Marcel Hirscher
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Ski-WM

Hirscher fährt zu Silber im RTL

Der Riesentorlauf der Herren hat am Freitag mit der ersten Goldmedaille für Henrik Kristoffersen geendet. Der 24-jährige Norweger setzte sich bei der WM in Aare in einer hochklassigen Entscheidung mit einem Vorsprung von 0,20 Sekunden auf den Österreicher Marcel Hirscher durch. Bronze ging an den Franzosen Alexis Pinturault (+0,42).

Dieses Trio war bereits nach dem ersten Durchgang vorangelegen und drückte dem Riesentorlauf seinen Stempel auf. Der viertplatzierte Schweizer Loic Meillard hatte einen Rückstand von 0,92 Sekunden. Auf Rang fünf landete mit Marco Schwarz der zweitbeste Österreicher. Der Kärntner verbesserte sich mit Laufbestzeit in der Entscheidung vom 16. noch auf den fünften Platz (1,04). Mit Stefan Brennsteiner landete ein weiterer ÖSV-Läufer als Neunter (1,38) in den Top Ten.

Hirscher zwischen Enttäuschung und Freude

Hirscher holte zwar seine insgesamt zehnte WM-Medaille, die erfolgreiche Titelverteidigung gelang dem Salzburger aber nicht. Entsprechend enttäuscht war der 29-Jährige unmittelbar nach dem Rennen. „In Anbetracht der Umstände ist das sicher gewaltig. Der zweite Platz ist aber der erste Verlierer und hilft mir nicht unbedingt weiter. Es ist sicher mehr als das Maximum herausgeholt worden. Deshalb muss ich sagen, es passt, auch wenn ich meinen Titel gerne verteidigt hätte“, erklärte Hirscher im ORF-Interview.

Der ÖSV-Star war aufgrund seiner Erkrankung nicht ganz fit in den RTL gegangen. Grünes Licht für einen Start gab er erst in der Früh. „Es ist schon zäh, wenn man so eine Belastung draufhaut. Aber bis Sonntag passt das hoffentlich wieder, damit ich voll angreifen kann. Ich gehe nicht davon aus, dass es noch einmal schlechter wird“, sagte Hirscher, der in der Entscheidung die zehntbeste Laufzeit erzielte.

1. Henrik Kristoffersen (NOR)
2. Marcel Hirscher (AUT)
3. Alexis Pinturault (FRA)

Kristoffersen dreht den Spieß um

Der Kampf um Gold wurde zur Angelegenheit für Kristoffersen, Hirscher und Pinturault. Der Norweger setzte sich auf dem vor allem im unteren Teil schnell gesteckten Kurs als Dritter nach dem ersten Durchgang mit einem aggressiven Lauf, den er vor allem im Mittelteil hervorragend erwischte, an die Spitze.

Hirscher hatte aus dem ersten Durchgang 0,08 Sekunden Vorsprung auf Kristoffersen. Bei der zweiten Zwischenzeit lag die beiden noch gleichauf. Im nächsten Abschnitt verlor Hirscher aber zwei Zehntel auf Kristoffersen, die er nicht mehr aufholen konnte. Auch der zur Halbzeit führende Pinturault büßte im unteren Teil über fünf Zehntelsekunden auf den Norweger ein und rutschte damit noch auf den dritten Rang zurück.

Riesenjubel bei Kristoffersen

Während Österreich weiter auf seine erste Goldmedaille in Aare warten muss, klappte es für Kristoffersen nach drei vierten Plätzen endlich mit der ersten WM-Medaille. Dass diese gleich in Gold glänzt, kam ein wenig überraschend. Kristoffersen gewann in seiner Karriere erst einen Riesentorlauf – am 21. März 2015 – und in dieser Saison noch kein Weltcup-Rennen. „Mein ganzes Team hat so viel für diesen Sieg gearbeitet. Ich freue mich sehr, der Sieg ist für dieses Team“, sagte Kristoffersen zu seinem ersten großen Titel.

