Blutzentrifuge
APA/Roland Schlager
Doping

Matschiner lieferte Geräte an Drahtzieher

Der Oberösterreicher Stefan Matschiner, bekannt aus dem Dopingskandal um Radrennfahrer Bernhard Kohl 2008, hat laut eigener Aussage Dopingequipment an jenen deutschen Sportmediziner weitergegeben, der im Zuge der jüngsten Razzien in Seefeld und Erfurt festgenommen wurde.

„Ich wurde gefragt, ob ich nicht diese Gerätschaften und Kontakte so weitergeben könnte“, sagte der frühere Leichtathlet und Sportmanager Matschiner in einem in der „Sportschau“ ausgestrahlten Interview mit dem deutschen TV-Sender ARD. Die Anfrage sei vom verdächtigen deutschen Arzt aus Erfurt gekommen, der als Drahtzieher des nun aufgeflogenen Blutdopingnetzwerks gilt.

In diesem Zusammenhang waren am Mittwoch bei der nordischen Ski-WM in Seefeld unter anderen fünf Langläufer, darunter die Österreicher Max Hauke und Dominik Baldauf, sowie am Freitag ein 31-jähriger Tiroler Radprofi – laut „Kronen Zeitung“ soll es sich mutmaßlich um Stefan Denifl handeln – festgenommen worden. Matschiner war 2010 in Wien wegen versuchten Blutdopings und der Weitergabe illegaler Dopingmittel zu 15 Monaten teilbedingter Haft verurteilt worden.

Stefan Matschiner
AP/Hans Punz
2010 wurde Stefan Matschiner wegen seiner Verwicklung in Dopingmachenschaften zu einer Haftstrafe verurteilt

„Die sauberste Form des Dopings“

„Das ist die sauberste Form des Dopings, das Eigenblutdoping – es ist das Beste vom Schlechten, das es gibt. Dass das gang und gäbe in Ausdauersportarten ist, so ehrlich müssen wir schon sein“, meinte Matschiner in dem ARD-Interview außerdem.

Was mit den an den Arzt weitergegebenen Geräten, die er vor über zehn Jahren selbst bei seinen Athleten benutzte, passiert sei, wisse er nicht, sagte Matschiner. „Ich habe sie ihm gegeben, habe ihm gesagt: Mach damit, was du willst! Und damit war das Thema für mich erledigt. Dass er sie im Einsatz gehabt hat, ist, glaube ich, ja mittlerweile amtlich – auch über den Fall Johannes Dürr.“

Schröcksnadel zog laut ARD Interview zurück

ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt sprach in der TV-Sendung von „bis zu 100 oder mehr“ Athleten, die zumindest in der Praxis des Erfurter Sportmediziners gewesen sein sollen, „als Patienten oder womöglich Kunden, die ganz andere Absichten hatten“. Man habe versucht, mit dem Arzt Kontakt aufzunehmen, dessen Anwalt teilte mit, dass dieser „vollumfänglich“ aussagen werde.

Seppelt hatte vor kurzem auch ein Interview mit Peter Schröcksnadel geführt, dem Präsidenten des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV). „Aber ein Interview, das wir mit ihm diese Woche geführt haben, ist heute Früh zurückgezogen worden. Wir dürfen keine einzige Aussage aus diesem Interview senden. Es hat geheißen, der Herr Präsident möchte das nicht. Offensichtlich liegen die Nerven in Österreich ziemlich blank“, so der Dopingexperte.

Seppelt bezweifelte neuerlich, dass der ÖSV nichts von den verbotenen Machenschaften mitbekommen habe. „Denken wir an 2002, an den großen Turin-Skandal 2006, denken wir an den Fall Johannes Dürr 2014 – immer wieder gab es im österreichischen Wintersport im Skilanglauf oder auch im Biathlon solche Dinge, und immer wieder hat es geheißen: Ja, der ÖSV hat damit nichts zu tun. Wer kann das bitteschön noch glauben, dass ein Verband von nichts etwas mitbekommen haben soll?“, fragte Seppelt und bezeichnete das als „typische Ausrede, die wir nicht nur aus Österreich kennen“.

Er geht jedenfalls davon aus, dass die Razzien in Seefeld und Erfurt erst der Beginn einer langen Geschichte sind. „Wir können davon ausgehen, dass uns dieser Fall noch sehr, sehr lange beschäftigen wird. Es ist wirklich nur der Anfang einer ziemlich großen Dopinggeschichte, die uns im Jahr 2019 noch intensiv beschäftigen wird“, so Seppelt.