Langläufer
GEPA/Bildbyran/Vegard Wivestad Groett
Doping

21 Athleten unter Blutdopingverdacht

In dem bei der nordischen WM in Seefeld durch die „Operation Aderlass“ aufgeflogenen Dopingskandal rund um den Erfurter Arzt Mark S. stehen nach derzeitigen Erkenntnissen 21 Sportler und Sportlerinnen aus insgesamt acht europäischen Nationen unter Dopingverdacht.

Das verlautbarte die Staatsanwaltschaft in München bei einer Pressekonferenz am Mittwoch – ohne jedoch Namen zu nennen. Die den Behörden bekannten 21 Namen (ein kleiner Prozentsatz davon Frauen) stammen nicht nur vom Arzt, sondern auch aus anderen Quellen. „Es sind auch Athleten im Fokus, von denen wir keine Blutbeutel gefunden haben“, erklärte Kai Gräber, der Leiter der Schwerpunktstaatsanwaltschaft Doping in München.

Bisher sind nur fünf Langläufer, darunter die Österreicher Max Hauke und Dominik Baldauf, und die zwei österreichischen Radprofis Stefan Denifl und Georg Preidler als mutmaßliche Kunden des Mediziners namentlich bekannt.

Gefrorene Blutbeutel
Staatsanwaltschaft München I/Zollfahndungsamt München
In einem Tiefkühlschrank (minus 80 Grad) in Erfurt wurden 40 bis 50 Blutbeutel gefunden

Betroffen von Blutdopingfällen sind insgesamt fünf Sportarten. Drei davon sind Winterdisziplinen: Langlauf ist schon bekannt, Nordische Kombinierer sind nicht dabei. Zwei sind Sommersportarten, Radsport und – angesichts der Nennung von Hawaii als Schauplatz von Doping – wohl auch Triathlon. Bezüglich weiterer Informationen hielt sich die Staatsanwaltschaft aus „ermittlungstechnischen Gründen“ zurück.

Weitere Österreicher betroffen?

So gab Gräber auch auf direkte Nachfrage nicht bekannt, ob weitere Österreicher betroffen sind. Nicht einmal die Anzahl der gefundenen Blutbeutel nannte er konkret: „40 bis 50“. Er gehe davon aus, dass diese auch ohne DNA-Abgleich zugeordnet werden könnten. Der DNA-Abgleich diene dann als Bestätigung. Alle gefundenen Gegenstände würden aktuell kriminaltechnisch untersucht. Neben dem deutschen Arzt und seinen Komplizen ist am Montag auch eine fünfte Person in Untersuchungshaft genommen worden. Der 38-jährige Deutsche habe Blutbeutel transportiert und ohne medizinische Ausbildung Blutdoping an anderen durchgeführt.

Dopingnetzwerk: 21 Sportler betroffen

Während der nordischen Ski-WM in Seefeld in Tirol haben österreichische und deutsche Ermittler ein kriminelles Dopingnetzwerk auffliegen lassen. Heute ist klar: 21 Athleten aus acht Nationen sind betroffen.

Von Ende 2011 bis zu den Razzien in Seefeld und Erfurt Ende Februar 2019 soll insgesamt eine dreistellige Anzahl von Blutentnahmen und Rückführungen stattgefunden haben. Die Bluttransfusionen seien in mehreren europäischen Nationen, aber auch in Südkorea, wo 2018 die Olympischen Winterspiele stattgefunden haben, und auf Hawaii durchgeführt worden. „Wir haben eine spannende Geschichte mit vielen Wendungen, bei der die letzten Kapitel längst noch nicht geschrieben sind“, erklärte Gräber. Die Ermittlungen würden „noch Wochen, wenn nicht Monate“ dauern.

Paukenschlag bei nordischer WM

Am 27. Februar ist der aktuelle Dopingskandal im Zuge einer konzertierten Aktion der österreichischen und heimischen Behörden aufgeflogen. Bei der nordischen Ski-WM in Seefeld erfolgte der Zugriff: Mehrere Personen wurden festgenommen, darunter die ÖSV-Langläufer Hauke und Baldauf, wobei Ersterer auf frischer Tat beim Blutdoping ertappt wurde.

Beide gestanden, wenige Tage später wurde auch Radprofi Denifl von den Behörden verhaftet. Preidler stellte sich kurz danach selbst den Behörden. Die Spur des Blutdopings führte nach Deutschland zum Mediziner Mark S. In Erfurt wurden mehr als 40 Blutbeutel sichergestellt, die Namen der betreffenden Personen werden nun ausgewertet. Dass es sich um ein internationales Dopingnetzwerk handelt, wurde schon damals vermutet. Immer wieder fällt auch der Name des gedopten Ex-Langläufers Johannes Dürr, dessen Rolle noch nicht ganz klar ist.

Beim Blutdoping unterscheidet man zwischen Transfusionen mit Eigen- und Fremdblut. Rund ein Liter Blut wird dem Athleten zugeführt, der Körper baut dieses sodann ab. Die zugeführten roten Blutkörperchen verbleiben aber im Blut, wodurch die Muskeln besser mit Sauerstoff versorgt werden und die Leistung im Ausdauersport gesteigert wird.