Marvin Potzmann (Rapid) gegen Kwadwo Asamoah (Inter)
GEPA/Philipp Brem
Europa League

Elfer wird Rapid zum Verhängnis

Rapid hat das Sechzehntelfinal-Hinspiel in der Europa League gegen Inter Mailand mit 0:1 verloren. Einer starken kämpferischen Leistung im restlos ausverkauften Weststadion standen am Donnerstagabend fehlende offensive Ideen und ein zu cleverer Gegner gegenüber.

Das Goldtor für den italienischen Ligadritten fiel durch einen Foulelfmeter von Lautaro Martinez kurz vor der Pause. Ausgerechnet der Ersatzmann des geschassten Kapitäns Mauro Icardi setzte sich vom Elferpunkt durch.

Die Gastgeber kamen zwar durch Christoph Knasmüllner zu einer Topchance zum 1:1, der kurz davor eingewechselte Mittelfeldspieler scheiterte jedoch aus kurzer Distanz am gegnerischen Goalie.

EL: Niederlagen für Rapid und Salzburg

Im Sechzehntelfinal-Hinspiel der Europa League unterliegt Rapid Inter 0:1. Salzburg muss sich Brügge auswärts mit 1:2 geschlagen geben.

Vorsicht dominiert Aufstellung

Rapid begann mit einer Mannschaft, die vorwiegend eines erwarten ließ: Vorsicht. Richard Strebinger hütete an seinem 26. Geburtstag wie erwartet das Tor, davor baute sich die bekannte Viererkette aus Marvin Potzmann, Mario Sonnleitner, Max Hofmann und Boli Bolingoli auf. Im defensiven Mittelfeld besetzten Rückkehrer Srdjan Grahovac und Dejan Ljubicic die Sechserpositionen, Kapitän Stefan Schwab rückte eine Reihe auf und übernahm die Rolle als Spielmacher.

Als nomineller Rechtsaußen wurde Eigengewächs und Verteidiger Manuel Thurnwald geführt, er orientierte sich aber im Spiel gegen den Ball defensiver und machte den Raum rechts vor der Abwehr eng. An vorderster Front agierte Veton Berisha, links flankiert von Andrei Ivan – in Summe standen damit nur drei ausgewiesene Offensivspieler für Rapid auf dem Platz.

Inter ohne Icardi und ohne Eile im Spielaufbau

Inter trat nach der Affäre um die Absetzung von Kapitän Icardi ohne den umstrittenen Torjäger an. Der Argentinier zog es vor, in Mailand zu bleiben, nachdem er die Kapitänsschleife abgeben musste. Neo-Spielführer Samir Handanovic führte eine jedoch nicht minder prominente Inter-Mannschaft aufs Feld. Mittelfeldstar Radja Nainggolan war ebenso dabei wie der kroatische Vizeweltmeister Ivan Perisic. In der Sturmspitze vertrat Martinez seinen Landsmann Icardi.

„Heute muss das Weststadion 90 Minuten beben, um zusammen ein Wunder zu erleben“, hatten die Fans ihren Wunsch zum Anpfiff auf einem Transparent ausgerollt. Nach knapp neunzig Sekunden wäre der Traum beinahe allzu früh gepatzt. Strebinger konnte eine scharfe, halbhohe Cedric-Hereingabe nur nach vorne abklatschen – und Matteo Politano verpasste mit seinem Flachschuss das Tor knapp.

Danach gab es zunächst fußballerische Schonkost: Rapid versuchte, keine Angriffe zuzulassen, Inter ließ den Ball gemächlich laufen. Erstmals raschelte es im Weststadion in der zwölften Minute – allerdings nur auf der Tribüne. Die Fans zeichneten mit ihrer Choreografie den Rapid-Schriftzug mit grün-weiß-silbernem Glitzerpapier ins Stadionrund.

Perisic-Freistoß knapp über das Tor

Auf dem Feld vermochte zunächst kaum jemand zu glänzen. Ein erstes Rufzeichen setzte der 18-fache italienische Meister mit einem Freistoß, den Perisic von der Strafraumgrenze über die Latte zirkelte. Zuvor hatte Sonnleitner Nainggolan gelegt und prompt die Gelbe Karte gesehen. Auf der Gegenseite fand Rapid so gut wie nicht statt – die überhasteten Ausflüge in die Inter-Hälfte endeten meist mit Fehlpässen. Immerhin ging der Matchplan auf – Inters Offensivbemühungen konnten kontrolliert zunichte gemacht werden. Vor allem die Entschärfung von Perisic war den Rapidlern ein Anliegen, er wurde auf der rechten Abwehrseite von Mann zu Mann zur Sonderbewachung „übergeben“.

Nach einer halben Stunde trauten sich die Rapidler mehr zu – und erspielten sich eine von den Anhängern lautstark bejubelte Ecke. Zählbares schaute dabei zwar nicht heraus, dafür eine Platzwunde von Sonnleitner. Der Rapid-Abwehrroutinier krachte mit Stefan de Vrij zusammen und machte fortan mit einem Kopfverband weiter.

