Bernhard Gruber
GEPA/Ch. Kelemen
Nordische WM

Kombi-Silber für Gruber „ein Traum“

Bernhard Gruber ist nach seinem zweiten Platz am Donnerstag im Einzel-Bewerb in Seefeld Österreichs erfolgreichster Nordischer Kombinierer bei Weltmeisterschaften. Dabei war sein Start bei der Heim-WM lange Zeit höchst ungewiss gewesen. Umso größer war die Freude über die nun zweite Medaille. „Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen, einfach richtig schön“, sagte der 36-Jährige.

Mit insgesamt nun drei Gold-, drei Silber- und zwei Bronzemedaillen überholte Gruber in der ÖSV-WM-Bestenliste sogar Felix Gottwald, der dreimal Gold, zweimal Silber und sechsmal Bronze gewonnen hat. Seit den olympischen Spielen 2010 in Vancouver (Gold im Team-Bewerb) gewann Gruber bei jedem Großereignis mindestens einmal Edelmetall. In Seefeld hatte er vor Einzel-Silber bereits Bronze im Team-Sprint geholt.

Gruber war nach Problemen im Springen als sechster und letzter Mann ins WM-Aufgebt des österreichischen Skiverbandes (ÖSV) nominiert worden, beeindruckte in Seefeld aber von Anfang an im Springen, seiner bisherigen Schwäche. Er half mit, dass das ÖSV-Aufgebot bei der Heim-WM das von Präsident Peter Schröcksnadel gesteckte Ziel von vier Medaillen mit dem sechsten Edelmetall (dreimal Silber, dreimal Bronze) bereits klar übertroffen hat.

„In letzter Sekunde auf den WM-Zug aufgesprungen“

Gelungen sei Gruber das durch hartes Training. „Ich trainiere gerne, bin gerne auf der Loipe unterwegs, bin gerne im Kraftraum. Von dem her ist es mir nicht schwer gefallen. Aber auf der Schanze hat es einfach nicht funktioniert, und das hat mich zermürbt“, erklärte der Salzburger. „Ich habe mir gedacht, das gibt es ja nicht, ich habe es ja nicht verlernt.“

Bernhard Gruber im Gespräch

Bernhard Gruber freut sich über seine Medaillen bei der Weltmeisterschaft. Er beschreibt sich selbst als Perfektionisten.

Während seine Kollegen Anfang Februar beim Weltcup in Klingenthal waren, absolvierte Gruber in Planica ein Spezialtraining. „Das hat sich ausgezahlt. Da habe ich wieder zum Selbstvertrauen beim Springen gefunden. Dann habe ich in Lahti (letzte Weltcup-Station vor der WM, Anm.) eben liefern müssen. Mein Kämpferherz sagte, ‚du lässt nicht locker‘, und genau so war es. Dann bin ich in letzter Sekunde auf den WM-Zug aufgesprungen. Jetzt ist es einfach grenzgenial.“

Mit ihm freute sich auch Gottwald: „Deshalb bin ich hergekommen, ich hoffte, dass es passiert“, sagte der dreifache Olympiasieger. „Bernie hatte keine einfache Saison. Er war nicht aufgestellt, er hat sich aufgedrängt. Das zeichnet ihn aus“, so Gottwald. „Ich bin ein Perfektionist“, meinte Gruber über seinen selbst auferlegten Druck immer „100, 110 Prozent“ Leistung zu zeigen. „Alles, was ich mache, mache ich mit Leib und Seele.“

Bernhard Gruber
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Gruber genoss die Medaillenzeremonie in Seefeld sichtlich

Auf die Frage, wie sich diese Silbermedaille mit Einzel-Gold 2015 in Falun vergleichen lasse, meinte Gruber: „Jede Medaille hat ihre eigenen Emotionen, ihre eigenen Momente. Falun war natürlich ein Wahnsinn. Jede Weltmeisterschaft ist speziell, aber die WM im eigenen Land bekommt man nicht jeden Tag. Bei der Heim-WM eine Medaille zu holen hat brutal was Großes. Es ist einfach irrsinnig schön.“ Seine beiden weiteren WM-Goldmedaillen 2011 in Oslo hatte Gruber jeweils im Team geholt.

Riiber im Schlusssprint stärker

Der nun älteste Medaillengewinner in der Kombination musste sich im Normalschanzenbewerb nur dem Norweger Jarl Magnus Riiber um 1,4 Sekunden geschlagen geben. Gruber hatte sich diesmal im Springen als Neunter mit nur 22 Sekunden Rückstand eine sehr gute Position für den 10-km-Langlauf geschaffen.

Mit dem schließlich drittplatzierten Japaner Akito Watabe (+ 4,6 Sekunden) schloss er nach 6,1 Kilometern zur Zweierspitze mit Riiber und seinem Teamkollegen Franz-Josef Rehrl auf. Rehrl fiel zurück, wurde Vierter (+ 29,8), und im Schlusssprint musste Gruber nur Riiber den Vortritt lassen. „Mein Ski ist super gelaufen, aber gegen Jarl ist es richtig schwer. Er ist nicht umsonst Weltcup-Sieger“, sagte der Familienvater.

Gruber holt nächste Kombi-Medaille

Bernhard Gruber, der so spät ins WM-Team gerutscht ist, holt nach Bronze im Team am Donnerstag die Silbermedaille im Einzel.

„Traumhaft, dass der Bernie da vorne dabei war“, freute sich der Sportliche Leiter Mario Stecher. „Er ist wieder in so einer guten Verfassung. Gratulation auch an die Trainer, die ihn für die WM noch nominiert haben.“ Cheftrainer Christoph Eugen stand die Freude ins Gesicht geschrieben. „Dritter Bewerb, dritte Medaille. Wenn es läuft, dann läuft es. Der ‚Joker‘ sticht oft einmal. Wir haben im Nachhinein alles richtig gemacht, dass er auch noch eine Einzel-Medaille macht, ist sowieso unglaublich.“