Thomas Murg
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Europa League

Aus für Rapid nach Abfuhr bei Inter

Rapid ist im Sechzehntelfinale der Europa League ausgeschieden. Die Wiener verloren am Donnerstagabend bei Inter Mailand klar mit 0:4, im Hinspiel war man mit 0:1 unterlegen. Das Schicksal der Wiener, die mit 5.000 Anhängern in Mailand antraten, war bereits nach 18 Minuten besiegelt. Die „Nerazzurri“ zeigen sich zunächst eiskalt in der Chancenverwertung und bewiesen im Finish technische Grandezza.

Der 18-fache Serie-A-Champion erwies sich im Giuseppe-Meazza-Stadion einmal mehr als Meister der Effizienz. Drei Fehler leisteten sich die Rapidler in der ersten Hälfte, gleich die ersten beiden bestraften die Hausherren: Nach Treffern von Matias Vecino und Andrea Ranocchia war Inters Weg ins Achtelfinale vorgezeichnet. In der zweiten Hälfte zeigten sich die Italiener gnadenlos – und bewiesen mit Ivan Perisic und Matteo Politano ihre Klasse.

Rapid kam – wie bereits in Wien – zwar zu einer absoluten Topchance durch Andrija Pavlovic, ließ diese aber – ebenfalls wie im Heimspiel – ungenutzt. Damit verpasste Rapid wie erwartet das Achtelfinale und muss sich auf die nationalen Bewerbe konzentrieren.

Rapid offensiver, aber ohne Kapitän Schwab

Im Vergleich zum Hinspiel hatte Dietmar Kühbauer seine Elf auf drei Positionen verändert – und mit einer handfesten Überraschung aufgewartet: Kapitän Stefan Schwab stand nicht in der Startelf, an seiner Stelle übernahm Torhüter Richard Strebinger die Kapitänsschleife. Das defensive Mittelfeld wurde von den beiden „Abräumern“ Dejan Ljubicic und Srdjan Grahovac gebildet – wohl ein taktisches Zugeständnis an die davor agierende, im Vergleich zum Weststadion deutlich offensiveren Dreierreihe: Andrei Ivan, Christoph Knasmüllner und Thomas Murg reihten sich hinter Solospitze Andrija Pavlovic ein.

Bei Rapid auf der Bank: Philipp Schobesberger. Mit dem 25-Jährigen hatten sich die italienischen Sportmedien im Vorlauf des Spiels auf skurrile Weise beschäftigt. Er soll angesichts der Auswärtsreise auf Tinder nach einem Model für zwei Nächte gesucht haben, hieß es übereinstimmenden Berichten zufolge. Dabei bedienten sich die wenig zimperlichen Gazetten des Tweets einer PR-Beraterin. Rapid dementierte umgehend – es handle sich bei dem angeblichen Tinder-Post um ein Fake-Profil.

Inter in Bestbesetzung und vor dem Tor eiskalt

Weit weniger fake war die Startaufstelung der Italiener, die in Bestbesetzung antraten: Inter stellte im Vergleich zum Duell in Wien an vier Positionen um: Milan Skriniar und Andrea Ranocchia besetzten die Innenverteidigung, statt Borja Valero übernahm Stammspieler Marcelo Brozovic die Sechserposition, während Antonio Candreva die rechte Mittelfeldseite beackerte. An vorderster Front durfte einmal mehr Lautaro Martinez – Torschütze in Wien – den Stoßstürmer geben.

Andrea Ranocchia
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Ranocchia sieht, Ranocchia trifft – 2:0 für Inter nach nur 18 Minuten

Nach dem ersten, optisch durchaus ansprechenden Kennenlernen machten die Gastgeber ernst: Nach einem Ballverlust von Marvin Potzmann in der eigenen Hälfte stieß Ivan Perisic unbedrängt in den 16er vor und legte quer. Dort versuchte sich zunächst Candreva, verpasste mit einem artistischen Sprung den Ball, brachte diesen aber eher zufällig zu Matias Vecino. Der zog am rechten Strafraumeck resolut ab, und das Spielgerät landete via Martinez (aus abseitsverdächtiger Position) im Netz. Der Treffer wurde von der UEFA dem Uruguayer zugesprochen, weshalb Martinez’ vermeintliche Abseitsposition gar nicht erst zum Thema wurde.

Doppelte Schmerzen für Rapids Potzmann

Nach seiner Fehlstellung kamen für Potzmann gleich weitere Schmerzen hinzu. Er wurde von Kwadwo Asamoah rüde mit einer Grätsche von den Beinen geholt. Ergebnis: Gelb für den Ghanaer, der mit der Verwarnung noch glimpflich davonkam – und wohl eine bleibende Erinnerung für den Rechtsverteidiger in Form eines Blutergusses. Für das Revanchefoul von Max Hofmann an Martinez gab es in der Folge für den Rapid-Verteidiger ebenfalls den gelben Karton.

Ranocchia trifft, Pavlovic nicht

Der Rapid-Verteidiger stand beim folgenden Freistoß erneut im Zentrum der Aufmerksamkeit, er konnte den hohen Ball nicht ausreichend weit vom eigenen Tor wegbefördern. Zur Freude von Inter-Verteidiger Ranocchia. Der zog volley ab und ließ Rapid-Kapitän Strebinger chancenlos zurück. 2:0 nach nur 18 Minuten. Der Matchplan der Rapidler war damit völlig über den Haufen geworfen.

