Skifahrer Michael Matt
GEPA/Harald Steiner
Ski-WM

Matt begibt sich auf des Bruders Fährte

Michael Matt geht am Sonntag (11.00 bzw. 14.30 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) auf seine zweite WM-Medaille in Aare los. Nach Silber mit dem österreichischen Team soll im abschließenden Slalom die erste Einzelmedaille seiner Karriere her – zumal die Probleme, die Matt im Verlauf der Weltcup-Saison hatte, seiner Aussage nach rechtzeitig behoben wurden.

Im Optimalfall könnte Matt in Aare die Familientradition fortsetzen. Bruder Mario Matt hatte an selber Stelle vor zwölf Jahren seine zweite Goldene nach jener im WM-Slalom von St. Anton 2001 erobert. Anders als Michael Matt zählte der 14 Jahre ältere Bruder damals zu den Favoriten. Diesmal sind das dem Saisonverlauf gemäß neben Marcel Hirscher und dessen Erzrivalen Henrik Kristoffersen (NOR) auch die Jungstars Daniel Yule (SUI) und Kitzbühel-Sieger Clement Noel (FRA). Matt zählt zum erweiterten Favoritenkreis.

Der 25-Jährige kam mit der Empfehlung von sieben Top-Ten-Plätzen in bisher zehn Weltcup-Bewerben nach Schweden, Dritter war er beim Slalom in Madonna. Auf seinen zweiten Weltcup-Sieg nach jenem in Kranjska Gora wartet Matt seit bald zwei Jahren. An seinem Optimismus für die WM-Entscheidung änderte das nichts, mit Silber im Teamevent fiel zudem die größte Last ab. Im Slalom könnte Matt daher befreit drauflos fahren und aufs Ganze gehen.

Mario Matt feiert seinen Slalom Sieg bei der WM in Are 2007
APA/AFP/Sven Nackstrand
Der Bruder von Michael Matt, Mario, holte bei der WM 2007 in Aare seine zweite Goldmedaille im Slalom

Fit für eine weitere Medaille sei er, wie Matt sagte. Nach Schladming (13.) schob er eine paar Tage Trainingspause sein, ließ das Rennen Revue passieren und analysierte eifrig. In der Woche darauf schob er Konditionstraining ein, um bei der WM gut und besser dazustehen. Mit dem Slalom in Schladming sei er nicht zufrieden gewesen, sagte Matt. An den Problemen zu arbeiten war das oberste Gebot vor der Anreise nach Aare.

Probleme mit dem Material

Auch in Schladming war der Tiroler wie davor in Wengen und Kitzbühel im zweiten Lauf nur bis zur zweiten Zwischenzeit vorne mitgefahren. „Dann verliere ich auf einer Fahrzeit von 20 Sekunden acht Zehntel. So was darf nicht sein. Das ist eigentlich unglaublich“, so Matt. „Wir mussten schauen, woran das gelegen war.“ Das Rätsel dürfte gelöst worden sein, wie wohl Matt nicht explizit darauf eingehen wollte. „Ein bisschen was beim Material umgestellt, jetzt müsste das hinhauen. Das ist erledigt.“

Herren-Slalom als letzte Goldchance für ÖSV

Marcel Hirscher und Co. wollen alles versuchen, um die erste titellose Ski-WM für den ÖSV seit mehr als 30 Jahren zu vermeiden.

Die ersten Trainingseindrücke in Aare bestätigten seine Hoffnungen. „Das war wieder ein anderes Skifahren, hat runder ausgeschaut. Nicht mehr so abgehackt wie davor von Schwung zu Schwung. Das muss von oben bis unten in einem Fluss gehen, gerade wenn viel Gelände drin ist wie bei dem langen Lauf im Training. Das passt“, sagte Matt. Sein realistisches Ziel für die WM-Entscheidung lautet: nicht mehr nur bis zur Zwischenzeit schnell zu sein. „Dann ist alles möglich.“

Untergrund für Matt völlig egal

Die ob launenhafter Witterung unkalkulierbaren Pistenverhältnisse („völlig egal“) kümmerten ihn im Vorfeld wenig – ob eisig oder weich, Matt traut sich auf jedem Untergrund eine Medaille zu. „Mein Problem waren meine extremen Schwankungen. Dass es im Rennen einmal hinhaut und dann wieder nicht“ – wie in Adelboden, wo er die Qualifikation für den zweiten Durchgang verpasst hatte. „Das habe ich so nicht gekannt“, sagte Matt, der nun auf ein älteres Skimodell vertraut, das sich in der Vergangenheit unter allen Bedingungen bewährt hatte.

Seine Zuversicht für die WM stieg. Zumal Matt hier nicht taktieren, sondern, simpel gesagt, nur riskieren und Gas geben muss. „Weil es eben nur um eins, zwei und drei geht. Deshalb fällt es mir bei Großereignissen leichter, noch einmal zehn Prozent draufzupacken oder genau das zu machen, was mich schnell macht und meine Leistung auf den Punkt zu bringen“, so Matt. „Das liegt mir eigentlich gut.“ Bei Olympia in Pyeongchang war er dafür mit Bronze im Slalom belohnt worden, seiner bis dato einzigen Einzelmedaille bei Titelkämpfen.