Der älteste Teilnehmer im Feld, Luis Carrasco Arena (Mexiko)
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Nordische WM

Einmal um die Welt für die Qualifikation

Bei der nordischen Ski-WM in Seefeld haben in der Langlauf-Qualifikation über 10 km auch mehrere Athleten ihr Glück versucht, die auf den ersten Blick mit Wintersport wenig in Verbindung gebracht werden. Einer von ihnen ist der Mexikaner Luis Carrasco Arena. Er war mit 55 Jahren der Älteste im 58-Mann-Starterfeld und belegte in 43:17,7 Minuten Rang 53, zwei Athleten kamen nicht in die Wertung.

Als „Exoten“ konnte man auch Andreas Razafimahatratra (50./39:04,2) aus Madagaskar, Rese Radschabblukat (47./36:37,5) aus dem Iran, Klaus Jungbluth Rodriguez (40./35:16,4) aus Ecuador sowie Munkhgerel Dashdondog (28./32:17,8) und Duurenbayar Soninbayar (21./31:40,3) aus der Mongolei bezeichnen. Sieger am Mittwoch war der Belgier Thibaut de Marre in 27:56,7 Minuten vor dem Thailänder Mark Chanloung (28:09,8) und dem Isländer Albert Jonsson (28:25,2). Die Top Ten schafften die Qualifikation.

„Ich habe es sehr genossen“, sagte Carrasco Arena im ORF-Interview. Bei den Abfahrten hatte er allerdings wegen einer falschen Wachsschicht Probleme. In Canmore in Kanada, wo er trainiert, sei er Temperaturen von bis zu minus 20 Grad Celsius gewohnt. Auf die warmen Verhältnisse in Seefeld sei er nicht vorbereitet gewesen. „Wir hatten schon die ganze Woche Probleme mit dem Wachs“, meinte Carrasco Arena.

Luis Carrasco Arena (Mexiko)
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Die Abfahrten in Seefeld bereiteten Carrasco Arena Probleme

„Nur fünfeinhalb Stunden Flug“ zum Training

Der Wintersport in Mexiko werde immer bekannter. Es seinen bereits zwölf Athleten im mexikanischen Team, vor einigen Jahren seien es noch vier gewesen. Trainiert wird vorwiegend in Nordamerika. „Es ist ein toller Sport. Die USA und Kanada sind sehr nahe, nur fünfeinhalb Stunden Flug“, sagte Carrasco Arena, der zwar eine Viertelstunde hinter den besten zurück war, aber auch drei deutlich jüngere Widersacher hinter sich ließ.

Qualifikation für den WM-Langlauf

In der WM-Qualifikation für den 10-km- bzw. 15-km-Langlauf-Bewerb standen auch Länder am Start, die nicht gerade als Wintersportnationen bekannt sind.

Ans Aufhören denkt Carrasco Arena auch mit 55 nicht. „Ich werde weitermachen, bis mich mein Körper oder jemand anderes rauswirft. Es macht mir Spaß, es hält mich in Form. Solange ich das machen kann, werde ich es machen“, sagte der Mexikaner, der es sich nicht nehmen ließ, Österreichs Skeleton-Trainer Martin Rettl zu grüßen. „Ich war früher Skeletoni in Igls. Also ‚Hallo‘ an Martin.“

„Danke an Seefeld und Österreich“

Der Wechsel vom Skeleton zum Langlauf ist ein ungewöhnlicher, doch der Mexikaner hat dafür eine einfache Erklärung. „Das Training beim Skeleton war sehr anspruchsvoll für den Kopf. Es ist sehr intensiv. Wenn ich hier in der Loipe trainiert habe, dann war das einfach Spaß für mich“, sagte Carrasco Arena. Die WM genoss er in vollen Zügen. „Danke an Seefeld und Österreich. Ihr seid sehr freundlich. Wir fühlen uns hier in Österreich wirklich gut. Danke schön.“