In der Entscheidung nahm der 24-Jährige bei den vielen Übergängen aber volles Risiko, das sich auszahlte. „Es war ein guter Lauf. Ich war beim ersten langen Zug zwar ein bisschen spät dran und habe dort etwas verloren. Aber von der ersten Zwischenzeit bis ins Ziel war es voll am Limit“, sagte der Norweger über seinen Lauf zu Gold. „Es ist wirklich cool, mit zwei Athleten wie Alexis und Marcel auf dem Stockerl zu stehen. Es sind die besten Riesentorläufer der letzten fünf, sechs Jahre. Daher ist es wirklich cool.“

Henrik Kristoffersen, Marcel Hirscher und Alexis Pinturault
AP/Marco Trovati
Das Siegerfoto im Riesentorlauf: Marcel Hirscher, Henrik Kristoffersen und Alexis Pinturault

Pinturault, der in der Kombination Gold geholt hatte, hätte der erste französische RTL-Weltmeister seit Jean-Claude Killy im Jahr 1968 werden können. Der 27-Jährige trauerte aber nicht dem verpassten Titel nach. „Ich bin sehr glücklich. Ich wollte um den Sieg mitfahren, aber die beiden waren besser. Ich war heute nicht imstande, um den Sieg mitzukämpfen. Vielleicht war ich auch schon etwas zu müde. Ich habe mitbekommen, dass Kristoffersen sehr schnell war, deshalb habe ich gewusst, dass ich voll attackieren muss“, sagte der Franzose.

Schwarz fährt zur Medaillenzeremonie

Schwarz und Brennsteiner durften unterdessen über ihre bisher besten Platzierungen in einem Riesentorlauf jubeln und rechtfertigten damit ihre Aufstellung über die Maßen. Vor allem Schwarz, der in Adelboden Siebenter geworden war, durfte nach Platz 16 im ersten Durchgang am Ende sogar noch ein wenig mit einer Medaille spekulieren.

Nach dem Ausfall des viertplatzierten Franzosen Thomas Fanara fehlte nicht mehr viel auf das dritte Edelmetall für den 23-Jährigen in Aare nach Silber im Teambewerb und Bronze in der Kombination. „Ich habe bei der Besichtigung gesehen, dass man im Mittelteil voll ans Limit gehen muss. Das habe ich gemacht, und es hat sich ausgezahlt. Ich bin sehr zufrieden“, sagte Schwarz, der es ex aequo mit dem Slowenen Zan Kranjec immerhin zur Medaillenzeremonie schaffte.

Marco Schwarz
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Marco Schwarz zeigte im zweiten Durchgang sein großes Potenzial im Riesentorlauf

Brennsteiner mit Fahrt am Limit

Brennsteiner war im ersten Durchgang mit der hohen Startnummer 30 auf den zwölften Platz gefahren und verbesserte sich im zweiten Lauf mit der siebentbesten Zeit noch einmal um drei Plätze. „Unten war ich brutal knapp an einem Einfädler dran. Zum Glück ist der Ski auf die richtige Seite gesprungen. Es war eine mit Fehlern durchzogene Fahrt am Limit. Das war in Ordnung“, sagte der 27-jährige Salzburger, der in einem Riesentorlauf noch nie in den Top Ten war.

Manuel Feller, der sich nach Platz vier in Alta Badia Chancen ausgerechnet hatte, belegte Rang 15 (1,97). „Ich habe mein Bestes gegeben und alles probiert. Deshalb kann ich auch nicht böse sein. Ich habe mir auf dem Hang schon letztes Jahr schwergetan, vielleicht klappt es im Slalom besser“, sagte der Tiroler. Roland Leitinger fädelte nach Zwischenrang 26 in der Entscheidung ein. „Ich war zu eng von der Linie. Ich wollte alles geben und Risiko eingehen. Das passiert mir alle zehn Jahre einmal“, sagte der Vizeweltmeister von 2017.