Der frühere Formel 1- Rennfahrer Niki Lauda
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Chronik

Erfolge und Dramen: Niki Lauda feiert 70er

Andreas Nikolaus Lauda ist sein voller Name. Bekannt und weltberühmt geworden ist Österreichs dreifacher Formel-1-Weltmeister und Flugunternehmer aber als Niki Lauda. Geprägt hat ihn auch sein rotes Kapperl, das ihn neben Arnold Schwarzenegger zum bekanntesten lebenden Österreicher gemacht hat. Erfolge und Dramen pflasterten seinen Karriere- und Lebensweg – am Freitag feiert Lauda seinen 70. Geburtstag.

Geboren wurde Lauda am 22. Februar 1949 in Wien als Sohn einer Industriellenfamilie. Dass er sich wegen seiner Motorsportleidenschaft mit einem Teil der wohlhabenden Familie überwarf, konnte die größte heimische Autorennfahrerlaufbahn nicht verhindern. Lauda finanzierte sich über Bankkredite selbst und legte eine von Rundstreckenrennen über die Formel 3, Formel 2 bis in die Formel 1 führende Karriere hin.

Sechs Monate nach einer Lungentransplantation steht sein „Runder“ ganz im Zeichen der Gesundheit. Der „Mann mit der roten Kappe“ und dem unfallvernarbten Kopf hat viele bewegte Jahrzehnte hinter sich.

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Grafik zeigt die wichtigsten Meilensteine der sportlichen Karriere von Niki Lauda
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/formula1.com

In der Königsklasse debütierte Lauda im August 1971 als 21-Jähriger in einem March auf dem Österreich-Ring. Lauda war für die österreichische Volksseele quasi die logische Fortsetzung jener Aufbruchstimmung, die durch Jochen Rindts Tod 1970 und die schwere Augenverletzung von dessen Schulkollegen Helmut Marko nur zwei Jahre später empfindliche Rückschläge erlitten hatte.

Einzigartige Karriere

Beim WM-Debüt kam Lauda nicht ins Ziel. Es war dennoch der Beginn einer weltweit einzigartigen Karriere mit dem dramatischen Feuerunfall 1976 sowie den drei WM-Titeln 1975, 1977 und 1984. Eine Karriere, der Lauda nach seinem endgültigen Rücktritt 1985 eine turbulente, wirtschaftliche Laufbahn als Flugunternehmer folgen ließ.

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Niki Lauda mit Clay Regazzoni in Monza
AP/Trovatti
Lauda (r., neben Ferrari-Teamkollege Clay Regazzoni/SUI) feierte 1975 in Monza vorzeitig seinen ersten von drei WM-Titeln
Niki Lauda mit Fürst Rainier III. und Fürstin Gracia Patricia am 11. Mai 1975 beim Grand Prix von Monaco
APA/AFP/Ralph Gatti
Lauda mit Fürst Rainier III. und Fürstin Gracia Patricia 1975 nach seinem ersten von insgesamt zwei Siegen in Monaco
Niki Lauda am 16. Mai 1975 beim Grand Prix von Belgien in Zolder
APA/AFP/Unbekannt
Lauda in einem Ferrari beim Grand Prix von Belgien in Zolder 1975 – einer seiner insgesamt 25 GP-Siege
Niki Lauda am 01. August 1976 bei seiner Einlieferung in eine Ludwigshafener (D) Spezialklinik für Verbrennungen
APA/Unbekannt
Nach seinem Feuerunfall wurde Lauda am 1. August 1976 in eine Ludwigshafener Spezialklinik für Verbrennungen gebracht
Niki Lauda am 08. September 1976 im Rahmen einer Pressekonferenz in Salzburg
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Lediglich fünf Wochen nach seinem Unfall am Nürburgring gab Lauda eine Pressekonferenz in Salzburg
Alain Prost und Niki Lauda
APA/AFP
1984 gewann Lauda seinen dritten WM-Titel – einen halben Punkt vor seinem McLaren-Teamkollegen Alain Prost (r./FRA)

Es sind neben den 25 Grand-Prix-Siegen in der Formel 1 sowie den unternehmerischen Erfolgen aber vor allem auch die dramatischen Ereignisse, die Lauda zu einer Ausnahmeerscheinung gemacht haben.

„Wie kann der Depperte wieder fahren?“

Dazu gehört etwa der schwere Feuerunfall am 1. August 1976 auf dem Nürburgring. Seine damalige Frau Marlene erzählte Lauda, dass die Ärzte nicht damit rechneten, dass er die erste Nacht überstehen würde. Im Krankenhaus gab ihm ein Priester sogar die letzte Ölung.

Der Unfall just an dem Tag, an dem auch die Wiener Reichsbrücke einstürzte, hat sich in die rot-weiß-rote Zeitgeschichte eingebrannt. Viele Österreicher wissen nach wie vor, wo sie damals waren.

