Christian Mitter
GEPA/Christian Walgram
Ski alpin

Mitter geht keine Kompromisse ein

Die jüngsten Vorwürfe in Norwegen haben es Christian Mitter erleichtert, nach Österreich zurückzukehren. Der Steirer, der als Technik-Coach und zuletzt als Herren-Cheftrainer für die norwegischen Erfolge im Alpinski verantwortlich gewesen war, ist ab sofort Chefcoach der ÖSV-Damen. Was zuletzt in Norwegen passiert ist, bezeichnete der 38-Jährige als „unfair“.

„Natürlich hat es meinen Weggang erleichtert“, so Mitter mit Verweis auf die Vorwürfe einiger Ärzte und Physiotherapeuten über seinen zu „rauen“ Umgangston. „Sich direkt schriftlich und auch gleich an die Medien zu wenden, ist aber nicht die Art, die wir im norwegischen Skiverband vorgelebt haben. Dort werden Sachen angesprochen und probiert zu verbessern“, sagte Mitter, der als nun ÖSV-Damen-Chef an die Stelle von Jürgen Kriechbaum tritt.

Über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe sagte Mitter weiters: „Das ist ein zweischneidiges Schwert. Ich hatte die Verantwortung für die ganzen norwegischen Alpinski-Herren, die musste ich wahrnehmen. Wir sind im Spitzensport, da müssen Sachen einfach funktionieren, wegen der Sicherheit und auch wegen der Leistung. Es braucht klare Ansagen. Das war mein Mandat.“

Aksel Svindal, Kjetil Jansrud und Christian Mitter, 2015
GEPA/Wolfgang Grebien
Mitter mit Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud bei der Kursbesichtigung für die Gröden-Abfahrt 2015

Mitters Vermutung: Womöglich seien die klagenden Betreuer zu wenig im tatsächlichen Spitzensport unterwegs, um das zu verstehen. „Es wäre leicht zu erklären gewesen. So ist es schade, dass der Fokus jetzt auf das geht und es so rüberkommt, als ob ich ein Schleifer wäre. Es ist aber für mich nur ein Randthema. Und es wird auch in Österreich kein Thema sein“, sagte der Steirer.

Erfolge kosteten viel Energie

Mitter blickt ohne Groll zurück. In Norwegen war er von 2007 bis 2009 bei den Damen und danach am Aufbau eines höchst erfolgreichen Herren-Skiteams mit Assen wie Aksel Lund Svindal, Kjetil Jansrud und Henrik Kristoffersen als Europacup-, Technik- und Cheftrainer beteiligt gewesen. „Es war eine super Zeit in Norwegen“, so Mitter, der seine Zielvorgabe erfüllte.

„Mein Wunschtraum war, in jeder Disziplin und jedem Weltcup-Rennen konkurrenzfähig zu sein bzw. aufs Podium fahren zu können. Das ist vor zehn Jahren noch mehr oder weniger unvorstellbar gewesen. Dass es dann doch geklappt hat, ist schon sehr cool. Auch wenn es nicht immer leicht war und sehr viel Energie gekostet hat. Darauf bin ich sehr stolz“, so Mitter.

Nicht kopieren, sondern aufbauen

Von den Norwegern werde er in seiner neuen ÖSV-Funktion trotzdem nichts kopieren. „Man arbeitet immer mit Menschen, mit Athleten, mit Profis. Man muss anerkennen, dass das hier nun ein eigener Verband ist mit einer eigenen Identität. Ich will nichts kopieren, sondern aufbauen. Da ist das ÖSV-Damen-Team, und wenn man da dabei ist, ist man in der Weltspitze.“

Nach der kurzfristig binnen einer Woche gefallenen Entscheidung für den Wechsel nach Österreich muss sich Mitter über den Zustand bei den ÖSV-Damen erst einen Überblick verschaffen. Am Potenzial habe er keine Zweifel. „Da sind Fahrerinnen, die ständig in der Nähe von Podiums oder drauf sind. Darauf kann man aufbauen.“ Das Ziel sei am Ende freilich immer, Rennen zu gewinnen und Weltcup-Gesamtsieger zu kreieren. „Aber das muss man sich individuell anschauen. Ziele sind immer prozessorientiert. Die Qualität ist da.“