Stefan Denifl
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Radsport

Ö-Tour-Sieger Denifl unter Dopingverdacht

Der im Rahmen der nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Seefeld aufgedeckte Dopingskandal hat sich am Sonntag auch auf den Radsport ausgeweitet. Laut Hansjörg Mayr von der Staatsanwaltschaft Innsbruck hat ein 31-jähriger Tiroler gestanden, ebenfalls Blutdoping betrieben zu haben. Laut einem Bericht der „Kronen Zeitung“ handelt es sich dabei mutmaßlich um Stefan Denifl.

Der Verdacht gegen den 31-Jährigen habe sich im Zuge der Ermittlungen gegen den deutschen Sportmediziner und seine Komplizen nach den Dopingrazzien am Rande der Titelkämpfe in Seefeld und im deutschen Erfurt erhärtet, so Mayr, der den betroffenen Sportler nicht namentlich nannte. „Auch er steht im Verdacht, Sportbetrug begangen zu haben“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft gegenüber dem ORF.

Laut Mayr wurde der Mann bereits am Freitag schließlich festgenommen und von den Behörden einvernommen. Dabei zeigte sich der Tiroler laut Mayr geständig und gab die verbotenen Praktiken zu. Anschließend sei der Radprofi wieder enthaftet worden. Weitere Details wollte die Staatsanwaltschaft zu dem Fall aktuell nicht nennen. Der mutmaßliche Verdächtige Denifl war am Sonntag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Für Denifl und alle in diesem Fall genannten Personen gilt die Unschuldsvermutung.

Auch Stefan Denifl gesteht Blutdoping

Der aktuelle Dopingskandal hat sich nun auch auf den Radsport ausgeweitet. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat am Sonntag Ermittlungen gegen den Tiroler Radprofi Stefan Denifl bestätigt.

Ö-Tour- und Vuelta-Sieg

Der nun unter Dopingverdacht stehende Stubaier war in den vergangenen zehn Jahren einer der erfolgreichsten heimischen Radprofis. Der Bergspezialist stand nach seinen Anfängen in Österreich seit 2010 bei verschiedenen internationalen Rennställen unter Vertrag und schaffte Spitzenplätze bei renommierten Rennen wie Paris-Nizza.

Zuletzt trat der Stubaier mehrere Jahre für das Schweizer World-Tour-Team IAM in die Pedale, anschließend war er 2017 und 2018 bei Aqua Blue engagiert. Für den irischen Zweitdivisionär gewann er im Juli 2017 die Österreich-Rundfahrt und zwei Monate später sensationell eine Bergetappe der Spanien-Rundfahrt Vuelta.

Stefan Denifl
GEPA/Mathias Mandl
Mit dem Gewinn der Österreich-Rundfahrt 2017 feierte Denifl einen seiner größten Erfolge

Im vergangenen Oktober unterschrieb der Familienvater einen Vertrag beim neuen polnischen World-Team CCC. Zu Weihnachten wurde dann aber völlig überraschend die Auflösung des Vertrages bekannt, es wurden dafür „persönliche Gründe“ Denifls angeführt. Weitere Angaben machte der Rennstall „aus Respekt vor Stefans Privatsphäre“ nicht. Denifl nahm nicht Stellung, auch in den Wochen danach waren keine Details über den Grund für die Trennung zu erfahren gewesen.

Geständnisse nach Razzia

Die ermittelnden österreichischen Behörden hatten am vergangenen Mittwoch zusammen mit deutschen Kollegen bei Razzien in Seefeld während der nordischen Ski-WM sowie in Deutschland fünf Langläufer, darunter die Österreicher Max Hauke und Dominik Baldauf, und als möglichen Kopf einer Blutdoping betreibenden, „kriminellen Vereinigung“ einen deutschen Sportmediziner festgenommen.

Die fünf Athleten, neben den Österreichern wurden die Esten Andreas Veerpalu und Karel Tammjarv sowie der Kasache Alexej Poltoranin festgenommen, legten mittlerweile Geständnisse ab und wurden enthafte. Der Arzt, der in früheren Jahren auch im Profiradsport aktiv war, kooperiert nach Angaben seines Anwalts mit den Behörden. Dem Mediziner als mutmaßlichem Drahtzieher und seinen deutschen Komplizen drohen mehrjährige Haftstrafen.

Auch die Sportler müssen mit Anklagen wegen Sportbetrugs rechnen, darauf stehen in Österreich Gefängnisstrafen von bis zu drei Jahren. Zudem müssen sie mit sportrechtlichen Sanktionen wie Sperren und nachträglichen Disqualifikationen rechnen. Die Nationale Anti-Doping Agentur (NADA) teilte auf Anfrage mit, man sei im Fall des verdächtigen Tiroler Radprofis in Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Polizei in der Causa tätig. Über eine mögliche Verfahrenseinleitung könne aber erst nach Erhalt von zusätzlichen Informationen entschieden werden.

„Kronen Zeitung“-Bericht nicht bestätigt

Wie die „Kronen Zeitung“ (Onlineausgabe) am Sonntag außerdem berichtete, soll sich im Zuge der Aussagen von Hauke und Baldauf herausgestellt haben, dass der frühere Langläufer und Dopingsünder Johannes Dürr als Vermittler zwischen Hauke, Baldauf und dem deutschen Arzt aufgetreten wäre. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft aber nicht.

Laut dem Zeitungsbericht habe Dürr dem Duo bereits 2016 „Tür und Tor zum deutschen Arzt in Erfurt“ geöffnet, hieß es unter Berufung auf die Vernehmungsprotokolle von Hauke und Baldauf. Dürr hatte zuletzt öffentlich angegeben, dass er gegenüber der Münchner Staatsanwaltschaft über seine eigenen Blutdopingpraktiken ausgesagt habe. Er bestritt aber, seine „Freunde verpfiffen“ zu haben.