Katharina Liensberger
APA/AFP/Jonathan Nackstrand
Ski-WM

Glanzloser Abschied für Österreichs Damen

Mit dem Showdown im Slalom ist es zur Gewissheit geworden: Österreichs Damen-Team hat erstmals seit dem Heimspiel in Schladming vor 37 Jahren eine alpine Skiweltmeisterschaft ohne Medaille beendet. Die Kritik fiel allerdings mild aus. Immerhin hatte sich die Auswahl von ÖSV-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum in Aare im Rahmen ihrer Möglichkeiten geschlagen.

Platz vier von Katharina Liensberger im Slalom war symptomatisch für den WM-Verlauf. Auch die mannschaftliche Stärke mit insgesamt vier Plätzen unter den besten zehn war nicht neu – viel eher schienen sie ein Spiegelbild der Speed-Bewerbe, die trotz Favoritenrolle für die ÖSV-Damen ohne die erhoffte Medaille zu Ende gegangen waren. Zwei vierte Plätze in Abfahrt und Kombination durch Stephanie Venier und Ramona Siebenhofer waren bitter. Der Super-G war mit Platz elf für Titelverteidigerin Nicole Schmidhofer als bester Österreicherin zu einem Debakel geworden.

Die Weltcup-Erfolge vor der WM mit sechs Siegen in den Speed-Rennen bewahrten die ÖSV-Damen offenbar vor scharfer Kritik. Die WM sei eine Momentaufnahme, die Leistungen davor könne ihnen niemand streitig machen, so die allgemeine Meinung. Am größten war die Enttäuschung ohnehin bei den Athletinnen. Und warum soll nach der WM alles in Frage gestellt werden, wenn vor der WM vieles gut funktionierte? Im Bereich der Technikerinnen war in Abwesenheit der verletzten Stephanie Brunner und Katharina Gallhuber nicht mehr erwartet worden. Auch Anna Veith fehlte.

ÖSV-Präsident Schröcksnadel im Gespräch

Mit den Leistungen der Herren ist ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sehr zufrieden, die Damen haben leider ausgelassen.

Ausfälle schwer zu verkraften

Dass eine Medaille in der Folge ausblieb, brachte Kriechbaum nicht aus der Fassung, obwohl er gerade in den Speed-Bewerben nicht damit gerechnet hätte. „Wir haben oft genug Medaillen gemacht, wo man überhaupt nichts erwarten hat können, wo die Weltcup-Saisonen davor komplett in die Hose gegangen sind – siehe Olympia in Vancouver oder auch vor zwei Jahren bei der WM in St. Moritz“, so Kriechbaum, der auf die fehlenden Zugpferde verwies: „Eine andere Nation würde so viele Ausfälle nicht verkraften.“

Nicole Schmidhofer
GEPA/Mario Kneisl
Nicole Schmidhofer konnte ihren Super-G-Titel aus St. Moritz 2017 in Aare nicht verteidigen

Laut Kriechbaum hat sich die Mannschaft achtvoll aus der Affäre gezogen und wäre im Slalom dafür fast noch belohnt worden. „Die Mädels haben sich richtig gut geschlagen, auch im Slalom wieder. Klar, die Verletzten sind uns abgegangen, wie Veith im Super-G oder Brunner im Riesentorlauf“, sagte der Cheftrainer und erwähnte den Teambewerb. "Da haben wir Silber gemacht und unsere Damen (Franziska Gritsch, Katharina Truppe und Liensberger) haben die Hälfte dazu beigetragen. Ganz medaillenlos sind wir also nicht, wenn man es so sehen will.“

Vierte Plätze nur schwacher Trost

Der Medaille in einem Einzelbewerb trauerte Kriechbaum trotzdem nach. Gerade in Abfahrt (Venier) und Kombi (Siebenhofer) schien sie mit jeweils nur vier Hundertstelsekunden Rückstand auf Platz drei zum Greifen nahe. „Die vierten Plätze sind ein schwacher Trost, dafür kann man sich nichts kaufen“, sagte Kriechbaum, der nach Hinweis auf die Topsaisonleistungen der ÖSV-Speed-Damen meinte: In der Abfahrt wäre mehr drin gewesen, logisch, aber so einfach war es auf der verkürzten Strecke nicht. Andere fahren auch stark, die WM ist kein Wunschkonzert.“

Interview mit ÖSV-Trainer Jürgen Kriechbaum

Trainer Jürgen Kriechbaum nimmt zum medaillenlosen Abschneiden der ÖSV-Damen Stellung.

Eine WM ohne Damen-Medaille erlebte selbst ÖSV-Sportdirektor Hans Pum bei seiner nun 18. WM-Teilnahme erst zum zweiten Mal. In Crans-Montana war er 1987 als Herren-Chef mit von der ÖSV-Partie. Die Pleite der Damen in Aare nahm der Oberösterreicher gelassen. „Wir haben natürlich aufgrund der Erfolge im Weltcup gerade im Speed-Bereich gehofft, aber man hat gesehen, dass es sehr schwer ist, Medaillen zu holen. Es zählen aber nur die ersten drei Plätze. Da muss einfach alles passen an dem Tag. Manche haben auch Fehler gemacht und ihr Potenzial nicht umsetzen können“, so Pum.

Konzentration auf den Weltcup

Im WM-Medaillenspiegel, einem persönlichen Anliegen von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, ist die Skination Österreich nach zehn Bewerben mit dreimal Silber und zweimal Bronze vor dem Herren-Slalom am Sonntag nur Achter, was Schröcksnadel nicht sonderlich goutieren dürfte. „Der Herr Präsident weiß genau, wie so etwas zustande kommt. Klar ist es nicht positiv, aber seinen Zorn muss ich deshalb nicht fürchten“, sagte Kriechbaum, der die Funktion des Damen-Cheftrainers 2013 von Herbert Mandl übernommen hatte.

Kriechbaum richtete seinen Blick schon auf die kommenden Aufgaben. „Wir schauen jetzt, dass wir dort, wo wir im Weltcup noch was zu holen haben, die Konzentration darauf lenken. Das ist für uns extrem wichtig“, sagte er. Ziel ist der Sieg in der Abfahrtswertung, die Schmidhofer 18 Zähler vor Siebenhofer anführt.

„Wir hatten eine gute Saison und werden versuchen, um die kleine Kugel mitzukämpfen“, sagte Kriechbaum. „Das ist uns auch länger nicht gelungen und ist ein großes Ziel von uns. Ich hoffe, dass wir da ein kräftiges Wort mitreden und das letztlich auch schaffen.“ Zuletzt war das Renate Götschl vor zwölf Jahren gelungen.