Georginio Wijnaldum und Trent Alexander-Arnold
APA/AFP/Paul Ellis
Champions League

Liverpool nach Aufholjagd wieder im Finale

Liverpool steht wie 2018 im Finale der UEFA Champions League. Der Tabellenzweite der englischen Premier League gewann am Dienstagabend das Halbfinal-Rückspiel vor eigenem Publikum gegen den spanischen Meister FC Barcelona mit 4:0 (1:0) und stieg nach dem 0:3 im Hinspiel mit einer magischen Aufholjagd an der Anfield Road doch noch auf.

Divock Origi (7., 79.) und Georginio Wijnaldum (54., 56.) erzielten die Treffer für die Gastgeber. Jener zum Aufstieg entstand dabei nach einer schnell abgespielten Ecke, bei der die Barcelona-Abwehr kollektiv versagte. Die „Reds“ stehen zum neunten Mal im Endspiel des größten europäischen Clubbewerbs und treffen am 1. Juni im Finale in Madrid auf den Premier-League-Rivalen Tottenham Hotspur.

Barcelonas Traum vom Triple zerplatzte in Liverpool hingegen vorzeitig. Superstar Lionel Messi und seine Kollegen erlebten somit ein ganz bitteres Deja-vu. Im Vorjahr waren die „Blaugrana“ nach einem 4:1-Heimsieg im Viertelfinale noch ausgeschieden, da sie bei der AS Roma mit 0:3 untergegangen waren. Nun müssen sie weiterhin auf die erste Finalteilnahme seit 2015 warten.

Divock Origi jubelt
AP/PA/Peter Byrne
Liverpool steht nach einer furiosen Aufholjagd wieder im Endspiel der UEFA Champions League

Frühe Führung

Liverpool musste die beiden verletzten Weltklassestürmer Firmino (Muskelverletzung) und Mohamed Salah (nach Gehirnerschütterung) vorgeben und schien damit im Aufstiegsrennen bereits vor dem Anpfiff völlig chancenlos. Barcelona bot dagegen dieselbe Startelf wie im Hinspiel auf und sah sich bereits nach sechs Minuten im Rückstand.

Nach einem Schnitzer von Jordi Alba fing Sadio Mane den Ball ab und leitete den Angriff ein: Einen Schuss von Jordan Henderson wehrte Tormann Marc-Andre ter Stegen zur Seite ab, Salah-Ersatz Origi staubte ab. Es war der erste Treffer des Belgiers in der Königsklasse überhaupt.

Barca vergibt Chancen

Von diesem frühen Schock erholte sich Barca erst nach einer knappen Viertelstunde, hatte aber anschließend seine beste Phase im Spiel. So musste Liverpool-Goalie Allison dreimal gegen Lionel Messi (14.), Philippe Coutinho (18.) und Alba (45.+3) retten. Messi, der das Hinspiel mit zwei Toren fast alleine entschieden hatte, wurde teilweise von drei Gegenspielern attackiert. Die Spanier verstanden es bis zur Pause, Liverpool vom eigenen Tor fernzuhalten. Mehr als einen Schuss von Andrew Robertson (23.) brachte die Klopp-Elf nicht mehr zustande.

Lionel Messi
AP/Dave Thompson
Lionel Messi gelang dieses Mal kein Tor, der Superstar verpasste mit dem FC Barcelona den Aufstieg ins Finale

In der Pause wechselten die Hausherren dann Wijnaldum ein, der das ausverkaufte Stadion an der Anfield Road binnen 129 Sekunden in ein Tollhaus verwandelte. Der 28-jährige Niederländer verwertete zunächst einen Querpass von Trent Alexander-Arnold aus vollem Lauf. Ter Stegen war zwar noch dran, konnte das 2:0 aber nicht verhindern. Etwas mehr als zwei Minuten später verwertete Wijnaldum dann eine Maßflanke von Xherdan Shaqiri zum 3:0, womit der Rückstand aus dem ersten Duell nach nicht einmal einer Stunde wettgemacht war.

Kollektives Versagen

Barcelona war danach nur noch ein Schatten seiner selbst und kassierte den vierten Gegentreffer im Stile einer Schülermannschaft nach einer schnell ausgeführten Ecke von Alexander-Arnold, der sah, dass die Katalanen schliefen. So kam der 24-jährige Origi nach der flachen Hereingabe am kurzen Fünfereck völlig frei zum Schuss und erzielte das 4:0 (79.), das den Aufstieg an der Anfield Road besiegelte.

Divock Origi
AP/PA/Peter Byrne
Bei einer Ecke vergaß die Abwehr des FC Barcelona kollektiv auf Divock Origi, der das Tor zum Aufstieg erzielte

„Außergewöhnliche Nacht“

„Jürgen Klopp hat es geschafft, dass die Mannschaft immer daran geglaubt hat“, lobte Schlussmann Alisson seinen Trainer. Der Brasilianer war im Vorjahr noch im Roma-Tor gestanden und damit schon zum zweiten Mal bei Comeback-Heimsiegen gegen Barcelona maßgeblich beteiligt. „Ich weiß nicht, wie die Jungs das geschafft haben“, gab indes Klopp nach dem Match zu Protokoll.

„Das sind Mentalitätsgiganten. Das ist verrückt. Ich hoffe, dass ich mich in 50 Jahren daran noch erinnern kann“, betonte der 51-jährige Deutsche, der zum dritten Mal nach 2013 (Dortmund) und 2018 im Champions-League-Finale steht. „Das ist eine außergewöhnliche Nacht, das haut dich um. Wir hatten nach dem Spiel in Barcelona schon das Gefühl, dass noch was drin ist. An die Chance habe ich geglaubt. Nicht daran, dass es klappt.“

„Unglaublich, das ist schwer in Worte zu fassen. Das ist einer der schönsten Momente in meiner Karriere. Dies wird in Erinnerung bleiben“, sagte Matchwinner Origi. Kapitän Jordan Henderson fügte hinzu: „Der Glaube in unserer Kabine ist großartig. Wir wussten, dass wir etwas Spezielles erreichen können.“

Champions League, Halbfinal-Rückspiel

Dienstag:

FC Liverpool – FC Barcelona 4:0 (1:0)

Anfield, 54.000 Zuschauer, SR Cakir (TUR)

Torfolge:
1:0 Origi (7.)
2:0 Wijnaldum (54.)
3:0 Wijnaldum (56.)
4:0 Origi (79.)

Liverpool: Alisson – Alexander-Arnold, Matip, Van Dijk, Robertson (46./Wijnaldum) – Henderson, Fabinho, Milner – Shaqiri (90./Sturridge), