Stefan Schwab
GEPA/Philipp Brem
Europa League

Rapid macht sich gegen Inter Hoffnungen

Das erste Pflichtspiel des Jahres 2019 für Rapid hat es in sich: Am Donnerstagabend gastiert Inter Mailand in Wien-Hütteldorf (18.55 Uhr). Eine Überraschung im Sechzehntelfinale der Europa League gegen den Dritten der italienischen Serie A ist zumindest theoretisch möglich – vor allem weil die „Nerazzurri“ zuletzt vorwiegend mit sich selbst beschäftigt waren.

Am Tag vor dem Schlager im Weststadion sorgte ein dürrer Tweet der Italiener für Aufsehen. Torhüter Samir Handanovic ist neuer Kapitän bei den „Nerazzurri“, wurde in dem schmucklosen Einzeiler mitgeteilt.

Was nicht erwähnt wurde: dass dem bisherigen Spielführer Mauro Icardi sein Amt entzogen wurde. Der 25-Jährige erzielte in der vorigen Saison 29 Ligatore für die Mailänder, besitzt einen hochdotierten Vertrag bis 2021 beim 18-fachen italienischen Meister und wurde zuletzt vom Clubpräsidium zur „Zukunft“ des Vereins erklärt.

Inter ohne Icardi in Wien

Als Reaktion auf die Degradierung verweigerte Icardi, die Reise zu Rapid mitzumachen. Hintergrund für den eskalierten Konflikt dürften die stockenden Verhandlungen über die Vertragsverlängerung mit dem Argentinier sein. Und das, obwohl selbst Icardis Frau Wanda Nara in ihrer Funktion als seine Beraterin zuletzt öffentlich postuliert hatte, eine Verlängerung sei nur noch eine Frage der Zeit.

EL-Sechzehntelfinale

Donnerstag (18.55 Uhr):

Rapid – Inter Mailand

Weststadion, SR Stieler (GER)

Rapid: Strebinger – Potzmann, Sonnleitner, Hofmann, Bolingoli – Grahovac, Ljubicic – Thurnwald, Schwab, Ivan – Berisha

Inter: Handanovic – Soares, De Vrij, Miranda, Asamoah – Vecino, Borja Valero – Politano, Nainggolan, Perisic – Martinez

Rückspiel: 21. Februar

Inter-Trainer Luciano Spalletti gab sich in Wien diplomatisch: Icardi seines Amtes zu entheben, sei eine „schwere und schmerzhafte“ Entscheidung gewesen. Der 59-Jährige betonte aber, dass Icardi auf eigenen Wunsch nicht gegen Rapid auflaufen werde. Geklärt werden soll der Konflikt jedenfalls erst nach dem Spiel: „Dem Match gilt meine ganze Aufmerksamkeit“, sagte Spalletti.

Kühbauer: „Wir spielen nicht gegen Namen“

Rapid-Trainer Didi Kühbauer versuchte unterdessen, sich von den Interna der Italiener nicht einlullen zu lassen. „Wir spielen nicht gegen Namen, sondern gegen eine Mannschaft“, sagte er. Die gegnerische Mannschaft heiße Inter Mailand – und sei damit auch ohne einen argentinischen Topstürmer klarer Favorit gegen Rapid.

„Wenn man sich den Marktwert anschaut: Fast 600 Millionen Euro“, sagte Kühbauer und schob trocken nach: „Wir haben ein bisschen weniger.“ Namen seien austauschbar, schloss Kühbauer seine Einschätzung zur Causa Icardi: „Sie werden einen Spieler finden, der auch gut performen kann.“

Zwei zentrale Punkte

Sportlich skizzierte der 47-Jährige vor dem größten Spiel seiner bisherigen Trainerkarriere zwei zentrale Punkte, die es gegen Inter zu beachten gebe: Einsatz und mannschaftliche Geschlossenheit. „Wir wissen, dass wir alles rausholen müssen, was in unseren Körpern steckt“, sagte der Burgenländer. „Es ist eine große Chance, als Nichtfavorit zu beweisen, dass man Inter fordern kann.“

Als kompakte Einheit zu agieren ist die zweite Direktive an seine Elf. Bei Kapitän Stefan Schwab ist die Vorgabe angekommen: „Nur als Mannschaft können wir sie stoppen. Sie haben offensiv Probleme gehabt und haben wenige Tore erzielt. Da gilt es anzusetzen – sie so weit wie möglich von unserem Tor fernzuhalten.“

Trainer Dietmar Kühbauer
GEPA/Philipp Brem
Rapid-Trainer Kühbauer fordert von seinen Spielern: „Wir müssen alles rausholen, was in unseren Körpern steckt“

„Karrierehighlight“ für die Rapid-Spieler

Aus emotionaler Perspektive der Spieler sei die Begegnung ein „absolutes Highlight“, sagte Schwab. „Vielleicht ist es auch ein Karrierehighlight, für viele wird es das auch bleiben“, so der zentrale Mittelfeldspieler, der auch innerfamiliär befangen ist: „Meine Frau ist Halbitalienerin.“ Im Weststadion werde sie ihre Daumen aber nur für die Heimmannschaft drücken, sagte Schwab: „Sie ist Rapid-Fan durch und durch. Da gibt es keine Diskussionen daheim.“

Im Stadion am Donnerstagabend wird Schwabs Gattin übrigens einem exklusiven Zirkel angehören: Wie Clubservicedirektor Andy Marek erläuterte, ist das Spiel gegen Inter das erste überhaupt, in dem kein Ticket in den freien Verkauf gelangte – sämtliche Karten wurden an Rapid-Mitglieder bzw. -Abonnenten verkauft, selbst Einzelplätze waren nicht mehr zu bekommen.

Auch der Gästesektor ist ausgereizt: 1.780 Plätze in der Auswärtskurve sind vergeben, mit den 200 Tickets der gehobenen Klasse werden knapp 2.000 „Interisti“ im Weststadion erwartet. Auch das Rückspiel ist – zumindest aus Rapid-Sicht – bereits ausverkauft, 5.000 Rapidler werden laut Marek eine „große Karawane ins Guiseppe-Meazza-Stadion“ bilden.