Marcel Hirscher
APA/EXPA/Dominik Angerer
Ski-WM

Hirscher führt ÖSV-Dreifachsieg an

Die 45. alpine Ski-WM in Aare hat aus rot-weiß-roter Sicht ein perfektes Happy End gefunden. Marcel Hirscher holte am Sonntag im abschließenden Slalom nicht nur die erste österreichische Goldmedaille 2019, sondern führte vor Michael Matt und Marco Schwarz einen ÖSV-Dreifachsieg an.

Hirscher, der mit einer fast perfekten Fahrt im ersten Durchgang den Grundstein zu Gold gelegt hatte, genügte in der Entscheidung die 25. Laufzeit, um seinen Titel von 2017 zu verteidigen und sich zum insgesamt dritten Mal zum Weltmeister im Slalom zu krönen. Am Ende hatte der Salzburger 0,65 Sekunden Vorsprung auf Matt, der sich von Rang vier noch auf den zweiten Platz verbesserte. Schwarz holte mit 0,76 Sek. noch die Bronzemedaille für den ÖSV.

Mit seiner siebenten Goldmedaille bei einer Weltmeisterschaft und dem neben vier Silbernen elften Edelmetall krönte sich Hirscher auch zum erfolgreichsten männlichen alpinen Skifahrer aller Zeiten. Der 29-Jährige überholte in der ewigen Bilanz die bisherige Nummer eins Toni Sailer. Der „Blitz aus Kitz“ brachte es in seiner Karriere auf sieben Goldmedaillen und eine Silbermedaille. Bei der Anzahl der gewonnenen Medaillen hat nur noch der Norweger Kjetil-Andre Aamodt mit zwölf eine mehr.

1. Marcel Hirscher (AUT)
2. Michael Matt (AUT)
3. Marco Schwarz (AUT)

Saubere Fahrt zur Titelverteidigung

„Danke an das ganze Team. Als ich angekommen bin, war nicht einmal sicher, dass ich da teilnehmen kann. Wir haben alles probiert und geschaut, dass ich rechtzeitig auf die Beine komme. Das haben wir als Team sehr gut hinbekommen“, sagte Hirscher in einer ersten Reaktion gegenüber dem ORF. Der Salzburger hatte vor dem Riesentorlauf mit einem grippalen Infekt zu kämpfen gehabt und musste im Riesentorlauf noch dem Norweger Henrik Kristoffersen den Vortritt lassen.

In der Entscheidung riskierte der 29-Jährige aufgrund seines großen Vorsprungs nicht mehr alles. „Oben habe ich Vollgas gegeben, wusste aber, dass Alexis (Pinturault, Anm.) nicht so gut war, deshalb bin ich bei den schwierigen Passagen sauber gefahren“, verriet Hirscher sein Rezept. Der Salzburger freute sich aber auch über seine beiden Teamkollegen Matt und Schwarz. „Das war heute von der gesamten Mannschaft eine starke Leistung“, sagte Hirscher.

Matt und Schwarz belohnen sich

Wie Weltmeister strahlten aber auch Hirschers „Kronprinzen“ Matt und Schwarz, die ihre zweite bzw. dritte Medaille in Aare abholten. „Ein gutes Ergebnis“, verbarg Matt zumindest nach außen hin seine Emotionen. Wie vor einem Jahr bei Olympia holte sich der 25-Jährige mit einer Aufholjagd im zweiten Durchgang noch eine Medaille. Nach Bronze in Pyeongchang nahm der Tiroler nun Silber – nach dem Teambewerb sein zweites in Aare – mit nach Hause.

Marcel Hirscher, Michael Matt und Marco Schwarz
GEPA/Mario Kneisl
Matt (l.) und Schwarz (r.) sorgten mit Hirscher für ein perfektes Ergebnis zum WM-Abschluss

Nachdem er im ersten Lauf bei besserer Piste nicht richtig auf Touren gekommen war, wurde Matts Risiko im zweiten Lauf doch belohnt. „Es war brutal schwierig zu fahren, unruhig. Ich musste etwas riskieren, und es war gut, weil auch der Marcel hat Zeit auf mich verloren“, sagte der neue Vizeweltmeister. Für die Familie Matt blieb Aare damit ein guter Boden. Vor zwölf Jahren hatte sich Bruder Mario an gleicher Stelle zum Slalom-Weltmeister gekrönt.

Auch Schwarz gelang mit Bronze ein perfekter Abschluss einer persönlich erfolgreichen WM. Nach Silber im Teambewerb und Bronze in der Kombi schaffte es der Kärntner auch im Slalom auf das Podest. „Ich bin megahappy über den dritten Platz. Vierter wollte ich unter keinen Umständen werden“, so der 23-Jährige, der von der starken Vorstellung seines Teamkollegen Matt motiviert wurde: „Ich hatte am Start gehört, dass der Michael führt, da wollte ich auch einen guten Lauf runterbringen.“

Pinturault rutscht zurück

Die Österreicher profitierten auch von einem Malheur des Kombi-Weltmeisters. Der Franzose Alexis Pinturault, nach dem ersten Durchgang erster Hirscher-Verfolger, rutschte im zweiten Durchgang mit einer klaren Bestzeit fast aus und musste sich am Ende unmittelbar vor dem Olympiazweiten Ramon Zenhäusern aus der Schweiz mit dem undankbaren vierten Platz begnügen.

Hinter dem Duo landete Manuel Feller, vor zwei Jahren noch Vizeweltmeister, auf dem sechsten Platz. Auch Christian Hirschbühl erwischte den zweiten Durchgang seines ersten WM-Slaloms nicht optimal. Der Vorarlberger, nach dem ersten Lauf als Neunter noch auf Top-Ten-Kurs, fiel in der Entscheidung auf den elften Platz zurück.

Platz vier im Medaillenspiegel

Dank des erfolgreichen Abschlusses mit Gold, Silber und Bronze verbesserte sich Österreich im Medaillenspiegel noch auf den vierten Platz. Die ÖSV-Abordnung beendet die 45. alpinen Titelkämpfe mit einer Goldmedaille, vier Silbernen und dreimal Bronze. Erfolgreichste Nationen waren die Schweiz und Norwegen mit jeweils zweimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze. Platz drei ging an die USA (zwei Gold, zwei Bronze).

Mit insgesamt achtmal Edelmetall war Österreich jedoch die klare Nummer eins. „Ende gut, alles gut“, fasste ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel die Weltmeisterschaft im ORF zusammen, nachdem seine Sportlerinnen und Sportler die Vorgabe im letzten Abdruck erfüllt hatten. Einen Dreifachsieg im Slalom hatte es für Österreich bei einer WM zudem davor noch nie gegeben.