Markus Eisenbichler
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Nordische WM

ÖSV-Adler springen an Medaillen vorbei

Der Weltmeister auf der Großschanze heißt überraschend Markus Eisenbichler. Der Deutsche setzte sich am Samstag in Innsbruck vor seinem Teamkollegen Karl Geiger durch. Bronze ging mit dem Schweizer Killian Peier an einen weiteren Überraschungsmann. Die Österreicher schauten trotz guter Mannschaftsleistung durch die Finger.

Eisenbichler, der in seiner Karriere noch kein Weltcup-Springen gewinnen konnte, krönte sich mit Sprüngen auf 131,5 und 135,5 Meter zum ersten deutschen Weltmeister seit Severin Freund 2015 in Falun. Der 27-Jährige lag am Ende mit 12,2 Punkten Vorsprung klar vor seinem Teamkollegen Geiger. Peier, der zur Halbzeit überraschend geführt hatte, schaffte mit Rang drei das beste Ergebnis seiner Karriere. Im Weltcup war der 23-jährige Schweizer bisher noch nie über Platz sieben hinausgekommen.

Die Österreicher gingen im ersten Sprungbewerb der Titelkämpfe in Seefeld und Innsbruck leer aus. Titelverteidiger Stefan Kraft landete mit 23,3 Punkten Rückstand auf den Sieger auf Rang sechs, Daniel Huber wurde als zweitbester Österreicher Elfter. Philipp Aschenwald als 13. und Michael Hayböck auf Rang 14 schafften es ebenfalls in die besten 15. Manuel Fettner landete auf Platz 24.

Kraft in Entscheidung glücklos

Kraft lag nach dem ersten Durchgang nach einem Sprung auf 130,0 Meter noch in Schlagdistanz zu den Medaillen. Im zweiten Durchgang landete der Salzburger jedoch bei 126,5 Metern – zu wenig für einen Platz unter den besten drei. „Der zweite Sprung hat sich gut angefühlt, aber vier Meter weniger als im ersten Durchgang ist bitter. Ich kann mir nichts vorwerfen“, sagte Kraft im ORF.

Kraft bester Österreicher

Titelverteidiger Stefan Kraft landete mit 23,3 Punkten Rückstand auf den Sieger auf Rang sechs.

Der zweifache Weltmeister von 2017 haderte etwas mit den Bedingungen bei seinem zweiten Versuch, zog aber vor dem Siegertrio den Hut. „Es ist immer ein bisschen eine Überraschung, was die Punkte mit Wind- und Lukenberechnung am Ende ausspucken. Natürlich braucht man Glück, aber man muss es trotzdem erst auch runterbringen. Sechster ist schwer in Ordnung, die anderen fünf waren eben besser. Wahnsinn, was die teilweise gezeigt habe. Wir werden uns jedenfalls bestens auf den Team-Bewerb am Sonntag vorbereiten“, so Kraft.

Huber holte sich nach mäßigen Trainingssprüngen ebenfalls Selbstvertrauen und blickte zuversichtlich auf das Team-Springen am Sonntag (14.45 Uhr, live in ORF eins), ebenfalls auf dem Bergisel. „Nach den Trainings bin ich zufrieden. Die letzten Tage waren für mich nicht einfach, mit der Performance heute bin ich zufrieden. Für den Team-Bewerb bin ich zuversichtlich, wir waren mannschaftlich brutal stark und rechnen uns Chancen aus“, sagte der Salzburger.

Elfter Platz für Huber

Für Daniel Huber lief es nach schwachen Trainingssprüngen im Wettkampf deutlich besser.

