Stefan Kraft (AUT) auf der Schanze vor dem Sprung
GEPA/Philipp Brem
Nordische WM

Die Liste der potenziellen Superstars

Die Norwegerin Marit Björgen und der Deutsche Johannes Rydzek haben eines gemeinsam: Sie sind 2017 bei der nordischen Ski-WM in Lahti mit vier Goldmedaillen die Superstars der Titelkämpfe gewesen. Auch bei der am Mittwoch beginnenden Weltmeisterschaft in Seefeld ist die Liste der potenziellen Aushängeschilder groß.

Bei der 52. Ausgabe einer nordischen Weltmeisterschaft in Tirol stehen insgesamt 22 Medaillenentscheidungen – darunter erstmals auch ein Teamspringen bei den Frauen – auf dem Programm. Lahtis Langlaufkönigin Björgen, mit insgesamt 18-mal Gold, fünf Silbernen und drei Bronzemedaillen und damit erfolgreichste nordische WM-Teilnehmerin überhaupt, ist heuer nicht mehr dabei. Kombinierer Rydzek gehört hingegen auch in Seefeld wieder zum erweiterten Kreis der Titelkandidaten.

Dem Deutschen steht in den Kombi-Bewerben aber nicht nur ein norwegischer Überflieger, sondern auch eine heuer starke österreichische Abordnung gegenüber. Im Skispringen drängte ein junger Athlet aus dem Land der aufgehenden Sonne heuer ins Rampenlicht. Nur die Langlauf-Bewerbe dürften auch ohne Björgen in Seefeld fest in der Hand der Skandinavier sein.

Kraft als rot-weiß-rotes Zugpferd

Aus österreichischer Sicht war Stefan Kraft 2017 der Superstar der Weltmeisterschaft in Finnland. Der Salzburger holte sich als erster ÖSV-Adler sowohl auf der Groß- als auch auf der Normalschanze Gold. Kraft bewies nach mäßigem Saisonstart zuletzt auch ansteigende Form. Mit drei Siegen und weiteren Podestplätzen seit dem Jahreswechsel fand der 25-Jährige rechtzeitig zurück auf die Siegerstraße.

Der Weg zu Gold führt heuer aber über Ryoyu Kobayashi. Der japanische Senkrechtstarter dominierte die erste Saisonphase nach Belieben und holte nicht weniger als neun Siege und die Tournee-Gesamtwertung. Im Rahmen der Tournee gewann Kobayashi auch die WM-Generalprobe auf dem Innsbrucker Bergisel. Seit Mitte Jänner hat der 22-Jährige etwas von seiner Vormachtstellung eingebüßt, feierte aber dennoch einen weiteren Erfolg.

Stefan Kraft steigt aus einem Flieger mit seinen Medaillen um den Hals
picturedesk.com/EXPA/JFK
Kraft flog vor zwei Jahren aus Lahti mit einigen „Souvenirs“ in Form von Medaillen nach Hause

Kamil Stoch, dreifacher Olympiasieger und Weltmeister von 2013, gehört ebenfalls zum engsten Favoritenkreis. 2014 eroberte der Pole bei den Olympischen Spielen beide Einzel-Titel, im Vorjahr in Südkorea triumphierte der damalige Tournee-Sieger von der Großschanze. Im laufenden Weltcup-Winter mischte Stoch von Beginn an vorne mit, die ersten beiden Saisonsiege gelangen ihm aber erst im Februar.

Abschiedsgala von Iraschko-Stolz?

Bei den Damen sind die Norwegerin Maren Lundby und Katharina Althaus aus Deutschland die Topkandidatinnen auf Gold. Olympiasiegerin Lundby reist mit einer Siegesserie und der Führung im Gesamt-Weltcup im Gepäck nach Seefeld. Einzig Althaus, die heuer drei Siege feierte, konnte mit der Norwegerin halbwegs mithalten.

