Österreich hatte im Duell mit dem Weltranglisten-20. den besseren Start in die Partie und kontrollierte das Geschehen auf dem Platz in der ersten Hälfte. Nach der Pause kam Polen jedoch besser in Schwung, und die Angriffsbemühungen der Mannschaft von Teamchef Franco Foda ließen immer mehr nach. Einmal mehr machte sich das Fehlen eines echten Strafraumstürmers im ÖFB-Kader schmerzlich bemerkbar.
Damit steht Österreich nach dem ersten Spieltag in der Gruppe G nur an letzter Stelle und ist am Sonntag (18.00 Uhr, live in ORF eins) im Auswärtsmatch in Haifa gegen Israel bereits unter Zugzwang zu punkten. Israel unter Trainer Andreas Herzog startete mit einem Heim-1:1 gegen Slowenien in die Qualifikation. Im dritten Gruppenmatch bezwang Nordmazedonien zu Hause Lettland mit 3:1.
Mit Elan in die Partie
Foda ließ sein 13. Ländermatch als ÖFB-Teamchef im 4-2-3-1-System beginnen, und Österreich stand von Anpfiff weg sehr hoch. Sevilla-Verteidiger Maximilian Wöber durfte von Beginn an ran und sollte auf der linken Seite David Alaba mit Bällen füttern. Vorne lauerte dann Marko Arnautovic darauf, in seinem bereits 78. Länderspiel sein 21. Tor zu erzielen. Die erste gefährliche Aktion der Österreicher kam dann in der achten Minute auch über die linke Seite.
Wojciech Szczesny im Tor der Polen konnte jedoch den gut angetragenen Schuss von Marcel Sabitzer entschärfen. Die Anfangsphase gehörte klar der mit viel Schwung spielenden Foda-Elf, die jedoch auf die möglichen Konter der Polen aufpassen mussten. In der 14. Minute verkümmerte nach schöner Aktion – diesmal über rechts – ein Torschuss von Arnautovic zum Roller und somit zur leichten Beute für Juventus-Goalie Szczesny.
Lindner verhindert das 0:1
In der Folge kontrollierte Österreich weiter das Geschehen, Polen war jedoch in seinen Offensivaktionen sehr zielstrebig. Ein Weitschuss von Hull-Legionär Kamil Grosicki aus 20 Metern konnte von ÖFB-Tormann Heinz Lindner mit einer Glanztat gerade noch neben das Tor gelenkt werden (27.). Österreich agierte nicht mehr mit so viel Elan wie zu Beginn, setzte sich aber zeitweise in der Hälfte der Polen fest.
Lindner pariert glänzend (27. Minute)
Nach einem Fehler der Österreicher im Mittelfeld kommt Grosicki zum Abschluss. Heinz Lindner im Tor der Österreicher hält sehenswert.
Einen Weg durch die Verteidigung der Elf von Jerzy Brzeczek, die die Räume gut eng machte, fand Österreich hingegen weiterhin nicht. Gegen Ende der ersten Halbzeit schien die Konzentration bei Rot-Weiß-Rot nachzulassen. Nachlässigkeiten von Stefan Lainer und auch Valentino Lazaro luden die Polen immer wieder zu Gegenstößen ein. Österreichs Abwehr rund um Martin Hinteregger brachte das 0:0 aber in die Pause. Für eine erfolgreiche zweite Hälfte musste sich das ÖFB-Team auf alle Fälle Anleihen an den ersten 15 Minuten nehmen.
Polen kommt in Schwung
Polen tauschte zu Beginn der zweiten 45 Minuten Arkadiusz Milik gegen Przemyslaw Frankowski aus. Im Napoli-Dress hatte Milik noch vor wenigen Tagen gegen Salzburg für Ärger gesorgt, im Nationalteam blieb er jedoch farblos. Nicht so sein Napoli-Kollege Piotr Zielinski, der im Duett mit Grosicki bei jeder polnischen Offensivaktion seine Beine im Spiel hatte.
Österreich hatte seine beste Chance nach einer Standardsituation in der 55. Minute. Sabitzer jagte den von Alaba kurz abgespielten Ball aber über das Tor. Kurz darauf verzog Arnautovic einen Schuss neben das Tor. Polen begann, mehr Druck auf die Verteidigung der Österreicher auszuüben, und für Zielinski schickte Brzeczek unter dem Jubel der zahlreichen polnischen Fans im Wiener Prater Milan-Torjäger Krzysztof Piatek auf das Feld.
Piatek macht den Unterschied
Während Polen weiter im Vorwärtsgang war, blieb Österreich zumindest aus Standards heraus gefährlich. Ein Arnautovic-Freistoß verfehlte nur knapp das Tor von Szczesny (67.). Im Gegenzug wurde Piatek den Vorschusslorbeeren gerecht und stand als Stürmer dort, wo man als Stürmer zu stehen hat. Nämlich genau richtig im Fünfer. Lindner konnte einen scharfen Schuss von Tomasz Kedziora nur nach vorne abklatschen lassen, und Piatek köpfelte ungehindert ein.
Polens Anhänger und die Spieler feierten ihren Liebling Piatek und die Führung frenetisch, als wäre es bereits der Sieg. Die Fans im Ernst-Happel-Stadion waren aufgewacht und auch Piatek, der in der 74. Minute locker das 2:0 hätte nachlegen können, das Tor aber um wenige Zentimeter verfehlte. Die Zeit lief Österreich davon, die Angriffsbemühungen waren weiter fruchtlos. Daher schickte Teamchef Foda Marc Janko aufs Feld (81.). Der 35-jährige Schweiz-Legionär sollte es in seinem 69. Länderspiel also noch richten.
In der 84. Minute kam auch noch Mainz-Stürmer Karim Onisiwo für Florian Grillitsch in die Partie. Beinahe wäre die Einwechslung von Janko auch noch belohnt worden. Doch der Stürmer des FC Lugano platzierte einen Kopfball nach Wöber-Maßflanke nicht genau genug (88.). Österreichs letzte Hoffnung auf zumindest einen Zähler machte dann in der Nachspielzeit Szczesny auch noch zunichte, als er einen Alaba-Fernschuss parierte. Sichtlich enttäuscht schlichen Österreichs Spieler und die heimischen Anhänger aus der Arena. Die so erfolgreiche Qualifikation für die EM 2016 hatte mit einem 1:1 daheim gegen Schweden begonnen.
EM-Qualifikation, erster Spieltag Gruppe G
Donnerstag:
Österreich – Polen 0:1 (0:0)
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 40.400 Zuschauer, SR Sidiropoulos (GRE)
Tor: Piatek (68.)
Österreich: Lindner – Dragovic, Hinteregger, Wöber – Lainer, Baumgartlinger, Grillitsch (84./Onisiwo), Alaba – Lazaro (81./Janko), Sabitzer – Arnautovic
Polen: Szczesny – Kedziora, Glik, Bednarek, Bereszynski – Grosicki (92./Pazdan), Klich, Krychowiak, Zielinski (59./Piatek) – Milik (46./Frankowski), Lewandowski
Gelbe Karten: Dragovic, Alaba bzw. Bereszynski