Jubel bei Luka Kiric (GAK)
APA/Erwin Scheriau
ÖFB-Cup

GAK blamiert neun Austrianer

Der GAK hat sensationell das Semifinale des Uniqa-ÖFB-Cups erreicht. Der Tabellenführer der Regionalliga Mitte düpierte am Freitag die Austria mit 2:1 (0:1) und warf damit den Rekordsieger aus dem Bewerb. Die Wiener machten sich das Leben jedoch selbst schwer und beendeten die Partie mit lediglich neun Spielern.

Dominik Prokop hatte die Austria in der 15. Minute zunächst in Führung gebracht. Nach der Pause brachten sich die „Veilchen“, die zuvor schon einige Chance auf die Vorentscheidung ausgelassen hatten, durch Disziplinlosigkeiten selbst in die Bredouille. Nach dem Ausgleich von Marco Perchtold (57.) kassierte Ewandro auf Austria-Seite wegen Torraubes die Rote Karte. Zehn Minuten später flog auch James Jeggo mit Gelb-Rot vom Platz. Gegen neun Austrianer gelang Luka Kiric in der 86. Minute der umjubelte Siegestreffer.

Erstmals seit sechs Jahren (2012/13 kürte sich der Regionaligist Pasching sogar zum Cupsieger) steht damit wieder ein Amateurverein im Semifinale. „Im Cup ist alles möglich, das hat man heute wieder gesehen“, sagte Torschütze Perchtold im ORF-Interview. „Auch in der dritten Liga wird gut trainiert. Und in einem einzigen Spiel sind auch solche Sensationen möglich. Es ist gerade schwer zu begreifen. Wir sind unheimlich stolz und unglaublich glücklich.“

Kiric schießt GAK zum Sieg

Hoher Ball auf Peter Kozissnik, der legt präzise ab auf Luka Kiric – der GAK-Spieler lässt sich die Chance nicht nehmen und verwertet eiskalt.

GAK zeigt keinen Respekt

Der GAK empfing den Favoriten mit giftiger Zweikampfführung und mutigem Spielaufbau. In der 15. Minute ließ die Austria zum ersten Mal den Klassenunterschied aufblitzen: Prokop traf nach Haken und Vorarbeit von Bright Edomwonyi von innerhalb des Strafraums. Nach diesem Schlag taumelten die Steirer, die im bisherigen Bewerb noch kein Gegentor erhalten hatten. Die Austria kam zu Chancen im Minutentakt, Edomwonyi, Prokop und der Brasilianer Ewandro fanden gute Möglichkeiten auf eine höhere Führung vor.

Chancenlos war der Drittligist jedoch nicht: Zweimal herrschte in der ersten Hälfte Aufregung im Austria-Strafraum nach Eckbällen, gefährlich zum Abschluss kamen Stürmer Philipp Wendler und Co. allerdings nicht. Zudem ließ Schiedsrichter Sebastian Gishamer weiterspielen, nachdem Florian Klein seinem Kollegen Christian Schoissengeyr aus kurzer Distanz den Ball an den Arm geköpfelt hatte.

Ewandro verpasst Vorentscheidung

Nach dem Seitenwechsel ließ Ewandro nach Sax-Lochpass die mögliche Vorentscheidung zugunsten der Austria aus (54.), drei Minuten später jubelte der GAK. Perchtold, der bereits 2013 mit Pasching die Austria bezwungen hatte, schoss nach Vorarbeit von Sebastian Prattes aus halb rechter Position zum 1:1 ein (57.).

 Schiedsrichter Sebastian Gishammer
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Für Ewandro endete die Partie nach einer Notbremse vorzeitig in der Kabine

Den Ausgleich gegen den Spielverlauf wollte der Bundesligist nicht auf sich sitzen lassen – und lief in einen folgenschweren Konter. Ewandro flog nach seiner Notbremse gegen Wendler mit Rot vom Feld. Beim folgenden Freistoß, den Prattes an das Lattenkreuz setzte, hatten die Wiener Glück (61.).

Steirer bleiben am Drücker

Die Steirer gaben das Spiel nicht mehr aus der Hand. Wenige Minuten, nachdem Austria-Trainer Thomas Letsch Kapitän Alexander Grünwald anstelle von Maximilian Sax ins Spiel gebracht hatte, musste Jeggo nach ungestümer Grätsche ebenfalls frühzeitig mit Gelb-Rot gehen (68.). Der GAK spielte die numerische Überlegenheit gnadenlos aus: Peter Koznissnik legte per Kopf zurück in den Rückraum, wo Kiric lauerte und die Sensation für die „Rotjacken“ fixierte (86.).

Stimmen zum Spiel:

David Preiss (GAK-Trainer): „Wir haben es in der ersten Hälfte trotz des Tores ganz gut gemacht. Wir haben auf unsere Chance gewartet, und die ist dann auch gekommen. Mit den beiden Ausschlüssen war es dann natürlich einfacher, wir sind aber trotzdem vorsichtig geblieben. Wir haben gewartet, bis sie einen Fehler machen, und das haben wir dann bestraft. Es ist unglaublich, dass Spieler, die bis 16 Uhr noch im Büro gesessen sind, vor so einer Kulisse so ein Spiel abliefern.“

Thomas Letsch (Austria-Trainer): „Wir haben in der ersten Halbzeit verpasst, die Tore zu machen. Da müssen wir das Spiel entscheiden. In der zweiten Halbzeit haben wir dann aufgehört, den Gegner durch unnötige Fehler aufgebaut. Und dass es mit acht Feldspielern schwierig wird, war klar. Unter dem Strich haben wir eine Riesenchance verbockt. Verantwortlich sind wir und niemand anderes.“

Ralf Muhr (Austria-Sportdirektor): „Das ist brutal ärgerlich und selbst verschuldet. Wir waren in vielen Phasen zu dumm und zu naiv. Wir haben Fehler gemacht, die auf keinem Niveau gehen – sowohl bei der Chancenverwertung als auch im Defensivverhalten. So haben wir dem GAK in die Karten gespielt, bei denen habe ich auch nicht so viele blöde Fehler gesehen. Das ist extrem bitter für den Club.“

Uniqa-ÖFB-Cup, Viertelfinale

Freitag:

GAK – Austria 2:1 (0:1)

Graz, Merkur Arena, 12.295 Zuschauer, SR Gishamer

Torfolge:
0:1 Prokop (15.)
1:1 Perchtold (57.)
2:1 Kiric (86.)

GAK: Haider – Kozissnik, Graf, Zündel, Derrant – Bauer (89./Geissler), Perchtold, Prattes (77./Schellnegger), Kiric – Rother, Wendler

Austria: Pentz – Klein, Schoissengeyr, Igor, Cuevas (87./Monschein) – Sax (64./Grünwald), Jeggo, Matic, Prokop (80./Sarkaria) – Edomwonyi, Ewandro

Rote Karte: Ewandro (59./Torraub)

Gelb-Rote Karte: Jeggo (68./wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karten: Kiric bzw. Edomwonyi, Schoissengeyr, Igor

Die Besten: Prattes, Perchtold, Derrant bzw. Sax, Edomwonyi