Thurnwald trifft nicht nur den Ball

Gerade als die Gastgeber immer mehr Mut schöpften, folgte der Nackenschlag: Beim Versuch, den Ball aus dem Sechzehner zu befördern, traf Thurnwald nicht nur den Ball, sondern danach auch Angreifer Martinez. Der ließ sich die Berührung nicht entgehen und fiel – Elfmeter. Der Icardi-Ersatz trat selbst zum Strafstoß an und knallte ihn trocken und mittig ins Gehäuse (39.).

Die Rapidler versuchten in der Folge, noch vor der Pause den Ausgleich zu erzwingen, der Ball zappelte auch im Inter-Netz. Im Jubel hatten die Fans aber die Fahne des Schiedsrichterassistenten übersehen. Ivans Treffer war eine Abseitsstellung von Berisha vorausgegangen – somit ging es mit 0:1 in die Halbzeit.

Rapid stellt auf Offensivfußball um

Nach Wiederanpfiff übernahm Inter die Initiative. Beim Versuch, einen Angriff von Martinez zu unterbinden, traf Hofmann den Angreifer statt des Balles und sah Gelb. Damit war die komplette Innenverteidigung der Wiener verwarnt. Kurz danach stellte Kühbauer auf Offensive um, nahm Thurnwald vom Platz und brachte mit Philipp Schobesberger einen gelernen Angreifer. Der quirlige 25-Jährige übernahm den Part als Solospitze, und Berisha rückte auf den rechten Flügel. Das Duo zeigte mit zwei Doppelpässen auch gleich die Intention der Umstellung, wurde aber am 16er jeweils von den Inter-Verteidigern eingebremst.

Auf der Gegenseite zeigte sich Inter-Linksverteidiger Asamoah clever. Nachdem er zuvor schon mehrfach von Rapidlern „abgeklopft“ worden war, ging er nach einem Kontakt mit Berisha zu Boden. Der Norweger bekam Gelb und Inter einen Freistoß. Der resultierte in einem Kopfball von Matias Vecino, der per Kopf nur knapp die Latte des Rapid-Tores verpasste.

„Joker“ Knasmüllner scheitert

Zeit für Kühbauer, seinen zweiten Offensiv-„Joker“ zu ziehen: Grahovac wich Knasmüllner. Der Offensivspieler, einst in der Inter-Jugend, fand sich sofort ein und brachte den Ball nach einer Berisha-Hereinhgabe aus kurzer Distanz auf das Tor. Inter-Goalie Handanovic konnte aber mit einem Reflex noch mit dem linken Arm abwehren. Das Weststadion stöhnte bei der ersten (und einzigen) Großchance für Rapid kollektiv auf.

Matias Vecino (Inter) und Christoph Knasmuellner (Rapid)
GEPA/Philipp Brem
Knasmüllner (M.) hatte fast unmittelbar nach seiner Einwechslung den Ausgleich auf dem Fuß

Nach dem vergebenen Ausgleich kehrte so etwas wie Ruhe ins Spiel ein: Inter überließ Rapid vorübergehend den Ball und verlegte sich aufs Kontern. Während den Wienern spätestens am 16er die zündenden Ideen fehlten, versuchten es die Mailänder mit Gegenstößen über die starke linke Seite. Perisic fand nach einem schnellen Vorstoß Nainggolan mit der Hereingabe, der Belgier setzte den Ball aber neben das Tor.

Inter hält dicht

Mit Beginn der Rapid-Viertelstunde klatschten sich die Zuschauer noch einmal gegenseitig Mut zu, bei der Mannschaft kam das aber nur bedingt an. Der Glaube daran, den Ausgleich noch zu schaffen, schien verloren. Bis auf einen Schussversuch an der Strafraumgrenze von Schobesberger kamen die Gastgeber nicht mehr in Tornähe.

Die „Nerazzurri“ wechselten unterdessen in der Schlussviertelstunde durch – und stoppten den Spielfluss mit durchaus fragwürdigen Methoden. Soares, D’Ambrosio und Candreva sahen in den letzten zehn Minuten jeweils die Gelbe Karte und sorgten dafür, dass es erst gar nicht mehr zu potenziell gefährlichen Szenen kam. Bezeichnend die letzte Aktion des Spiels: Candreva ging 30 Meter vor dem Tor zu Boden – und der folgende Freistoß wurde von Inter zum cleveren Herunterspielen der Uhr genutzt.

Europa League, Sechzehntelfinale, Hinspiel

Donnerstag:

Rapid – Inter Mailand 0:1 (0:1)

Wien, Weststadion, 23.850 Zuschauer, SR Stieler (GER)

Tor: Martinez (39./Foulelfmeter)

Rapid: Strebinger – Potzmann, Sonnleitner, Hofmann, Bolingoli – Grahovac (65. Knasmüllner), Ljubicic – Thurnwald (53. Schobesberger), Schwab, Ivan – Berisha (81. Murg)

Inter: Handanovic – Cedric, De Vrij, Miranda, Asamoah – Vecino, Valero – Politano (78. Candreva) Nainggolan (81. D’Ambrosio), Perisic – Martinez

Gelbe Karten: Sonnleitner, Hofmann, Potzmann, Berisha (im Rückspiel gesperrt) bzw. Martinez, Cedric Soares, D’Ambrosio, Candreva

Rückspiel: 21. Februar in Mailand