OeSV Präsident Peter Schroecksnadel
GEPA/Andreas Pranter
Nordische WM

Schröcksnadel wittert Verschwörung

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hat eine positive Bilanz der nordischen Ski-WM in Seefeld gezogen. Das Ziel, den Sport zu fördern und für den Sport Geld zu verdienen, sei erreicht worden, sagte der ÖSV-Präsident. Einzig der Dopingskandal um die Langläufer stört die Idylle. Dass die Razzia ausgerechnet bei der WM passiert, hat für Schröcksnadel sogar den Anschein einer Verschwörung.

Die Polizeirazzia und der folgende Dopingfall der ÖSV-Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf war der Tiefpunkt der 52. Titelkämpfe und unterbrach die davor aufgebaute Freudenstimmung. Schuldzuweisungen trat Schröcksnadel vehement entgegen: „Die Geschichte ist nur am Rande eine ÖSV-Geschichte. Es betrifft keinen ÖSV-Trainer und keinen ÖSV-Funktionär, das ist von der Polizei bestätigt worden“, sagte der 77-jährige Tiroler.

„Es betrifft Athleten, das ist keine Frage. Aber das System ist nicht von uns. Das System wurde aus Deutschland geliefert, und darum muss ich ablehnen, dass jemand eine Schuld trägt. Gegen Kriminelle kann man nichts machen. Es ist bestätigt, dass die Trainer nichts gewusst haben, denn die wären ja verhaftet worden.“

„Gruppe, die uns schaden will“

Schröcksnadel glaubt nicht, dass in diesem Fall in seinem Verband noch etwas nachkommt. „Ich gehe zum derzeitigen Zeitpunkt überhaupt nicht davon aus, denn die hätten sie ja gleich mitverhaftet. Wenn was ist, dann ist das in einem Zug.“ Er sei froh, dass es in Österreich Gesetze gebe, in solchen Fällen radikal durchgreifen und überwachen zu können. „Als Verband hast du keine Chance. Da kann man niemandem einen Vorwurf machen, und den lassen wir auch nicht gelten. Wir haben uns Gott sei Dank durch diese Geschichte die WM nicht verderben lassen.“

Die Umstände der Dopingrazzia in Seefeld hinterfragte Schröcksnadel, der eine mögliche Verschwörung witterte. „Es kommt mir vor, es war eine getürkte Aktion, wie das inszeniert worden ist, gerade bei der WM“, sagte Schröcksnadel im ORF-Interview. „Man muss nachdenken, ob es nicht eine Gruppe gibt, die uns schaden will.“ Von der Existenz der vermeintlichen Feinde ist er sogar überzeugt. „Natürlich gibt es eine Gruppe. Es gefällt vielen nicht , dass wir sehr erfolgreich sind“, so Schröcksnadel.

OeSV Präsident Peter Schroecksnadel
APA/EXPA/Dominik Angerer
Die Umstände der Dopingrazzia in Seefeld gefielen Schröcksnadel gar nicht

Entwarnung für Langlaufsparte

Die Zukunft der Langlaufsparte im ÖSV sah Schröcksnadel nicht mehr so streng wie unmittelbar nach den Dopingfällen. Konsequenzen wird es dennoch geben. „Wenn man seit 20 Jahren sehr viel Geld in den Langlauf investiert und dann kommt nichts raus, muss ich sagen, da läuft etwas falsch. Wir werden den Langlaufsport nicht eliminieren, aber wir fördern bis zu einem gewissen Alter“, kündigte er an. Dann werde man prüfen, ob einzelne Athleten weiter „entwickelbar“ seien. „Und dann stellt man für diese Gruppe entsprechende Infrastruktur zur Verfügung.“

Ein Aushängeschild wie Teresa Stadlober brauche sich jedenfalls keine Sorgen zu machen. Schröcksnadel: „Was ich nicht will, sind zehn Trainer mit 20 Athleten, die alle nichts weiterbringen. Das ist eine ganz klare Linie. Wenn Athleten Potenzial haben, kann man die individuell fördern. Das machen wir ja bei anderen Athleten auch, bei der Anna (Veith, Anm.) oder bei (Marcel, Anm.) Hirscher.“

Saubermachen vor Abschied

Die erneute Krise im Langlauf-Lager sei für den ÖSV-Chef sogar ein Grund, seinen angekündigten Abschied nochmals aufzuschieben. „Wenn so etwas auftritt, kann ich es nicht lassen. Da muss man aufräumen. Meine Gegner wollen wahrscheinlich, dass ich aufhöre, aber in so einer Situation hört man nicht auf. Ich übergebe keinen Verband, wo Unstimmigkeiten sind. Das wird zuerst bereinigt. Aufhören wollte ich sowieso, aber jetzt kann es passieren, dass ich noch länger bleiben muss.“

Er schaue sich nun auch gar nicht nach einem Nachfolger um. „Jetzt wird das bereinigt, und dann reden wir weiter. Denn in dieser Situation will das eh keiner machen.“ Die nächste Neuwahl steht im Frühjahr 2020 auf dem Programm. Auch einen Nachfolger für den Sportlichen Leiter Markus Gandler, der abtreten muss und auch nicht mehr bei der kommenden Biathlon-WM dabei sein wird, habe er noch nicht im Auge, sagte der Verbandschef.

Sportlich sehr positive Bilanz

Sportlich und wirtschaftlich war die Heim-WM trotz der Zwischenrufe ein Erfolg, wie Schröcksnadel bestätigte. Dafür sorgten rund 200.000 Besucher, 60.000 davon aus Skandinavien, und natürlich die neun ÖSV-Medaillen. „Wirklich realistisch waren drei bis vier, jetzt habe wir neun, mehr als die Alpinen“, sagte Schröcksnadel zur APA. Das zeige, dass die Mannschaft im Vorhinein unterschätzt worden sei. „Von mir auch. Sie haben sich im Lauf der Saison immer mehr gesteigert.“ Auch das Betreuerteam habe großen Anteil an den Erfolgen.

Ein Titel dagegen wurde ausgerechnet bei der Heim-WM erstmals seit 1997 verpasst. „Goldene sind halt schwierig. Wie schwierig das ist, sieht man bei den Alpinen. Das Leistungsniveau ist hoch, wir waren an einer Goldenen nie wirklich nah dran, außer beim Team-Springen der Damen. Da war immer ein Respektabstand“, so der Verbandschef nüchtern. „Wir sind aber sehr zufrieden, weil so viele Medaillen haben wir nicht erwartet.“