Grafik zu den österreichischen Topstars für die nordische Ski-WM
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Aus österreichischer Sicht ruhen die Hoffnungen wieder auf „Grand Dame“ Daniela Iraschko-Stolz. Die 35-Jährige will vor Heimpublikum ein letztes Mal zuschlagen. Trotz mehrerer schwerer Verletzungen hat die Steirerin in ihrer Laufbahn 2011 in Oslo WM-Gold und 2015 in Falun Bronze geholt. Hinzu kommt Olympiasilber 2014. Die laufende Saison war ein Auf und Ab mit zwei Siegen und einem dritten Platz als Höhepunkte sowie einer Lungenentzündung Anfang Februar.

Österreicher jagen Riiber

Mit zehn Saisonsiegen dominierte Jarl Magnus Riiber den Weltcup-Winter der Nordischen Kombinierer und fixierte schon Anfang Februar den Gesamtsieg. Der früher im Springen überragende Youngster aus Norwegen gehört neuerdings auch im Laufen zu den Schnellsten, diese Kombination macht ihn auch bei seinem WM-Debüt zum logischen Favoriten und Kandidaten auf die Nachfolge von Rydzek als einen der überragenden Athleten der Titelkämpfe 2019.

Jarl Magnus Riiber  (NOR)
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Riiber dominierte heuer den Weltcup der Kombinierer fast nach Belieben

Mit Mario Seidl und Franz-Josef Rehrl hat Riiber auch starke österreichische Konkurrenz. Der Steirer Rehrl ist als Topspringer mit verbesserter Loipen-Performance vom Mitläufer zum Medaillenaspiranten avanciert. Der 25-Jährige darf nach zwei Siegen und drei weiteren Podestplatzierungen von Edelmetall träumen. Auch der 26-jährige Salzburger Seidl gehört nach zwei Saisonsiegen zu den Medaillenkandidaten. 2017 war er als Vierter knapp an seiner ersten WM-Einzel-Medaille dran gewesen. Im Jänner triumphierte er als erster Österreicher im „Nordic Triple“.

Wer folgt Björgen im Langlauf nach?

In den Langlauf-Bewerben dürfte die Nachfolgerin oder der Nachfolger von Björgen als WM-Superstar erneut aus Norwegen kommen. Bei den Damen präsentierte sich Therese Johaug nach dem Ende ihrer 18-monatigen Dopingsperre dominanter als je zuvor. Die Aufstockung ihrer bereits beträchtlichen WM-Titelsammlung (viermal Gold, einmal Silber, dreimal Bronze) in Seefeld wären nach den Seriensiegen im Weltcup keine Überraschung. Einzig in den Sprint-Bewerben ist die Schwedin Stina Nilsson, der noch ein WM-Titel fehlt, die Favoritin.

Therese Johaug (NOR)
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Johaug hat gute Chancen, in die Fußstapfen ihrer Landsfrau Björgen zu treten

Außenseiterchancen im Schatten der Skandinavierinnen hat Teresa Stadlober, die heuer bereits des Öfteren „Best of the Rest“ war. 20 Jahre nach ihrem Vater Alois Stadlober in Ramsau soll für die Salzburgerin in Seefeld der Karrierehöhepunkt folgen. Zum engsten Favoritenkreis zählt sie aber nicht. Im bisherigen Saisonverlauf waren siebente Plätze ihre Topergebnisse, zudem war die 26-Jährige zu Jahresbeginn länger von einer Grippe beeinträchtigt.

Bei den Männern könnte der Name Johannes Hösflot Kläbo in Seefeld öfters ganz vorne stehen. Der norwegische Jungstar ist im Sprint das Maß aller Dinge, aber auch in den Distanzrennen ist mit ihm zu rechnen, wie sein Triumph bei seiner ersten Tour de Ski beweist. Der 22-Jährige hat nach durchwachsenem Saisonbeginn mit mehreren Siegen ordentlich Fahrt aufgenommen.