junge Mannschaft, der wir Fehler zugestehen. Das wollen wir in Angriff nehmen, um stabiler zu sein.“

Dortmund-Spieler
Reuters/Leon Kuegeler
Die Stimmung beim Tabellenführer war schon einmal besser

Auch alle Versuche von Favre, den Dämpfer mit telefonischen Anweisungen aus dem heimischen Krankenzimmer noch abzuwenden, schlugen fehl. Mit dem Fehlen des Trainers war der Einbruch nach Meinung von Defensivspieler Julian Weigl jedoch nicht zu erklären: „Klar, Lucien Favre ist immer sehr akribisch und greift auch beim Spiel manchmal ein. Aber ich glaube nicht, dass wir deshalb einen Nachteil hatten.“

Reus wird schmerzlich vermisst

Neben Favre wurde auch Marco Reus schmerzlich vermisst. Ausgerechnet in der vorentscheidenden Saisonphase hat es den für seine Verletzungsanfälligkeit bekannten Dortmunder Schlüsselspieler nach einer stabilen Hinserie wieder erwischt. In zwei der vier bisherigen Rückrundenspiele war der Kapitän nicht dabei und droht wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel noch länger auszufallen. Zumindest sein Einsatz im Champions-League-Duell am Mittwoch mit Tottenham Hotspur und am nächsten Montag in Nürnberg scheint gefährdet zu sein.

Bayern hofft auf „Flattern“ bei Dortmund

Aufgrund dieser Probleme wittern die Bayern ihre Chance. „Ich hoffe natürlich, dass Dortmund nervös wird und die Flatter bekommt“, sagte Teamspieler Joshua Kimmich. „Sieben Punkte Rückstand sind psychologisch etwas ganz anderes als fünf Punkte.“ Sein Teamkollege Robert Lewandowski warnte: „Fünf Punkte sind kein kleiner Unterschied zwischen uns und Dortmund.“ Doch auch der Angreifer gibt sich positiv: „Dortmund weiß, dass sie Druck haben von uns.“

Trainer Niko Kovac war „im Großen und Ganzen“ zufrieden. „Ich finde, dass wir in einer guten Form sind. Wir sind läuferisch stark. Wir sind taktisch gut dabei inzwischen. Wir sind spielerisch verbessert“, sagte der Coach von David Alaba und Co. nach dem Sieg gegen Schalke. „Das war ein schönes Wochenende für uns“, fasste es Präsident Uli Hoeneß überraschend kurz zusammen.

Deutsche Bundesliga, 21. Runde

Sonntag:

Bremen – Augsburg 4:0 (3:0)

Tore: Rashica (5., 28.), Eggestein (27.), Möhwald (83.)

Bremen: Friedl auf der Bank
Augsburg: Gregoritsch spielte durch

Düsseldorf – Stuttgart 3:0 (1:0)

Tore: Karaman (34.), Fink (49.), Raman (85.)

Rote Karte: Gonzalez (93./Stuttgart)

Düsseldorf: Stöger spielte durch, Suttner auf der Bank

Samstag:

Dortmund – Hoffenheim 3:3 (2:0)

Tore: Sancho (32.), Götze (43.), Guerreiro (66.) bzw. Belfodil (75., 87.), Kaderabek (83.)

Hoffenheim: Posch und Grillitsch spielten durch

Bayern München – Schalke 3:1 (2:1)

Tore: Bruma (11./Eigentor), Lewandowski (27.), Gnabry (57.) bzw. Kutucu (25.)

Bayern: Alaba spielte durch
Schalke: Langer auf der Bank

Mönchengladbach – Hertha BSC 0:3 (0:1)

Tore: Kalou (30.), Duda (56.), Selke (76.)

Leipzig – Frankfurt 0:0

Leipzig: Ilsanker spielte durch, Sabitzer bis 91., Laimer bis 67. Minute
Frankfurt: Hinteregger spielte durch

Freiburg – Wolfsburg 3:3 (1:1)

Tore: Grifo (37.), Petersen (70.), Waldschmidt (87.) bzw. Roussillon (11.) Weghorst (63./Elfmeter), Steffen (74.)

Rote Karte: Rhein (11./Nürnberg)

Freiburg: Lienhart spielte durch
Wolfsburg: Pervan auf der Bank

Hannover – Nürnberg 2:0 (1:0)

Tore: Müller (45.+5, 77.)

Hannover: Wimmer ab 44. Minute

Freitag:

Mainz – Leverkusen 1:5 (1:4)

Tore: Quaison (9.) bzw. Wendell (5.), Havertz (20.), Brandt (30., 64.), Bellarabi (43.)

Mainz: Onisiwo ab 62. Minute
Leverkusen: Baumgartlinger ab 62. Minute, Özcan und Dragovic auf der Bank

Tabelle