Abtransport des Williams von George Russell
Reuters/Anton Vaganov
Formel 1

Kanaldeckel sorgt für Schreckmoment

Ein offenbar nicht ausreichend befestigter Kanaldeckel hat zum vorzeitigen Abbruch des ersten Trainings für den Grand Prix von Aserbaidschan in Baku geführt. Gut zehn Minuten nach Beginn der Session am Freitag fuhr der Brite George Russell über diesen Deckel, der von seinem Williams angesaugt wurde und den Unterboden des Autos völlig zerstörte.

Teile des Williams-Boliden flogen auf einer langen Geraden des Stadtkurses am Kaspischen Meer gefährlich durch die Luft. „Mein Körper wurde richtig durchgeschüttelt. Der Motor ist ausgegangen und der Boden wurde ruiniert“, sagte Russell. Offenbar hatte der Ferrari von Charles Leclerc zuvor die Abdeckung von der Straße gelöst. Das war auf TV-Aufnahmen zu sehen.

Der 21-jährige Russell musste sein Auto anschließend abstellen, während versucht wurde, die Strecke möglichst schnell wieder in Ordnung zu bringen. Dieser Versuch scheiterte jedoch, und die Verantwortlichen entschieden sich stattdessen zu einer gründlichen Prüfung der Strecke. Alle anderen Fahrer mussten während der Reparaturarbeiten sofort zurück an die Box.

Trainingsunfall in Baku

Ein loser Kanaldeckel hat zum vorzeitigen Abbruch des ersten Trainings für den Grand Prix von Aserbaidschan in Baku geführt.

Insgesamt sollen sich rund 300 Kanaldeckel auf der temporären Rennstrecke befinden, alle wurden von Mitarbeitern nun einzeln auf Mängel überprüft. Weltmeister Lewis Hamilton kritisierte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „Wie konnten sie das nur nicht richtig checken und versiegeln?“

Abschleppwagen rammt Brücke

Es blieb aber auch nachher kurios: Ein Abschleppwagen, der Russells Williams hätte bergen sollen, rammte unterwegs eine Brücke. Dabei wurde der Kran für die Ladefläche des Lastwagens beschädigt, worauf Flüssigkeit austrat, was für zusätzliche Probleme sorgte. Der zerstörte Wagen Russells fand letztlich aber doch noch den Weg zurück in die Williams-Box.

In dieser Art nicht zu erwarten

„So etwas erwartet man nicht auf einer Rennstrecke. Wir werden das sicher mit der Rennleitung besprechen, denn die Kanaldeckel sollten sich nicht lösen“, sagte Claire Williams, stellvertretende Chefin des britischen Teams: „Der Schaden am Auto ist ganz offensichtlich groß.“ Die Unfallfolgen machten einen Wechsel des Chassis notwendig, Russell konnte daher nicht mehr am zweiten Training am Freitag teilnehmen.

Es war nicht das erste Mal, dass eine lockere Straßenabdeckung in der Formel 1 für einen Zwischenfall sorgte. Im Training zum Großen Preis von Monaco 2016 schlug dem Briten Jenson Button ein Kanaldeckel den Frontflügel komplett kaputt. 2017 in Malaysia wurde beim Wagen von Romain Grosjean von einem Kanaldeckel der rechte Hinterreifen aufgeschlitzt.

Leclerc und sein Ferrari-Teamkollege Sebastian Vettel hatten zuvor die einzigen, wohl wenig aussagekräftigen Runden gedreht. Die restlichen Piloten blieben zum Trainingsauftakt ohne gestoppte Runde.

Kwjat-Unfall im zweiten Training

Auch im zweiten Training kam es nach Unfällen zu mehreren Zwischenfällen. So musste die Session nach einem Unfall von Daniil Kwjat unterbrochen werden. Der Toro Rosso des Russen touchierte die Bande, dabei wurden Reifen und Radaufhängung beschädigt und fingen Feuer. Die Bergung seines Boliden zog sich bis kurz vor Schluss über fast zehn Minuten hin.

Unbeeindruckt von den Zwischenfällen holte Leclerc die Bestzeit und erhöhte damit den Druck auf seinen Ferrari-Teamkollegen Vettel. Mit mehr als drei Zehntelsekunden Rückstand lag Ex-Weltmeister Vettel auf Rang zwei. Die Mercedes-Piloten Hamilton und Valtteri Bottas wurden Dritter und Fünfter.

Das Qualifying für den Grand Prix von Aserbaidschan ist am Samstag ab 15.00 Uhr live in ORF 1 und im Livestream zu sehen. Der Start zum Rennen am Sonntag erfolgt um 14.10 Uhr.

Zweites Training:
1. Charles Leclerc MCO Ferrari 1:42,872
2. Sebastian Vettel GER Ferrari + 0,324
3. Lewis Hamilton GBR Mercedes 0,669
4. Max Verstappen NED Red Bull 0,921
5. Valtteri Bottas FIN Mercedes 1,131
6. Daniil Kwjat RUS Toro Rosso 1,305
7. Carlos Sainz ESP McLaren 1,311
8. Alexander Albon THA Toro Rosso 1,344
9. Pierre Gasly FRA Red Bull 1,368
10. Lando Norris GBR McLaren 1,423
11. Kevin Magnussen DEN Haas 2,029
12. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 2,494
13. Sergio Perez MEX Racing Point 2,564
14. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 2,610
15. Daniel Ricciardo AUS Renault 2,611
16. Romain Grosjean FRA Haas 2,746
17. Nico Hülkenberg GER Renault 3,845
18. Lance Stroll CAN Racing Point 5,003
19. Robert Kubica POL Williams 5,239
20. George Russell GBR Williams keine Zeit