Stefan Eberharter
GEPA/Christian Walgram
Chronik

Ausnahmeathlet Eberharter feiert 50er

Stephan Eberharter ist einer der erfolgreichsten Rennfahrer, die es in Österreich und im alpinen Skizirkus je gegeben hat. Am Sonntag feiert der Tiroler seinen 50. Geburtstag. Und zwar relativ unaufgeregt bei einem Mittagessen mit der Familie.

„Ich feiere grundsätzlich nicht groß, mache auch aus dem Fünfziger kein großes Tamtam“, sagte Eberharter der APA. „Es geht mir gut, körperlich wie auch geistig, das Leben ist gut“, sagte der am 24. März 1969 geborene Zillertaler.

Die besonnene Art ist ebenso ein Wesensmerkmal Eberharters wie die Konsequenz und Hartnäckigkeit, die er während seiner wechselvollen Karriere stets an den Tag gelegt hatte. Und diese Hartnäckigkeit sollte sich auszahlen. Bei seinem Rücktritt im September 2004 standen für den „Steff“ drei WM-Titel, der RTL-Olympiasieg 2002 in Salt Lake City, drei weitere Olympiamedaillen, zwei große Kristallkugeln sowie 29 Weltcup-Siege zu Buche.

Mit 21 Jahren Doppelweltmeister

1991 wurde Eberharter – ohne zuvor ein Weltcup-Rennen gewonnen zu haben – als 21-Jähriger in Saalbach sensationell Doppelweltmeister (Super-G und Kombi), danach hatte er aber mit Verletzungen und Materialproblemen zu kämpfen. Es folgte der „Absturz“ mit einer kuriosen Begleiterscheinung: Weil 1993 der Super-G in Morioka ausfiel und die WM in der Sierra Nevada auf 1996 verschoben wurde, war Eberharter fünf Jahre lang Weltmeister, obwohl er 1994 sogar aus dem ÖSV-Kader eliminiert worden war.

Stefan Eberharter
APA/Robert Jäger
Ein früher Höhepunkt in „Steffs“ Karriere war die Heim-WM 1991

Fünf Jahre dauerte auch sein Tief, aus dem er sich erst in der Saison 1997/98 mit Siegen im Europacup zurück ins Weltcup-Team fuhr. Bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano holte er Silber im Riesentorlauf hinter Hermann Maier. Es war auch der Beginn einer großen Rivalität zwischen dem Tiroler und dem Salzburger.

„Ich hab’s einfach immer gerne gemacht“

Die Gründe, warum er selbst nach vier oder fünf schlechten Saisonen nicht „den Hut draufgehaut“ habe, würden weit in seine Kindheit zurückreichen, sagte Eberharter: „Mein Vater hat nie was von mir und meinen Brüdern verlangt, sondern uns alles mit Freude und Spaß verklickert. Da war nichts geplant mit Weltmeister oder Olympiasieger. Ich hab’s einfach immer gerne gemacht.“

Ihm sei deshalb schon nach den frühen Erfolgen in Saalbach bewusst gewesen, dass es nicht immer so weitergehen würde. „So etwas gehöre zu einer Sportlerkarriere einfach dazu. Es gibt ganz wenige wie etwa Marcel Hirscher, die das ohne Probleme durchziehen können.“

Sternstunde auch auf der Streif

Zurück in der Erfolgsspur biss sich Eberharter aber dann meist am Dauerrivalen Maier die Zähne aus. Die Medien sahen es als Duell zwischen einem „Winner“ und einem „ewigen Zweiten“. Eberharter trat erst wirklich aus dem Schatten des Salzburger Doppelolympiasiegers, nachdem sich dieser im Sommer 2001 bei einem Motorradunfall schwer verletzt hatte.

Danach war der Tiroler aber nicht mehr zu halten. Im Jänner 2004 gelang ihm kurz vor dem Rücktritt auch noch ein Fabelsieg in der Kitzbühel-Abfahrt, bis heute spricht man von der vermutlich besten je auf der Streif gesehenen Fahrt. Mit 34 Jahren und genau zehn Monaten war Eberharter damals auch der bis dahin älteste Sieger eines Welttcup-Rennens.

„Ein Kämpfer war ich immer“

Eberharter bedauert heute weder seine fünf Krisenjahre noch die Tatsache, dass ihm mit Maier der Skigigant schlechthin im Weg gestanden war. „Im Nachhinein ist eine Zeit, in der man zu 100 Prozent auf sich selbst gestellt ist und sich zurückkämpfen muss, sehr wertvoll. Und ein Kämpfer war ich immer.“ Seine Erkenntnisse über Themen wie Motivation, Leidenschaft und Krisen referiert der Zillertaler heute im Auftrag großer Unternehmen.

Offen spricht Eberharter mittlerweile auch über seine Rivalität mit Maier. „Natürlich war es einerseits nervig, wenn du permanent auf einen überstarken Gegner angesprochen wirst. Ich habe aber gewusst, er ist ein Topläufer und einen Tick stärker als ich. The winner takes it all, und die anderen sind dann eben die Nummer zwei.“ Er habe das aber überstanden, weil er zuvor schon die schlechten Jahre überstanden habe. „Ich war fünf Jahre lang in der Scheiße, bin danach besser gefahren denn je und habe mich danach nicht mehr nach Sieg oder Niederlage bewertet. Wer so weit unten war, ärgert sich nicht mehr über dritte oder fünfte Plätze.“

Letztlich hätten von der Rivalität beide profitiert, ist Eberharter überzeugt. „Man hat gesehen, was aus Konkurrenz entstehen kann. Der Hermann hat den Skisport auf einen neuen Level gehoben und mir war klar, wenn ich mit ihm mithalten will, muss ich auch über mein Limit gehen. Sonst habe ich schon von vorneherein keine Chance, er war ja ein Ausnahmeskifahrer.“ Was er in dieser Zeit auch gelernt habe, war, dass „das, was heute in der Zeitung steht, morgen schon niemand mehr interessiert“.