Johannes Hoesflot Klaebo
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Nordische WM

Norwegen räumt erste Goldmedaillen ab

Die Langlauf-Stars Johannes Hösflot Kläbo bzw. dessen norwegische Landsfrau Maiken Caspersen Falla haben bei der nordischen Ski-WM in Seefeld die ersten Goldmedaillen geholt. Olympiasieger Kläbo setzte sich am Donnerstag im Sprint in der freien Technik vor dem Italiener Federico Pellegrino und Gleb Retiwych aus Russland durch.

Auf dem Weg zu seinem ersten Weltmeistertitel hängte Kläbo seine Rivalen mit einem starken Antritt auf der Zielgeraden noch ab. Der 22-Jährige hatte vor einem Jahr bei Olympia in Pyeongchang drei Goldmedaillen erobert und gilt auch nun als Topanwärter, der Star der Titelkämpfe in Tirol zu werden. Bei den Damen holte Titelverteidigerin Falla vor der Schwedin Stina Nilsson und Mari Eide aus Norwegen ihre achte WM-Medaille.

Das österreichische Langlauf-Sprint-Quintett mit Lisa Unterweger, Dominik Baldauf, Luis Stadlober, Tobias Habenicht und Benjamin Moser war bereits in der Qualifikation hängen geblieben. Bei den Männern landete der im Vorfeld gesundheitlich angeschlagene Dominik Baldauf in der Qualifikation über 1,6 km als bester Österreicher auf dem 44. Platz. Die Top 30 verpasste der Vorarlberger um 2,70 Sekunden. Unterweger verpasste die Finallläufe bei den Frauen ebenfalls knapp.

Maiken Caspersen Falla (NOR/1. Platz/l.) und Mari Eide (NOR/3. Platz)
APA/Barbara Gindl
Bei den Damen holte Falla Gold und damit ihre bereits achte WM-Medaille

Scharmützel zwischen Kläbo und Ustjugow

Norwegens Jungstar Kläbo, dessen Stern vor zwei Jahren in Lahti mit WM-Bronze aufgegangen war, ist mittlerweile auf den kurzen Strecken nahezu unschlagbar und auch in Distanzrennen eine Bank. Dementsprechend kann er am Samstag im Skiathlon und am Sonntag im Team-Sprint nachlegen und wohl bald in die Fußstapfen großer Landsleute wie Björn Dählie und Petter Northug treten.

Hitziges Semifinale bei den Herren

Kläbo und Ustjugow geraten im ersten Semifinale während und nach dem Rennen aneinander.

Der russische Mitfavorit Sergej Ustjugow erwies sich nach seinem Halbfinal-Out im Lauf mit Kläbo als schlechter Verlierer. Der WM-Zweite von 2017 wähnte sich vom Norweger in einer Kurve behindert und stellte ihn im Ziel samt einem Schubser und einem Griff ins Gesicht aggressiv zur Rede. Kläbo, dem die Jury kein Fehlverhalten anlastete, ließ sich aber nicht provozieren und blieb ruhig.

Disqualifikation nach zwei Verwarnungen

Der Russe, der sich in Interviews im Bezug auf die Rennsituation ungerecht behandelt fühlte, erhielt allerdings seinerseits für eine Behinderung Kläbos beim letzten Anstieg eine Verwarnung und für sein unsportliches Verhalten im Ziel eine weitere und wurde schließlich nachträglich disqualifiziert.

Das Verhalten des Russen im Ziel trage er ihm aber nicht nach, meinte Kläbo. „Solche Sachen passieren im Sprint“, meinte der Norweger, der mit 22 Jahren und 122 Tagen zum jüngsten Herren-Einzel-Weltmeister der Geschichte avancierte. „Ich bin ihm nicht böse.“ Dass der Russe verärgert und geladen sei, halte er für ein gutes Zeichen. „Das heißt, dass er am Samstag stark sein wird“, scherzte Kläbo.

Falla strahlt mit Sonne um die Wette

Falla bejubelte nach souveränen Vorstellungen ihre erfolgreiche Titelverteidigung. „Das ist ein großartiger Tag. Ich bin superhappy. Ich hatte Sorge wegen der anspruchsvollen und schnellen Strecke. Das Timing war am Ende wichtig, mein Material war perfekt“, sagte Falla. Die 28-Jährige setzte sich im Finale klar vor der Schwedin Nilsson durch, die sie bei Olympia noch geschlagen hatte.

Langlauf: Falla (NOR) gewinnt Gold im Sprint

Maiken Caspersen Falla (NOR) holt sich Gold im Langlauf-Sprint. Silber geht an Stina Nilsson (SWE), Bronze gewinnt Mari Eide (NOR).

Hinter Nilsson holte überraschend die Norwegerin Mari Eide Bronze. Sie profitierte vom Pech zweier Schwedinnen. Maja Dahlqvist kam im Positionskampf mit ihren Teamkolleginnen zu Sturz, Jonna Sundling musste mit einem gebrochenen Stock Bronze vor Augen noch aus der Hand geben.

ÖSV-Quintett bleibt in Qualifikation hängen

„Ich bin erstaunlich gut reingekommen, am Schluss habe ich aber gemerkt, dass mir die Substanz noch fehlt, um noch in den roten Bereich zu gehen“, sagte Baldauf im ORF-Interview. „Die letzten 300 Meter habe ich sicher zwei bis drei Sekunden liegen gelassen. Das ist halt bitter, wenn das gerade in meiner Paradedisziplin passiert.“ Luis Stadlober als 49. sowie Tobias Habenicht und Benjamin Moser auf Rang 57 bzw. 58 waren in der Entscheidung ebenfalls nur Zuschauer.

Bei den Damen blieb Unterweger in der Qualifikation über 1,2 km als 44. nur 2,8 Sekunden hinter den besten 30, die zum Aufstieg in die K.-o.-Läufe gereicht hätten. „Ich bin schon sehr enttäuscht. Gerade daheim möchte man natürlich in die Finalläufe. Aber ich habe alles gegeben und kann mir nichts vorwerfen“, so die 24-Jährige im ORF-Interview.

Sprint Herren (1,6 km Freistil):
1. Johannes Hösflot Kläbo NOR 3:21,19
2. Federico Pellegrino ITA + 0,24
3. Gleb Retiwych RUS 1,38
4. Richard Jouve FRA 1,99
5. Emil Iversen NOR 2,25
6. Lucas Chanavat FRA 21,50
7. Sindre Björnestad Skar NOR
8. Francesco de Fabiani ITA
9. Simeon Hamilton USA
10. Oskar Svensson SWE
43. Dominik Baldauf AUT
48. Luis Stadlober AUT
56. Tobias Habenicht AUT
57. Benjamin Moser AUT
Sprint Damen (1,2 km Freistil):
1. Maiken Caspersen Falla NOR 2:32,38
2. Stina Nilsson SWE + 1,66
3. Mari Eide NOR 2,85
4. Jonna Sundling SWE 3,16
5. Victoria Carl GER 5,71
6. Maja Dahlqvist SWE
7. Nadine Fähndrich SUI
8. Jessica Diggins USA
9. Natalja Neprjajewa RUS
10. Elisa Brocard ITA
44. Lisa Unterweger AUT