Mikaela Shiffrin (USA)
APA/EXPA/Dominik Angerer
Ski-WM

Shiffrin setzt Goldserie im Slalom fort

Mikaela Shiffrin hat am Samstag ihre sensationelle WM-Serie im Slalom fortgesetzt. Die 23-jährige US-Amerikanerin stürmte im zweiten Durchgang mit einem Traumlauf von Platz drei auf eins und holte damit nach 2013, 2015, 2017 und 2019 ihre vierte Goldmedaille in dieser Disziplin en suite. Dieses Kunststück ist davor noch niemandem gelungen.

Auf Rang zwei landete mit einem Rückstand von 0,58 Sekunden die schwedische Lokalmatadorin Anna Swenn-Larsson, die damit die erste Medaille für das Veranstalterland einfuhr. Bronze ging an die Slowakin Petra Vlhova (1,03). Für Österreichs Damen endete indes die WM erstmals seit 1982 ohne Medaille. Nach Abfahrt und Kombination gab es zum dritten Mal „Blech“. Diesmal durch Katharina Liensberger, die das Podest um 0,40 Sekunden verpasste. Die zur Halbzeit führende Schweizerin Wendy Holdener fädelte in der Entscheidung beim elften Tor ein, stieg zurück und wurde am Ende 17. (5,26).

1. Mikaela Shiffrin (USA)
2. Anna Swenn-Larsson (SWE)
3. Petra Vlhova (SVK)

Rang vier tut Liensberger weh

Liensberger war nach dem Rennen natürlich enttäuscht. „Der vierte Platz ist sehr, sehr undankbar. Aber es nutzt nichts, man muss weitermachen. Ich weiß, dass ich schnelle Schwünge habe. Auch wenn es jetzt wehtut, ich hoffe, dass ich noch schönere Momente in meiner Karriere erleben darf. Hoffentlich passiert mir das nur einmal. Für mich ist es das Ziel, weiter voranzuarbeiten und nach oben zu blicken“, erklärte sie im ORF-Interview.

Vom mannschaftlichen Ergebnis konnten die ÖSV-Damen voll zufrieden sein, landeten doch alle vier in den Top Ten, wenngleich mit großem Rückstand. Als nur noch acht Läuferinnen oben standen, gab es zunächst sogar eine Dreifachführung. Katharina Huber kam am Ende bei ihrem WM-Debüt auf den siebenten Rang (2,80). Auch Katharina Truppe verbesserte sich um zwei Plätze und wurde Achte (2,93). Bernadette Schild wurde Neunte (3,41).

Zu viel Zeit im unteren Teil verloren

Nach dem ersten Lauf hatten sich sechs Läuferinnen, die innerhalb von 0,56 Sekunden lagen, klar vom Rest abgesetzt. Frida Hansdotter eröffnete den Medaillenkampf. Nach einem fehlerhaften Lauf musste die Schwedin den Traum von ihrer vierten WM-Medaille begraben. Vlhova ging dann dank einer perfekten Fahrt im unteren Teil klar in Führung. Liensberger konterte und lag bei der letzten Zwischenzeit noch 0,25 Sekunden vor der der Slowakin. Wie schon im ersten Durchgang verlor die 21-Jährige auf den letzten Metern viel Zeit.

„Ich habe gewusst, dass ich attackieren muss, leider waren Hackler dabei. Bei dieser Piste ist es wichtig, ruhig zu bleiben und die Skier schön ins Ziel zu bringen. Das ist mir leider nicht gelungen“, analysierte Liensberger, die zur Halbzeit nur 0,27 Sekunden hinter Gold und 0,12 Sekunden hinter Bronze gelegen war. Lob gab es von Chefcoach Jürgen Kriechbaum. „Die Konkurrenz ist im Slalom riesig, sie hat es super gemacht. Sie ist auf eine Medaille gefahren, aber es ist leider nicht ganz gelungen. Trotzdem war es eine tolle Leistung.“

Shiffrin mit Traumlauf zu Gold

Nach Liensberger zeigte dann Shiffrin, warum sie den Slalom in den letzten Jahren nach Belieben dominiert und in dieser Saison fünf von sechs Rennen gewonnen hat. Die 23-Jährige, die in Aare schon Super-G-Gold und RTL-Bronze geholt hatte, fuhr bei weicher Piste wesentlich aktiver als im ersten Durchgang und machte die Entscheidung zu einer Machtdemonstration. Zwischenzeitlich lag sie 1,37 Sekunden vor Vlhova, im Ziel war es dann noch über eine Sekunde. An dieser Zeit scheiterten zunächst Swenn-Larsson und danach Holdener.