Europa-League: Salzburg weiter, Rapid out

Salzburg hat mit dem 4:0-Sieg über Brügge den Aufstieg ins Achtelfinale geschafft. Rapid schied nach einem 0:4 bei Inter Mailand hingegen aus.

Angesichts des unverhofft frühen und deutlichen Vorsprungs zeigte aber auch die Hintermannschaft der Italiener Nachlässigkeiten. Ranocchia servierte den Ball Pavlovic, der verpasste aber aus spitzem Winkel das Tor von Samir Handanovic, sein Schuss kullerte am rechten Pfosten vorbei (23.). Ein bemerkenswerter Moment für Rapid, denn es sollte die einzige Topchance an diesem Abend bleiben.

Schrecksekunde für Strebinger vor der Pause

In der Folge kontrollierte Inter Ball und Gegner. Cedric lauerte etwa bei einer Hereingabe, Rapid-Torhüter Strebinger war jedoch aufmerksam. Wenig später sorgte der 26-Jährige beinahe mit einem Fehlgriff für die Vorlage zum 0:3. Nach einem Schuss von Perisic konnte Strebinger den Ball nicht festhalten, während Candreva aus kürzester Distanz das Tor verpasste. Somit ging es „nur“ mit 0:2 in die Pause.

Der Pausentee verfehlte seine Wirkung bei den Gastgebern nicht. Sie ließen den Ball als auch die Rapidler laufen. Nach sieben Minuten entschieden sich die „Nerazzurri“ erstmals zu einem Abschluss. Martinez konnte einen hohen Pass per Hinterkopf aber nicht platziert genug auf das Tor bringen. Wenig später verwertete er den Ball nach einer Ecke mit der Stirn – und zwang damit Strebinger, entschlossen zuzugreifen.

Ivan Perisic
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Vizeweltmeister Ivan Perisic blickt seinem gefühlvollen Heber hinterher, wenig später legt er das 4:0 ebenso gefühlvoll auf

Inter verwehrt Rapid gefährliche Aktionen

Auf der Gegenseite wurde Ljubicic und Ivan seltener Einlass in den Inter-16er gewährt. Bis auf einen Doppelpass kam dabei aber nichts Gefährliches heraus. In der Folge übernahmen die Italiener wieder das Kommando und kombinierten sich von Strafraum zu Strafraum. Bis auf einen gefährlichen Haken samt Abschluss von Perisic (neben das Tor) ließ sich Inter keine zielgerichteten Aktionen entlocken.

Danach entfaltete sich das unvermeidliche Wechselspiel: Mert Müldür, Schwab und Schobesberger kamen für Ivan, Knasmüllner und Bolingoli. Aufseiten von Inter durften Valero (für Brozovic) und Matteo Politano (für Martinez) aufs Feld. Einen schönen Schuss zeigte aber mit Ljubicic einer, der schon von Beginn an auf dem Rasen stand – der Ball ging jedoch direkt in die Arme von Handanovic. Danach brachte Inter-Coach Luciano Spalletti mit Miranda für Skriniar seine letzte frische Kraft. Das Geschehen auf dem Feld wurde davon aber kaum mehr beeinflusst.

Perisic-Zaubertor nach schnellem Konter

Statt der frischen Kräfte stellte Inters Bester sein Können unter Beweis: Der kroatische Vizeweltmeister Perisic ließ nach Pass von Candreva mit einem schnellen Vorstoß die ungeordnete Rapid-Hintermannschaft stehen, überwand mit einem weiteren Haken auch Torhüter Strebinger aussteigen – und vollendete mit einem Heber zum 3:0. Zur Freude von Inter-Coach Spalletti, der auf der Ersatzbank sitzend anerkennend applaudierte.

Damit jedoch noch nicht genug der kroatischen Magie: Perisic hatte ein feines Auge für Politano am Fünfer, der nur noch den Fuß auf den Ball halten musste, um zum 4:0 einzuschieben. Damit hatten die „Nerazzurri“ aus ihrer Sicht genug für die Fans getan – und brachten den Sieg trocken über die Zeit.

Europa League, Sechzehntelfinale, Hinspiel

Donnerstag:

Inter Mailand – Rapid 4:0 (2:0)

Mailand, Giuseppe-Meazza-Stadion, 30.000 Zuschauer, SR Dias (POR)

Tore:
1:0 Vecino (11.)
2:0 Ranocchia (18.)
3:0 Perisic (80.)
4:0 Politano (87.)

Inter: Handanovic – Cedric, Ranocchia, Skriniar (77./Miranda), Asamoah – Vecino, Brozovic (61./Valero) – Candreva, Nainggolan, Perisic – Martinez (66./Politano)

Rapid: Strebinger – Potzmann, Hofmann, Sonnleitner, Bolingoli (75./Schobesberger) – Grahovac, Ljubicic – Murg, Knasmüllner (64./Schwab), Ivan (64./Müldür) – Pavlovic

Gelbe Karten: Asamoah, Ranocchia bzw. Hofmann

Hinspiel: 1:0