Nicole Schmidhofer
GEPA/Mario Buehner
Ski alpin

ÖSV-Protest nach Abfahrtschaos

Die chaotische Abfahrt der Damen am Samstag in Crans-Montana hat ein Nachspiel. der Österreichische Skiverband (ÖSV) legte gegen das offizielle Ergebnis Protest ein, denn Probleme mit der Zeitrechnung hatten Nicole Schmidhofer einen Podestplatz gekostet.

Die Steirerin hatte in Crans-Montana einen Platz eingebüßt, weil die Schweizerin Lara Gut-Behrami nachträglich und anhand von handgestoppter Zeitnehmung vorgereiht worden war. Schmidhofer rutschte somit hinter Gut-Behrami auf den vierten Platz zurück und büßte damit Punkte im Kampf um den Abfahrtsweltcup ein.

Schmidhofer baute ihren Vorsprung in der Abfahrtswertung zwar auf 60 Punkte gegenüber ihrer Teamkollegin Ramona Siebenhofer, die am Samstag nur 23. wurde, aus, mit Platz drei wäre die Steirerin jedoch mit 70 Zählern Vorsprung zur nächsten Station kommende Woche im russischen Sotschi gereist. Nach dem Protest der Österreicher steht das endgültige Resultat der Abfahrt wohl erst nächste Woche fest. Der Einspruch des ÖSV wird an diesem Wochenende nicht mehr behandelt.

Schmidhofer sauer

Schmidhofer, die sich zuerst noch über Rang drei und den nächsten Schritt Richtung Abfahrtsweltcup gefreut hatte, reagierte nach der Rückversetzung entsprechend sauer. „Ich war gerade bei der Dopingkontrolle, wo ich den Funkspruch beim Arzt gehört habe, dass ich doch Vierte bin“, sagte die 29-Jährige gegenüber dem ORF, „ja, dann ist es halt so, habe ich mir gedacht, dass die Lara (Gut-Behrami, Anm.) halt doch schneller war.“ Danach seien laut Schmidhofer jedoch TV-Bilder aufgetaucht, die das Gegenteil beweisen würden.

1. Sofia Goggia (ITA)
2. Joana Hählen (SUI)
3. Lara Gut-Behrami (SUI)

Aber nicht die Fahrt von Gut-Behrami, sondern das Video des Laufes der zweitplatzierten Joana Hählen warf laut der Steirerin gehörige Zweifel an der Zeit auf. „Wenn ich mit meiner Fahrweise Vierter, Fünfter, Sechster, Zehnter werde, dann ist das so. Dann liegt’s an mir", sagte Schmidhofer, aber wenn’s an der Zeitmessung liegt, dann fühle ich mich einfach um mein Podest beschissen. Vielleicht nicht nur um den dritten, sondern um den zweiten Platz.“

Siegerzeit bleibt unangetastet

Die Zeitmessung war bei der turbulenten Abfahrt im WM-Ort von 1987 gleich mehrmals ausgefallen – kurioserweise nach den vier Schweizer Läuferinnen Jasmine Flury, Joana Hählen, Gut-Behrami und Priska Nufer, die alle mit einem „did not finish“ ins Ziel kamen, später aber eine Zeit erhielten. Gleich zweimal musste die Jury rechnen, da es Unklarheiten mit der Regelauslegung bei Handstoppung gab. Im Laufe des Nachmittags ergab das nach Errechnung eines Koeffizienten für drei der vier Schweizerinnen eine Verbesserung.

Einzig am klaren Erfolg der italienischen Olympiasiegerin Sofia Goggia, die sich letztlich mit 36 Hundertstelsekunden vor Hählen durchsetzte, gab es nichts zu rütteln. Für Goggia war es der insgesamt sechste Weltcup-Sieg ihrer Karriere, der erste seit elf Monaten und nach ihrem Knöchelbruch im vergangenen Oktober. Das wegen der warmen Temperaturen und hoher Sonneneinstrahlung auf die Piste so früh angesetzte Rennen zog sich aufgrund der Unterbrechungen wie ein Strudelteig und dauerte 2:15 Stunden.

Podest
APA/Alessandro Della Valle
Verfrühtes Siegerfoto: Schmidhofer (r.) verlor ihren dritten Platz nachträglich an Gut-Behrami

Zeitnehmer entschuldigen sich

Longines und Swiss Timing erklärten die Schwierigkeiten bei der Zeitnehmung damit, dass es Verbindungsprobleme zwischen der an der Ziellinie installierten Infrastruktur und dem Zeitnehmungsraum gegeben habe. Deshalb habe die elektronische Zeitnehmung bei einigen Läuferinnen nicht ausgelöst. Man wolle sich dafür entschuldigen, hieß es in einer Stellungnahme.

Longines, der offizielle Partner und Zeitnehmer des Skiweltverbandes (FIS), und Swiss Timing, das für die Abwicklung an Ort und Stelle zuständig ist, seien derzeit mit der Untersuchung des Vorfalls beschäftigt. Bei den betroffenen Athletinnen sei ein händisches Back-up-Zeitmessungssystem angewandt worden. Dass die Zeitnehmung gleich bei vier Schweizerinnen ausgefallen war, hatte FIS-Chef-Renndirektor Atle Skaardal als „ein dummer Zufall“ bezeichnet.

Stuhec erlitt Kreuzbandriss

Aus dem Rennen ist nach Crans-Montana Ilka Stuhec. Die Abfahrtsweltmeisterin, die gleich mit Nummer eins gestürzt war, musste ihre Saison vorzeitig beenden. Stuhec erlitt bei ihrem Abflug neuerlich einen Kreuzbandriss. Eine solche Verletzung hatte sie bereits im Oktober 2017 als Abfahrtsweltmeisterin von St. Moritz zu einer Pause von einer Saison gezwungen.

In diesem Winter war Stuhec zurückgekehrt und hatte bei der WM in Aare erneut Gold in der Abfahrt gewonnen. Sie kann nach dem vorzeitigen Saisonende damit im Kampf um die kleine Kristallkugel nicht mehr eingreifen. Damit kann nur noch die Deutsche Kira Weidle (276) einen österreichischen Erfolg in der Abfahrtswertung verhindern, Corinne Suter (SUI/213) liegt schon zu weit hinter Spitzenreiterin Schmidhofer (414) zurück. Es folgen nur noch je eine Abfahrt in Sotschi und Soldeu.