Ungewohntes Gefühl für Weltmeister

Krafts Nachfolger als Weltmeister konnte seinen Coup im ersten Moment gar nicht fassen. „Ich habe gewusst, dass ich gut in Form bin, und habe im zweiten Sprung alles reingeworfen. Dass ich so einen gewaltigen Sprung mache, hätte ich nicht gedacht“, sagte Eisenbichler in einer ersten Reaktion, „ich kenne das Gefühl gar nicht, weil ich ja noch nie ein Weltcup-Springen gewonnen habe. Im Moment fehlen mir etwas die Worte, ich werde wohl noch ein paar Minuten brauchen, um das zu erfassen.“

Auch sein Teamkollege Geiger, der beim Sprung Eisenbichlers mitgejubelt hatte, war von Emotionen überwältigt. „Es ist ein unglaublicher Tag heute. Wahnsinn. Ich habe mich auch unglaublich für den ‚Eise‘ gefreut, der immer knapp dran war, und heute so eine Granate gezündet hat. Ich habe mich riesig gefreut, dass ich auf dem Podest bin, und dann beim ‚Eise‘ ist es nochmal eskaliert“, sagte der 26-Jährige, der vor einer Woche bei der Generalprobe in Willingen seinen zweiten Weltcup-Erfolg gefeiert hatte.

Jubel auf dem Podest
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Ein überraschendes Podest: Eisenbichler flankiert von Geier (l.) und Peier

Für Überraschungsmann Peier glänzte Bronze ebenfalls wie Gold. „Unglaublich, ich habe noch gar nicht realisiert, was passiert ist. Aber es ist ein sehr gutes Gefühl. Es war speziell, als Letzter im zweiten Durchgang oben zu sitzen. Das kenne ich auf Weltklasseniveau nicht“, sagte der 23-Jährige im ORF-Interview, „ich habe einfach Full-Full gemacht und ich bin sehr zufrieden mit der Medaille. Das ist für mich was Besonderes, die anderen waren einfach besser, kein Problem.“

Kobayashi bleibt nur Blech

Zu den großen Verlierern zählten auch Ryoyu Kobayashi und Kamil Stoch. Der Japaner Kobayashi, der bisher im Weltcup dominierte und auf dem Weg zum Grand Slam bei der Vierschanzentournee auch in Innsbruck gewonnen hatte, musste sich mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. Auf Bronze fehlten dem 22-Jährigen am Ende 4,1 Punkte. Olympiasieger Stoch landete unmittelbar hinter Kobayashi nur auf Platz fünf.

WM-Springen Großschanze

Endstand:
1. Markus Eisenbichler GER 131,5 / 135,5 279,4
2. Karl Geiger GER 131,0 / 130,5 267,3
3. Killian Peier SUI 131,0 / 129,5 266,1
4. Ryoyu Kobayashi JPN 133,5 / 126,5 262,0
5. Kamil Stoch POL 128,5 / 129,5 259,4
6. Stefan Kraft AUT 130,0 / 126,5 256,1
7. Johann Andre Forfang NOR 132,5 / 125,5 250,9
8. Robert Johansson NOR 128,0 / 129,0 248,9
9. Richard Freitag GER 125,5 / 129,5 248,7
10. Timi Zajc SLO 127,0 / 124,0 245,5
11. Daniel Huber AUT 126,0 / 125,5 242,0
12. Dawid Kubacki POL 128,5 / 125,5 240,2
13. Philipp Aschenwald AUT 120,0 / 128,0 239,9
14. Michael Hayböck AUT 122,0 / 125,5 233,7
15. Simon Ammann SUI 122,5 / 126,0 230,6
16. Peter Prevc SLO 123,5 / 122,0 230,5
17. Junshiro Kobayashi JPN 116,0 / 132,0 230,0
18. Jewgenij Klimow RUS 126,5 / 121,0 229,1
19. Piotr Zyla POL 128,5 / 121,0 228,7
20. Daiki Ito JPN 119,0 / 126,0 225,7
21. Yukiya Sato JPN 120,0 / 124,0 221,4
22. Roman Koudelka CZE 120,5 / 120,5 220,1
23. Ziga Jelar SLO 118,5 / 121,0 219,8
24. Manuel Fettner AUT 117,5 / 122,5 219,0
25. Viktor Polasek CZE 120,0 / 117,5 218,2
26. Andreas Schuler SUI 117,5 / 119,0 212,6
27. Mackenzie Boyd-Clowes CAN 117,0 / 118,5 212,1
28. Jonathan Learoyd FRA 116,5 / 116,5 205,9
29. Andreas Stjernen NOR 124,5 / 102,0 185,5
30. Wladimir Sografski * BUL 117,0 106,1
* zweiter Sprung wegen regelwidrigen Anzugs annulliert