Marcel Hirscher
GEPA/Mario Kneisl

Hirscher überlässt nichts dem Zufall

Während Mikaela Shiffrin gleich zwei Wochenenden pausiert, legt Marcel Hirscher auf der Weltcup-Zielgeraden trotz ebenfalls überlegener Führung sogar noch einen Zahn zu. Nach dem WM-Slalom-Triumph in Aare und dem City-Event in Stockholm plant der Salzburger, in Bansko gleich alle drei Weltcup-Bewerbe zu bestreiten – also auch die Kombi am Freitag, einen seiner letzten weißen Flecken.

Denn die Kombination ist – neben der Abfahrt – der einzige Bewerb, in dem Hirscher im Weltcup noch nicht gewonnen hat. Der 29-Jährige ist in dieser Disziplin zwar Weltmeister (2015) und Olympiasieger (2018), im Weltcup waren bisher aber fünf Podestplätze das Maximum. Hirscher steht am Freitag (9.30 bzw. 13.00 Uhr, live in ORF eins) in Bulgarien erstmals seit Platz zwei am 29. Dezember 2016 in Santa Caterina wieder am Start einer Kombi.

Im Kombi-Super-G am Freitag und im Spezial-Super-G am Samstag werde er „nicht das letzte Hemd riskieren. Denn nach nur einem Trainingstag Super-G darf man nicht ans Limit gehen“, betonte Hirscher vor seinem Speed-Comeback, mit dem er auch Geländekenntnis für Sonntag bekommt. „Das ist sicher kein Nachteil für den Riesentorlauf“, meinte der 29-Jährige, der bereits den RTL-Weltcup fixieren könnte.

Marcel Hirscher
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Hirscher könnte in Bansko für die Vorentscheidung im Kampf um den Gesamtweltcup sorgen

Jetzt nur „nicht lockerlassen“

Dass die Kombi in Bulgarien mit einem Super-G statt Abfahrt gefahren wird, ist aber ein Grund, warum Hirscher am Saisonende auch ohne großartige Vorbereitung doch noch einmal auf die Speed-Latten steigt. Der zweite ist, dass Hirscher im Kampf um seinen achten Weltcup-Gesamtsieg trotz seines Riesenvorsprungs von 480 Punkten auf den ersten Verfolger Alexis Pinturault sowie 555 auf Henrik Kristoffersen nichts anbrennen lassen will.

„Es geht in die Endphase, was den Gesamtweltcup betrifft. Es heißt dagegenhalten, dagegenhalten, dagegenhalten und nicht locker lassen“, hatte Hirscher in Stockholm erklärt, warum er in Bansko alle drei Bewerbe einplant. „Henrik und Alexis bestreiten beide dieses Programm. Speziell Pinturault fährt in der Form seines Lebens und kann in drei Disziplinen Minimum gewinnen. Dem traue ich momentan alles zu, ich überlasse nichts dem Zufall“, so Hirscher über seinen Kraftakt mit Starts in drei Bewerben und vier Rennen an drei Tagen.

Ein Kraftakt ist Bansko auch deshalb, weil ein Teil des Herren-Trosses von Schweden fast in die Nordägäis – Bansko liegt nur knapp 200 Kilometer von Thessaloniki entfernt – und danach wieder zurück nach Skandinavien zu den Speed-Rennen ins norwegische Kvitfjell reisen muss. Auf jeden Fall werden die Rennen in Bulgarien aufgrund des dreitägigen Programms mit Kombination, Super-G und Riesentorlauf insgesamt zu einem „Treffen der Weltmeister“.

Weitere Bestmarken im Visier

Eine Woche nachdem er sich in Aare zum erfolgreichsten WM-Teilnehmer aller Zeiten gekürt hat, steht Hirscher nun auch im Weltcup vor weiteren Bestmarken. Der bald 30-Jährige (2. März) kann nicht nur erstmals eine Kombi gewinnen, sondern sich am Sonntag auch im Riesentorlauf bereits die kleine Kristallkugel sichern und dadurch mit der bei insgesamt 19 haltenden Lindsey Vonn gleichziehen.

Der achte Weltcup-Gesamtsieg und der Rekord an Saisonsiegen – diesen hält Hirscher mit 13 zusammen mit Hermann Maier und Ingemar Stenmark – stehen ebenfalls noch auf der Agenda des zehnfachen Saisonsiegers.

Schwarz im Kombi-Weltcup voran

Obwohl es erst die zweite Kombi der Saison ist, geht es am Freitag in Bansko auch schon um die Weltcup-Kugel. Marco Schwarz führt nach seinem Sieg in Wengen die Gesamtwertung 20 Punkte vor dem Franzosen Victor Muffat-Jeandet an, dem dreifachen WM-Medaillengewinner aus Kärnten winkt damit erstmals auch Weltcup-Kristall. Der 23-jährige Schwarz wäre der erste Kombi-Weltcup-Sieger des ÖSV seit Benjamin Raich 2010.

Schwarz greift nach kleiner Kristallkugel

Am Freitag wird die nächste kleine Kristallkugel vergeben. In der Herren-Kombination kann sich Marco Schwarz beste Chancen ausrechnen.

„Es heißt, nochmals die Kräfte zusammensammeln und Gas geben“, sagte Schwarz. „Aber umgekehrt ist der Flow auch noch da, auch wenn das Programm richtig brutal ist“, zeigte er sich zuversichtlich. Auch für ihn gilt wie für Hirscher das Motto „Augen zu und durch“. „Manchmal“, so Hirscher, „ist es in diesen Phasen eh besser, wenn es Schlag auf Schlag geht.“

Marco Schwarz
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Nach seinem Sieg in Wengen geht Schwarz in Bansko auf Kombi-Kristall los

Enges Rennen um Super-G-Kugel

Im Super-G am Samstag geht ein sensationell enger Kampf weiter. Nach bisher fünf Rennen mit fünf verschiedenen Siegern führt Vincent Kriechmayr mit 236 Punkten hauchdünn vor Landsmann Matthias Mayer (233), Dominik Paris (230) und Aleksander Aamodt Kilde (227). Dabei war Kriechmayr im Weltcup als Zweiter von Lake Louise in dieser Saison nur einmal auf das SG-Podium gekommen ist. Der Franzose Johan Clarey und Hannes Reichelt jagen mit jeweils 38 Jahren zudem den Altersrekord von Didier Cuche im Super-G.

Die Strecke hat es insofern in sich, als der anspruchsvolle Schlussteil bis 11.00 Uhr im Schatten liegt. Fahrer mit höheren Startnummern könnten daher zumindest im Super-G Vorteile haben.