Luis Carrasco Arena (MEX) im Interview

„Es ist ein toller Sport. Die USA und Kanada sind sehr nahe, nur fünfeinhalb Stunden Flug.“

Für den Iraner Rese Radschabblukat sei das Qualifikationsrennen wegen der starken Konkurrenz schwierig gewesen. Über den Bekanntheitsgrad das Langlaufsports in seinem Heimatland meinte er, er sei bekannt, „aber nicht so berühmt wie hier“. Die WM habe ihm gefallen. „Die Verhältnisse hier in Seefeld sind sehr gut. Danke, dass wir hier teilnehmen können“, sagte Radschabblukat.

Resa Radschabblukat (IRN) im Interview

„Der Langlaufsport ist im Iran bekannt, aber nicht so berühmt wie hier.“

Auch Andreas Razafimahatratra aus Madagaskar zeigte sich von Österreich und dem Großereignis trotz bescheidenen Rennergebnisses begeistert. „Die Leute sind wahnsinnig nett hier“, meinte er. „Was für eine Ehre, hier dabei zu sein. Noch dazu bin ich ja derjenige, der Madagaskar zum ersten Mal in seiner Geschichte in diesem Sport repräsentieren darf“, ergänzte er. „Das Rennen war sehr hart, ich habe alles getan, was ich konnte“, konstatierte der 29-Jährige. „Wer weiß, vielleicht war es das erste und letzte große Rennen“, witzelte Razafimahatratra abschließend.

Jungbluth Rodriguez mit Resultat zufrieden

„Es war ein sehr gutes Rennen, ein top Kurs. Alle Athleten waren stark. Ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat“, erklärte der Qualifikations-40. Klaus Jungbluth Rodriguez. Der Ecuadorianer studiert seit einem Jahr in Australien. Mit dem Langlaufen hat er während einer Studienzeit in Norwegen angefangen.

Klaus Jungbluth Rodriguez (Ecuador)
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Jungbluth Rodriguez blickt auf seine Verfolger zurück, einer davon war der Mexikaner Carrasco Arena

Zurück in Ecuador trainierte Jungbluth Rodriguez dann mit Rollerskis. Die für die WM-Teilnahme notwendigen FIS-Punkte sammelte er bei Bewerben in Europa. „Seefeld ist sehr schön“, sagte Jungbluth Rodriguez zum Abschluss des Interviews auf Deutsch.

Klaus Jungbluth Rodriguez (ECU) im Interview

„Alle Athleten waren stark. Ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat.“

Etwas besser schnitten die Läufer aus der Mongolei ab. Duurenbayar Soninbayar erreichte Platz 21, sein Kollege Munkhgerel Dashdondog landete nur wenige Plätze dahinter. Kommentare zum durchaus respektablen Langlaufresultat waren den asiatischen Langlauf-Athlethen nicht zu entlocken. Sie zogen es vor, sich nach dem Rennen in den Teambereich zurückzuziehen.

„Es ist perfekt für mich gelaufen“

Thibaut de Marre freute sich über den für ihn unerwarteten Sieg in der Qualifikation. „Es ist perfekt für mich gelaufen. Ich bin das Rennen vielleicht ein bisschen zu schnell angegangen, weil ich mich unbedingt qualifizieren wollte. Ich habe nicht gedacht, dass ich gewinnen kann, aber jetzt ist es natürlich super. Die ganze harte Arbeit machte sich bezahlt“, sagte der Belgier.

Thibaut De Marre (BEL) im Interview

„Ich habe nicht gedacht, dass ich gewinnen kann, aber jetzt ist es natürlich super.“

Für das 15-km-Rennen am Mittwoch nächster Woche (14.00 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) erwartet er sich nicht all zu viel. „Ich bin nicht stark genug, um vorne mitzulaufen. Ich schaue mir Langlaufen immer im Fernsehen an. Ich möchte einfach teilnehmen und Erfahrungen sammeln“, so de Marre.