Günter Bresnik und Dominic Thiem
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Tennis

Thiem-Coach Bresnik tritt in zweite Reihe

Langzeittrainer Günter Bresnik wird als Betreuer von Dominic Thiem auf der ATP-Tour zumindest vorläufig vom neuen Touring-Coach Nicolas Massu ersetzt. Österreichs Tennisstar reist dieser Tage zum Masters-1000-Turnier nach Monte Carlo, wo er in die europäische Sandplatzsaison startet.

Thiem hat schon zuletzt in der Südstadt nicht mit Bresnik, sondern mit seinem Vater Wolfgang Thiem trainiert. Dieser wird seinem Sohn auch danach beim Turnier in Barcelona zur Seite stehen, da Massu in dieser Woche eine andere Verpflichtung hat.

„Dominic wird heuer 26 und wird teilweise in der Öffentlichkeit immer noch so wahrgenommen, wie wenn er ein kleines Kind wäre“, erklärte Bresnik der APA. „Ich habe immer gesagt, mein ultimatives Ziel als Trainer ist es, dass Dominic unabhängig ist und komplett eigenständig entscheidet.“

Mehr Emotionen aus der Box

Die stoische Ruhe, mit der Bresnik in den vergangenen Jahren in der Spielerbox des Niederösterreichers saß, wird nun durch das südamerikanische Temperament des chilenischen Doppel-Olympiasiegers Massu ersetzt. Eine Emotionalität, die Thiem, wie er selbst sagte, guttut. Bresnik, der das zwar nachvollziehen kann, sagt dazu: „Ich bin kein Claqueur, der vom ersten bis zum letzten Ball aufhupfen muss.“

Nicolas Massu
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Schon beim Davic-Cup in Salzburg zeigte Massu sein Temperament

Er selbst war in den vergangenen Jahren in den entscheidenden Phasen aber sehr wohl auch aufgesprungen. Und das u. a. auch beim jährlichen Saisonhöhepunkt seines Schützlings, den French Open in Paris, wo Thiem 2016 und 2017 im Semifinale und im Vorjahr im Endspiel stand.

„Ich bin nicht mehr eitel“

Und wenn sich Thiem jetzt den großen Traum vom ersten Grand-Slam-Titel in Roland Garros erfüllt, und sein Langzeittrainer wäre nicht dabei: Würde das dem bald 58-Jährigen nicht wehtun? Wenn er ehrlich sei, dann „würde so was natürlich wehtun“, gab Bresnik zu, fügte aber sofort hinzu: „Mehr wehtun als dort nicht dabei zu sein, würde mir nur die Tatsache, wenn er nie ein Grand-Slam-Turnier gewinnt. Mir ist wichtig, dass das, was ich mir mit ihm vorgenommen habe, passiert. Ich bin, was das anbelangt, nicht mehr eitel.“

Das habe aber nichts mit seinem Alter zu tun, sondern mit der Phase, in der sich Thiem nun befinde. „Je länger man mit jemandem zusammenarbeitet, umso bedeutungsloser wird die eigene Person oder sollte sie werden. Als Coach habe ich für einen Spieler, der in den ersten fünf steht, eine ganz andere Bedeutung für seinen sportlichen Erfolg, als wie er 15 war. Die Basis ist dort gelegt worden.“

Die Beziehungen ändern sich

Für Bresnik, dessen Vertrag als Coach und Manager Thiems unbefristet ist, verändert sich die Wichtigkeit des Coaches für den Spieler über einen Zeitraum von 20 Jahren „extrem“.

„Die ersten zehn Jahre, wenn du mit einem Spieler so jung anfängst, so zwischen zehn und 20, ist die Tätigkeit des Coaches von höchster Bedeutung. Wenn der in dem Zeitraum etwas falsch macht, hat der (Spieler, Anm.) nachher nie eine Chance, dass er ein erfolgreicher Sportler wird“, erklärte der Niederösterreicher. Dann gebe es eine etwa dreijährige Phase mit dem Einstieg ins Wettkampftennis, in der Spieler und Erfahrung des Trainers in etwa gleichwertig seien. „Danach ist nur noch der Spieler wichtig.“

„Es ist immer sukzessive weitergegangen“

„Dominic ist ein absoluter Weltklassespieler und eigentlich eine fertige Person“, sagte Bresnik, der seinem Langzeitschützling eine kontinuierliche Entwicklung wie wenig anderen Spielern bescheinigt. „Er ist ein Tennisspieler, der nie etwas beim ersten Mal macht. Der kommt nicht das erste Mal ins Finale und gewinnt es gleich. Es ist immer sukzessive weitergegangen. Für mich und für 90 Prozent der Experten ist er der technisch beste Tennisspieler auf der Welt nach Djokovic, Federer und Nadal.“

Massu, den Bresnik selbst angeheuert und in Südamerika in stundenlangen Gesprächen über Thiem informiert hat, ist für Bresnik „momentan eine super Lösung“. Sich selbst stellt er da gerne hintan. „Ich will für ihn das Beste. Wenn das mit mir ist, super, wenn es ohne mich ist, auch super.“