Nicole Schmidhofer
GEPA/Christian Walgram
Ski alpin

Schmidhofer ist neue Abfahrtskönigin

Die Abfahrtskönigin einer alpinen Skisaison kommt erstmals seit 2007 wieder aus Österreich. Nicole Schmidhofer fixierte am Mittwoch beim Weltcup-Finale in Soldeu mit Platz elf den Gewinn der kleinen Kristallkugel. Mirjam Puchner vollendete den rot-weiß-roten Feiertag in Andorra.

Die Salzburgerin holte sich überraschend mit drei Hundertstelsekunden Vorsprung auf die Deutsche Viktoria Rebensburg den Sieg. Puchner stand damit zum zweiten Mal in ihrer Karriere auf der obersten Stufe des Podests. Vor drei Jahren hatte die 26-Jährige ebenfalls in der letzten Saisonabfahrt, damals in St. Moritz, zugeschlagen. Dritte wurde mit nur 0,08 Sekunden Rückstand auf die Siegerin die Schweizer Vizeweltmeisterin Corinne Suter.

Schmidhofer, die mit dem Gewinn der beiden Abfahrten zu Saisonbeginn im kanadischen Lake Louise den Grundstein gelegt hatte, verlor zwar 0,94 Sekunden auf die Bestzeit, verteidigte damit aber ihre Spitzenposition in der Abfahrtswertung. Die Steirerin profitierte von einem schweren Fehler ihrer Teamkollegin und einzigen verbliebenen Konkurrentin Ramona Siebenhofer, die mit 90 Punkten Rückstand ins Finale gegangen war, diesmal aber ohne Weltcup-Punkte blieb.

Siebenhofer rutschte in der Abfahrtswertung sogar noch hinter Stephanie Venier zurück. Die Tirolerin landete als drittbeste Österreicherin hinter Siegerin Puchner und der fünftplatzierten Tamara Tippler auf dem achten Platz und überholte damit ihre Teamkollegin noch in der Wertung. Siebenhofer durfte sich aber damit trösten, als Dritte Teil eines rein österreichischen Podests im Weltcup zu sein. Das war den ÖSV-Damen zuletzt 1999 in der Reihenfolge Götschl vor Alexandra Meißnitzer und Michaela Dorfmeister gelungen.

Eine Kugel fürs Nachtkasterl

Schmidhofer konnte die Erfüllung ihres Traumes in Form der kleinen Kristallkugel nicht fassen, obwohl sie mit einem Riesenpolster in den Showdown gegangen war. „Es ist noch nicht greifbar. Es ist so lange im Kopf herumgegeistert, dass ich es gewinnen könnte, und jetzt ist es so weit. Es ist eine tolle Saison für die ganze Mannschaft“, sagte die 29-Jährige mit Hinweis auf ihre Kolleginnen Venier und Siebenhofer im ORF-Interview. Zuletzt hatte Renate Götschl vor zwölf Jahren die kleine Kristallkugel in der Abfahrt für Österreich gewonnen.

1. Mirjam Puchner (AUT)
2. Viktoria Rebensburg (GER)
3. Corinne Suter (SUI)

„Mit Renate (Götschl, Anm.) in einem Satz genannt zu werden ist immer etwas Besonderes. Als sie es gewonnen hat, habe ich gefragt, ob ich die Kugel einmal angreifen darf. Jetzt kann ich mir eine auf das Nachtkasterl stellen. So schwer hatte ich sie gar nicht in Erinnerung“, sagte Schmidhofer. Trotz des neben dem WM-Titel im Super-G 2017 größten Erfolges ihrer Karriere ärgerte sich die 29-Jährige aber über das Ergebnis im letzten Rennen. „So windig, so unterschiedlich. Ich bin froh, dass ich nicht vom letzten Rennen abhängig war“, sagte Schmidhofer.

Puchners Kampfgeist wird belohnt

Die Steirerin freute sich auch mit ihrer Teamkollegin Puchner, die der Deutschen Rebensburg im letzten Abdruck noch den Sieg wegschnappte. „Das war jetzt doch sehr überraschend. Aber ich habe mir gedacht, ich habe nichts zu verlieren“, sagte sie. Puchner, die nach einem Sturz ihrer Teamkollegin Cornelia Hütter lange am Start hatte warten müssen, lag im oberen Teil noch deutlich voran und rettete letztlich den knappen Vorsprung ins Ziel. „Ich bin doch sehr erleichtert“, sagte Puchner.

Die 26-Jährige belohnte sich mit dem Sieg für ihren Kampfgeist. Vor zwei Jahren war sie ausgerechnet im Training für die WM-Abfahrt in St. Moritz schwer gestürzt und hatte dort, wo sie ein Jahr davor ihren ersten Weltcup-Sieg gefeiert hatte, einen Schien- und Wadenbeinbruch erlitten. Nach mehreren Operationen stand die Karriere der Salzburgerin an der Kippe. „Es war eine Saison mit Auf und Ab. Das Zurückkommen nach so einer Verletzung ist nicht leicht. Jetzt kann ich mit dieser Saison gut abschließen. Die Verletzung hat mit schon geprägt“, sagte Puchner.

Hütter wieder im Pech

Apropos Verletzungspech: Hütter, die heuer mehrmals von Verletzungen heimgesucht wurde, kam bei ihrem Comebackversuch erneut schwer zu Sturz und musste mit dem Ackja abtransportiert und später ins Spital gebracht werden. Laut Damen-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum erlitt Hütter dabei eine Schulterluxation, die allerdings schnell wieder eingerenkt werden konnte.

Außerdem habe Hütter erneut eine Knieverletzung erlitten, so der Coach im ORF-Interview: „Das Innenband ist nicht ganz okay“, sagte Kriechbaum. Eine genauere Diagnose soll eine Untersuchung in Innsbruck bringen. Die 26-Jährige hatte heuer bereits nach einer Knorpelfraktur der rechten Oberschenkelrolle und nach einem Sturz in Garmisch-Partenkirchen wegen eines Innenbandeinrisses im Knie pausieren müssen. Aufgrund der letztgenannten Verletzung hatte Hütter auch die WM in Aare verpasst.