Johannes Duerr (AUT)
GEPA/Ross Burton
Doping

Ex-Langläufer Dürr festgenommen

Der während der nordischen Ski-WM in Seefeld aufgeflogene Dopingskandal weitet sich aus. Am Dienstag wurde in Innsbruck ein weiterer Langläufer festgenommen. Es handelt sich dabei um den während der Olympischen Spiele 2014 des Dopings überführten Johannes Dürr. Das bestätigten Dürrs Anwalt Michael Lehner und das Bundeskriminalamt.

Zuerst hatte die „Kronen Zeitung“ (Onlineausgabe) über die Festnahme berichtet. Die Innsbrucker Staatsanwaltschaft bestätigte die Festnahme, aber nicht den Namen Dürr. Sie sprach davon, dass sich ein „Verdacht gegen einen weiteren Langläufer“ ergeben habe, der „selbst aufgrund seiner Angaben die Ermittlungen in Deutschland gegen den Sportmediziner aus Erfurt in Gang gebracht hat“.

„Diese neuen Ermittlungsergebnisse haben es erforderlich gemacht, den Mann heute Mittag über Anordnung der Staatsanwaltschaft festzunehmen“, hieß es in einer Aussendung der Anklagebehörde. Vernehmung und weitere Ermittlungen seien im Laufen, nähere Auskünfte zur Verdachtslage und zum Ermittlungsstand könnten am Dienstag nicht gemacht werden. Binnen 48 Stunden sei nun zu entscheiden, ob der Verdächtige wieder zu enthaften ist oder ob bei Gericht die Verhängung der Untersuchungshaft beantragt wird.

Dürr nach Dopingermittlungen festgenommen

Der Ex-Langläufer Johannes Dürr wurde am Dienstag im Zuge der Ermittlungen rund um den Dopingskandal in Seefeld festgenommen.

Verdacht des schweren Betrugs

Der leitende Ermittler des Bundeskriminalamtes, Dieter Csefan, bestätigte gegenüber dem ORF-Fernsehen die Festnahme von Dürr. Wegen des Verdachts des schweren Betrugs und des Sportbetrugs sei eine Festnahmeanordnung erlassen worden, sagte Csefan in der Sendung „Sport Aktuell“ am Dienstagabend. Wegen der laufenden Ermittlungen könne er keine weiteren Angaben machen. Die in Österreich und Deutschland sichergestellten Spuren würden nun ausgewertet, so der Ermittler. Er glaubt, dass in den nächsten Wochen neue Erkenntnisse gewonnen und weitere Sportler identifiziert würden.

ÖSV glaubt an Involvierung von Dürr

Damit ist die „Operation Aderlass“ um eine Facette reicher. Dürr hat mit seinen Angaben gegenüber der Staatsanwaltschaft dazu beigetragen, dass das internationale Blutdopingnetzwerk aufgeflogen ist. Der ehemalige Langläufer hatte im Jänner in einer TV-Dokumentation über seine früheren Blutdopingpraktiken ausgesagt. Die Hintermänner hatte er im TV dabei nicht genannt, diese danach aber den bereits seit Monaten ermittelnden Behörden mitgeteilt.

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hatte bereits am Sonntag zum Abschluss der nordischen Ski-WM in Seefeld Verdächtigungen gegenüber dem ehemaligen ÖSV-Läufer Dürr geäußert, wonach dieser nicht nur „Aufdecker“ der Dopingaffäre sei, sondern eben auch involviert. „Das ist bestätigt worden, dass der Herr Dürr bereits damals die zwei Leute zu dem Arzt gebracht hat“, sagte der ÖSV-Chef im ORF-Interview.

Dürr dementiert Weitergabe von Kontaktdaten

Zudem gab der mittlerweile ehemalige ÖSV-Langlauf-Chef Markus Gandler an, die beiden im Zuge der Dopingrazzia überführten Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf auf eine Verbindung zu Dürr angesprochen zu haben. „Ich habe einfach nur die Frage gestellt: ‚Steckt ihr womöglich mit dem von 2014 überführten Athleten unter einer Decke?’“, sagte der Tiroler. „Dann war die Antwort darauf: ‚Unter einer Decke stecken wir nicht. Aber er hat uns zu diesem Arzt hingeführt.‘ Wenn das nicht der Beweis ist, was dann?“

Vom 31-jährigen Niederösterreicher kam jedoch darauf umgehend ein Dementi. Dürr ließ dem ORF via Anwalt eine Stellungnahme mit folgendem Wortlaut zukommen: „Die angeblichen Anschuldigungen von Dominik und Max sind unwahr. Ich habe KEINE Kontaktdaten des in den Medien genannten Doping-Arztes (wie Name, Telefonnummer oder Adresse) an die beiden Sportler weitergegeben.“