42 Tage später saß Lauda in Monza im Rennwagen und wurde Vierter. „Wie kann der Depperte wieder fahren, wenn er gerade verbrannt ist?“, fragte Lauda einmal stellvertretend für alle Kritiker und Zweifler. Die Erklärung lieferte er gleich hinterher: „Die schnelle Rückkehr gehörte zu meiner Strategie, nicht lange daheim zu sitzen und darüber nachzugrübeln, warum und wieso mir das Ganze widerfahren ist.“

Duell mit Hunt verfilmt

Es war die Kämpfernatur und Stehaufmännchenmentalität, die Lauda immer wieder in den Sattel gehoben hat. Und wenn er abstieg, dann aus eigenem Gutdünken. Wie etwa 1976, als er am Ende eines hochdramatischen Jahres mit zunächst privatem Traktor- und dann dem Feuerunfall den möglichen WM-Titel kampflos aufgab, weil es ihm im abschließenden Regenrennen von Fuji zu gefährlich war.

Der Brite James Hunt wurde mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister. Die damalige Rivalität zwischen Lauda und dem Briten wurde im 2013 uraufgeführten Spielfilm „Rush“ dramatisiert nacherzählt.

TV-Hinweis

ORF III zeigt am Freitag um 20.15 Uhr anlässlich des 70. Geburtstages im Rahmen der Serie „zeit.geschichte“ die Dokumentation „Niki Lauda – Von Höhenflügen und Tragödien“ – mehr dazu in tv.ORF.at.

In Italien verehrt

1977 wurde Lauda zum zweiten Mal im Ferrari Champion, weshalb man ihn in Italien bis heute verehrt. In diesem Jahr startete er auch seinen ersten Versuch als Airline-Unternehmer: erst mit zwei Chartermaschinen, dann ab 1979 mit der Lauda Air, mit der er dem staatlichen Monopolisten AUA Konkurrenz machen wollte. Deshalb beendete er nach diesem Jahr auch erstmals seine Formel-1-Karriere während des Trainings in Kanada mit dem berühmten Satz, er wolle „nicht mehr im Kreis fahren“. Stattdessen widmete sich Lauda dem Aufbau seiner Fluggesellschaft.

1982 kehrte er aus Promotionsgründen aber in den Motorsport zurück. 1984 holte der nunmehrige McLaren-Fahrer mit nur einem halben Punkt Vorsprung seinen dritten WM-Titel, ein Jahr später war es dann aber endgültig vorbei mit der Königsklasse. Denn nach den anfänglichen Problemen mit den Behörden hatte er schon Ende dieses Jahres doch noch eine erweiterte Konzession erhalten und startete noch einmal mit der Lauda Air durch. 1990 ging diese an die Börse.

Dunkelste Stunde

Wie im Sport hatte Lauda auch in der Fliegerei dunkelste Stunden zu überstehen. Die bitterste am 26. Mai 1991, als eine Boeing 767 seiner Luftlinie nach Start in Bangkok abstürzte und 223 Menschen starben.

Für Lauda war es das schlimmste Ereignis in seinem Leben. „Ich war tief erschüttert“, erzählte er. „Mein Unfall war nichts gegen das, was ich dort gesehen habe.“ Die Bilder, wie er über das Trümmerfeld lief, gingen damals um die Welt. Lauda fühlte sich schuldig. Erst nach mehreren Monaten wurde herausgefunden, dass es sich um einen technischen Defekt handelte.

Niki Lauda am Unglücksort einer abgestürzten eine Boing 767 der Lauda Air
GEPA/Matichon/Gamma
Nach dem Absturz einer Boeing 767 seiner Luftlinie verschaffte sich Lauda selbst einen Überblick am Unfallort

Ende 2000 zog sich Lauda – der nebenher weiter in der Formel 1 tätig war und als Ferrari-Berater (1993 bis 1995) dort etwa das Engagement von Michael Schumacher einfädelte – aus der Geschäftsleitung der Lauda Air zurück. Die Airline wurde 2001 von der AUA zur Gänze geschluckt. Da war Lauda schon Rennleiter und später ein etwas glückloser Teamchef bei Jaguar in der F1.

Deshalb pendelte der rastlose Unternehmer bald auch wieder zur Fliegerei. 2003 übernahm Lauda die Mehrheit an der Aero Lloyd Austria und gründete eine neue Luftlinie, die 2004 Niki bzw. flyniki genannt wurde. In diesem Jahr war der umtriebige Lauda kurz auch ÖBB-Aufsichtsrat. 2011 verkaufte er seine Airline zur Gänze Air Berlin. 2012 wurde Lauda zehnprozentiger Anteilhaber und Aufsichtsratsvorsitzender beim Mercedes-Formel-1-Team.