Shiffrins Goldfahrt

Im zweiten Durchgang stellt Shiffrin ihr Ausnahmekönnen einmal mehr unter Beweis und stürmt zur Goldmedaille.

Erstmals seit der Deutschen Christl Cranz (1934, 1937, 1938, 1939) konnte eine Läuferin vier Goldmedaillen in einer Disziplin gewinnen – in Serie hatte es aber weder eine Dame noch ein Herr geschafft. Aufgrund des geschichtsträchtigen Erfolgs flossen bei der US-Amerikanerin auch Tränen. „Im zweiten Lauf habe ich wirklich voll angegriffen. Ich wusste, dass es bei diesen Bedingungen ein harter Kampf wird. Ich kann es nur schwer glauben. Ich habe heute keine Nerven gezeigt“, sagte Shiffrin, die das Rennen mit einer Verkühlung in Angriff genommen hatte.

Vlhova macht Medaillensatz komplett

Während Shiffrin ihre insgesamt siebente WM-Medaille einfuhr, ging für Swenn-Larsson mit ihrem ersten Einzel-Edelmetall ein Traum in Erfüllung. Dass es die erste Medaille für Schweden bei der Heim-WM wurde, rundete die Sache noch ab. „Ich fühle mich toll, ich bin so happy. Es ist so aufregend mit diesen Fans. Ich habe überhaupt keinen Druck verspürt, aber ich habe mir natürlich selbst Druck gemacht“, freute sich die 27-jährige Schwedin.

Vlhova machte nach Kombi-Silber und RTL-Gold mit Bronze ihren Medaillensatz komplett. „Für mich war es einer der schwierigsten zweiten Läufe überhaupt, weil ich pushen wollte, aber das war auf diesem Kurs nicht so einfach. Ich wollte viel riskieren, wie beim RTL habe ich mich richtig schlecht gefühlt. Ich habe erst im Ziel gesehen, dass ich vorne war, und dann habe ich den dritten Platz gemacht. Ich habe drei Medaillen, und das ist wunderbar“, sagte die 23-Jährige.

Mikaela Shiffrin, Anna Swenn Larsson und Petra Vlhova
AP/Marco Trovati
Das Siegerfoto im Slalom: Anna Swenn-Larsson, Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova

Holdener blieb nach Teambewerb und Kombination die dritte Goldmedaille in Aare verwehrt. Wie schon bei Olympia verspielte die Schweizerin ihre Zwischenführung. Reichte es in Pyeongchang noch zu Silber, kam diesmal in der Entscheidung relativ früh der Einfädler. „Der Außenski hat gegriffen, ich konnte nicht mehr steuern. Die Enttäuschung ist da, aber ich kann mir nichts vorwerfen. Ich habe voll angegriffen, das war meine Devise. Es wollte nicht sein“, sagte Holdener, die im Weltcup bereits 20. Podestplatz, aber noch keinen Sieg im Slalom hat.

„Sensationelle Erfahrung“ für Huber

Huber durfte hingegen über den ersten Top-Ten-Platz in ihrer Karriere jubeln. „Wenn mir das vorher wer gesagt hätte, dann hätte ich das sofort genommen, aber geglaubt hätte ich es nicht. Ich wollte den Einser aufleuchten sehen. Das ist mir voll aufgegangen. Ich nehme das mit, es war eine sensationelle Erfahrung, dass ich da mein WM-Debüt geben habe dürfen – supercool, so kann es weitergehen“, sagte die 23-jährige Niederösterreicherin.

Auch Truppe war mit ihrer Leistung zufrieden. „Die WM war im Gegensatz zu meiner ersten um einiges leichter und schöner natürlich mit meiner Silbermedaille. Von dem her kann ich gelassen abreisen“, sagte die Kärntnerin. Für Schild wurde die WM nach dem Ausfall im RTL zur Enttäuschung. Ihre kleine Medaillenhoffnung im Slalom erfüllte sich nicht. „Im Endeffekt war es gleich wie im ersten Durchgang. Ich habe wieder probiert, Gas zu geben. Ich bekomme hier aber einfach den Ski nicht auf Zug“, erklärte die 29-jährige Salzburgerin.