Skiläuferin Petra Vlhova beim RTL
Reuters/Christian Hartmann
Ski-WM

Historisches Gold für Slowakin Vlhova

Petra Vlhova hat am Donnerstag ein Stück Skigeschichte geschrieben. Die 23-jährige Slowakin gewann bei der WM in Aare den RTL und holte damit die erste Goldmedaille für ihr Land. Auf Rang zwei landete die zur Halbzeit führende Deutsche Viktoria Rebensburg (+0,14). Bronze ging an die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin (0,38).

In Abwesenheit der verletzten Stephanie Brunner und Anna Veith konnten unterdessen die ÖSV-Damen in den Kampf um die Medaillen erwartungsgemäß nicht eingreifen. Als Beste klassierte sich Katharina Liensberger nach einer Verbesserung in der Entscheidung um zwei Ränge auf dem zwölften Platz (2,49). „Oben war es okay, dann ist ein Fehler passiert. Es sind mir Schwünge gelungen, wo Punch dahinter war, das versuche ich für den Slalom mitzunehmen“, sagte Liensberger im ORF-Interview.

Ricarda Haaser fiel im zweiten Lauf vom zehnten auf den 15. Rang zurück. „Es ist mir nicht so aufgegangen, wie ich es durchziehen wollte. Ich wollte attackieren und einen Schritt nach vorne machen, es ist aber genau in die andere Richtung gegangen. Lernen kann man sowieso in jedem Bewerb, dass man besser und schneller Ski fahren muss“, sagte die Tirolerin. Katharina Truppe wurde 24. (3,31). Bernadette Schild war bereits im ersten Durchgang ausgeschieden.

1. Petra Vlhova (SVK)
2. Viktoria Rebensburg (GER)
3. Mikaela Shiffrin (USA)

Rebensburg verspielt Vorsprung

Auf verkürzter Strecke und bei windigen Verhältnissen hatten sich im ersten Lauf sieben Läuferinnen vom Rest des Feldes abgesetzt. Während Titelverteidigerin Tessa Worley in der Entscheidung vergeblich gegen den Wind kämpfte, übernahm Shiffrin die Zwischenführung. Die Norwegerin Ragnhild Mowinckel fiel hinter die US-Amerikanerin zurück, womit nach Super-G-Gold die zweite Medaille für Shiffrin feststand.

Der Kampf um den Sieg wurde dann zum Duell zwischen Vlhova und Rebensburg. Die Slowakin brachte zwar wie schon im ersten Durchgang keinen fehlerfreien Lauf ins Ziel, klassierte sich aber klar vor Shiffrin. Rebensburg ging mit einem Vorsprung von 0,19 Sekunden auf die Slowakin ins Rennen. Die 29-Jährige baute ihren Vorsprung bis zur letzten Zwischenzeit auf 0,40 Sekunden aus und sah wie die sichere Weltmeisterin aus. Auf den letzten Metern verlor die Deutsche aber über eine halbe Sekunde.

Vlhova hat Gold nicht erwartet

Für Vlhova, die in der Kombination die Goldmedaille um 0,03 Sekunden verpasste hatte, ging damit ein Traum in Erfüllung. „Es ist unglaublich, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das habe ich nicht erwartet. Ich will dieses Gefühl jetzt einmal mit meinem Team und meinen Eltern genießen. Wir sind ein kleines Team aus einem kleinen Land, ich bin sehr stolz“, sagte die 23-Jährige, die in dieser Saison bereits vier Weltcup-Sieg feiern konnte.

Während die 17-jährige Neuseeländerin Alice Robinson überraschend Bestzeit im zweiten Durchgang erzielte, reichte Vlhova am Ende die drittbeste Laufbestzeit, um sich zur Weltmeisterin zu krönen. Dabei hatte die Slowakin im Ziel nicht mit der Führung gerechnet. „Mein Gefühl war richtig schlecht. Im ersten Durchgang war ich sehr schnell und habe einige Fehler eingebaut. Im zweiten Lauf wollte ich fehlerlos runterkommen. Manchmal ist es so, man hat kein gutes Gefühl, ist aber trotzdem schnell“, sagte Vlohova.

Zweites WM-Silber im RTL für Rebensburg

Bei Rebensburg waren unterdessen die Gefühle über ihre zweite WM-Silbermedaille nach 2015 gemischter Natur. Nach der Zieldurchfahrt überwog die Enttäuschung. „Das war zumindest mein erster Gedanke. Aber grundsätzlich bin ich über die Silbermedaille sehr happy. Ich habe Silber gewonnen und nicht Gold verloren. Es ist immer schön, mit einer Medaille heimzufahren. Vor allem weil es im Super-G sehr knapp war, ist es schön, dass es sich diesmal umgedreht hat“, sagte Rebensburg, die das erste Edelmetall für Deutschland in Aare holte.

Keine Verhältnisse für Shiffrin

Für Favoritin Shiffrin war ihr insgesamt fünfter WM-Titel bereits nach dem ersten Durchgang zur schwierigen Mission geworden, hatte sie doch 0,44 Sekunden Rückstand auf Rebensburg. „Ich bin schon glücklich, auch wenn sich ein kleiner Teil von mir fragt, was ich im ersten Lauf liegen gelassen habe. Der zweite Durchgang war aggressiver, und ich habe gepusht, dadurch aber auch mehr Fehler gemacht. Das muss man aber machen, allen passieren Fehler“, sagte die US-Amerikanerin.

Petra Vlhova, Viktoria Rebensburg und Mikaela Shiffrin
AP/Marco Trovati
Das Siegerfoto vom Riesentorlauf: Viktoria Rebensburg, Petra Vlhova, Mikaela Shiffrin

Shiffrin sprach auch die veränderten Pistenbedingungen aufgrund der wärmeren Temperaturen an. „Diese Verhältnisse sind für mich sehr, sehr schwierig, da fühle ich mich überhaupt nicht wohl. Das Erfolgsrezept ist aber dasselbe: Vollgas geben. Bei einer WM hat man nichts zu verlieren, man verteidigt keine Weltcup-Punkte, es geht nur um die Medaillen. Deshalb bin ich mit Bronze glücklich“, sagte Shiffrin.

Schild gibt nach Sturz Entwarnung

Im Slalom hatte die US-Amerikanerin die Chance auf ihr viertes WM-Gold in Serie. Am Samstag sollte auch Schild wieder am Start stehen. Die Salzburgerin kam zu Sturz und war nach einem Zusammenprall mit einer Torstange im Halsbereich angeschlagen. „Es tut natürlich schon einiges ein bisschen weh, aber nichts, was ich zum Slalomfahren brauche. Das kriegen wir schon wieder hin“, sagte die 29-Jährige.

Schild fuhr nach der zweiten Zwischenzeit in eine Welle, danach wurde sie etwas versetzt. „Ich habe einfach riskiert bei der Stelle, ein bisschen zu viel, und wollte, was natürlich bei einer sehr harten Piste schon geht, dass man dann noch draufsteigt. Aber in dem Fall bin ich einfach weggerutscht“, sagte die Slalom-Spezialistin, die im Hals- und Nackenbereich von der Stange erwischt wurde.