Zwei Ehen, fünf Kinder

Lauda hatte inzwischen (2008) Birgit Wetzinger, eine ehemalige Flugbegleiterin, geheiratet. Der Ehe entstammen die 2009 geborenen Zwillinge Max und Mia. Laudas Söhne aus erster Ehe mit Marlene Knaus, Lukas und Mathias, sind ebenfalls im Motorsport bzw. Management aktiv.

Zu einem weiteren – unehelichen – Sohn hat Lauda laut eigenen Angaben wenig Kontakt. Birgit spendete Lauda 2005 und damit noch vor der Hochzeit eine weitere Niere. Die erste hatte er – als eine Folge des seinerzeitigen Feuerunfalls und der Medikamentennotwendigkeit – schon 1997 von Bruder Florian bekommen.

Der frühere Formel 1- Rennfahrer Niki Lauda und seine Frau Birgit
APA/dpa/Rainer Jensen
Ehefrau Birgit spendete Lauda 2005 eine Niere, 2009 wurden die Zwillinge Max und Mia geboren

Weil 2017 die Air Berlin selbst in die Insolvenz gerutscht war, eröffneten sich Lauda geschäftlich neue Chancen: Obwohl Niki, Filetstück in der Insolvenzmasse, schon fix der Lufthansa versprochen schien, entschied sich der österreichische Gläubigerausschuss im Jänner 2018 überraschend, Laudas Firma Laudamotion den Zuschlag für Niki zu erteilen. Zwei Monate später stieg Ryanair bei Laudamotion ein. Ende 2018 übernahm Ryanair die letzten 25 Prozent der Niki-Nachfolge-Luftlinie Laudamotion, der Österreicher blieb aber Chairman.

Lebensgefährliche Komplikationen

Offenbar wusste Lauda über die Schwere seiner gesundheitlichen Probleme, als er im Juli 2018 wegen eines Virus bzw. einer vermeintlichen Sommergrippe seinen Ibiza-Urlaub abbrach und sich in ärztliche Behandlung begab. Deshalb musste er auch die Grand-Prix-Rennen in Deutschland und Ungarn auslassen.

Laudas Gesundheitszustand

Am 22. Februar feiert die Rennsportlegende seinen 70. Geburtstag. Über Niki Laudas Gesundheitszustand wird beinahe täglich spekuliert.

Als der prominente Patient schon auf dem Weg der Besserung schien, kamen lebensgefährliche Komplikationen mit der 42 Jahre davor verätzten Lunge hinzu, was letztlich eine Organtransplantation im Wiener AKH nötig machte. Nach einer intensiven Reha wurde er im Herbst entlassen, musste im Jänner 2019 wegen einer Influenza aber wieder ins Krankenhaus.

„Er kämpft wie ein Löwe“

„Es geht bergauf. Er ist hart am Arbeiten“, sagte Sohn Mathias der dpa. Sein Vater verbringe bis zu sechs Stunden täglich in der Reha in Wien, um seinen Körper zu kräftigen. „Er kämpft wie ein Löwe. Er will so schnell wie möglich ins normale Leben zurück“, so der bei seinem berühmten Vater in Wien weilende Sohn.

Eine Rückkehr seines Vaters an die Rennstrecke zum Grand-Prix-Auftakt der Formel 1 am 17. März in Melbourne hält Mathias Lauda für nicht besonders wahrscheinlich. „Wir haben kein Zeitlimit. Es ist wichtig, dass der Körper zu alter Stärke gelangt“, sagte er. Der Startschuss der neuen Formel-1-Saison käme für seinen Vater wohl ein „bisschen zu früh“, man müsse „aber abwarten“.

Niki Lauda (Mercedes) mit einem Fan
GEPA/Christian Walgram
Eine Rückkehr Laudas an die Rennstrecke zum Formel-1-Auftakt in Melbourne ist nicht besonders wahrscheinlich

Das öffentliche Interesse an Lauda und damit auch seinen gesundheitlichen Problemen ist auch deshalb so groß, weil sich der Wiener mit seiner direkten Art und der Neigung, zu fast allem Stellung zu beziehen, selbst zu einer höchst öffentlichen Figur gemacht hat.

„Größte Persönlichkeit in Formel 1“

Lauda ist eine Kultfigur. „Niki ist nach dem Weggang von Bernie Ecclestone die größte Persönlichkeit im Formel-1-Fahrerlager“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff unlängst über seinen berühmten Landsmann, der bis 2017 und damit über 20 Jahre lang als TV-Experte beim deutschen Sender RTL tätig war.

Ehrungen, Auszeichnungen und eigene Geburtstage waren dem leidenschaftlichen Piloten, der selbst oft und gerne im Cockpit seiner eigenen Flugzeuge sitzt, laut eigenen Aussagen immer egal. Gut möglich, dass der deutlich ruhiger gewordene Grenzgänger das mittlerweile etwas anders sieht.