Jubel bei Deutschland
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EM-Qualifikation

„Spielglück“ kehrt zu Deutschland zurück

Nico Schulz hat dem deutschen Fußballnationalteam am Sonntag mit seinem Treffer zum 3:2 in der EM-Qualifikation gegen die Niederlande in Amsterdam wieder das nötige Selbstvertrauen verliehen. „So ein Sieg hilft“, sagte Teamchef Joachim Löw erleichtert.

In der 90. Minute stand Schulz im Strafraum der Niederländer goldrichtig und ermöglichte der deutschen Mannschaft einen seit dem blamablen Vorrunden-Aus bei der WM in Russland 2018 dringend benötigten Glücksmoment. Denn vor dem zweiten Länderspieltor des Hoffenheimers hatte die Elf des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Amsterdam eine 2:0-Führung durch Leroy Sane und Serge Gnabry noch aus der Hand gegeben bzw. hatten die Niederländer dank Jungstar Matthijs de Light und Memphis Depay den Rückstand in der zweiten Hälfte aufgeholt.

Wie so oft in ihrer erfolgreichen Vergangenheit hatten aber die Deutschen doch das bessere Ende für sich. „In der zweiten Halbzeit konnten wir nicht mehr so brillieren und kombinieren“, sagte Teamchef Löw, der die erste Hälfte seiner Mannschaft als „überragend“ bezeichnete. Doch seine jungen Spieler hätten den Glauben an den Sieg nicht verloren, so der deutsche Bundestrainer und weiter: „Vielleicht hatten wir ein bisschen das Spielglück, das wir in den Spielen zuvor nicht so hatten.“

Jubel in Deutschland nach Traumstart in EM-Quali

Deutschland kam mit einem 3:2-Sieg gegen die Niederlande wieder in die Erfolgsspur. Der Jubel über den gelungenen EM-Qualistart war groß.

„Die PS auf die Straße gebracht“

Das seit der WM in Russland, wo die Deutschen als Titelverteidiger erstmals in der Geschichte des Turniers nicht den Aufstieg in die K.-o.-Runde schafften, und dem Abstieg in die zweite Stufe der Nations League angeknackste Selbstvertrauen erhielt dank des Sieges beim Erzrivalen den erhofften Schub. „So ein Sieg zum Auftakt in Holland ist natürlich hilfreich für den Glauben so einer neuformierten, jungen Mannschaft. Das Auf und Ab, das die jungen Spieler im Spiel durchleben, ist wichtig für ihre Erfahrung. So ein Sieg hilft schon für die nächsten Woche und Monate“, sagte Löw.

Schon vor dem Duell in der Amsterdamer Johan-Cruyff-Arena habe er eine Veränderung in der Stimmung gespürt. „Ich hatte schon zu Beginn der Woche das Gefühl, dass die Mannschaft die PS, die sie hat, hier auf die Straße bringt. In Frankreich und zu Hause gegen Holland waren wir auch schon mit dieser jungen Mannschaft sehr gut im Spiel. Da haben wir uns nicht belohnt. Aber heute haben wir die PS auf die Straße gebracht. Ich war am Ende innerlich sehr zufrieden“, so Löw.

Trainer Joachim Löw
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Die Anspannung bei Löw (r.) vor dem Anpfiff wurde am Ende durch inneren Frieden abgelöst

Als Denkzettel in Richtung seiner Kritiker wollte der Bundestrainer den erfolgreichen Qualiauftakt aber nicht sehen. „Wir mussten alle im vergangenen Jahr einige Enttäuschungen wegstecken. Aber ich empfinde das nicht gegenüber Kritikern als Genugtuung. Ich habe den Glauben an diese Mannschaft schon im letzten Jahr gehabt. Ich weiß, zu was wir alle fähig sind. Dass es nach zwölf Jahren mal so ein Turnier gab wie die WM und danach die Nations League, okay, das müssen wir akzeptieren. Für uns selbst haben wir das kritisch aufgearbeitet“, sagte Löw, „mit Kritik weiß ich umzugehen. Ich kann Kritik gut filtern.“

Spieler spüren Genugtuung

Bei den Spielern herrschte nach der erfolgreich bestandenen Prüfung in den Niederlanden im Gegensatz zu ihrem Trainer auch nach außen hin große Genugtuung. „Das zeigt, dass wir doch nicht so schlecht sind“, sagte Matchwinner Schulz. „Die Mannschaft brauchte ein Erfolgserlebnis. Das haben wir zum Glück noch hinbekommen“, sagte Kapitän Manuel Neuer, der mit mehreren Paraden, speziell gegen Ryan Babel in der ersten Hälfte, im Zweikampf um die Nummer eins im deutschen Tor mit Marc-Andre ter Stegen punkten konnte.

„Ich glaube, so etwas schweißt zusammen. So etwas hilft bei so einer Entwicklung. Ich glaube, dass solche Erlebnisse wichtig sind“, sagte Leon Goretzka. „Es hört sich vielleicht komisch an, aber im Nachhinein ist das 3:2 wichtiger, als wenn wir 3:0 gewonnen hätten“, meinte Joshua Kimmich. Sportdirektor Oliver Bierhoff drückte die Erleichterung aus, die alle im deutschen Tross verspürten: „Natürlich tut das der Seele und der Moral gut.“ Am 8. Juni geht es für Deutschland mit dem Auswärtsspiel in Weißrussland weiter, drei Tage später steht in Mainz das Heimspiel gegen Estland auf dem Programm.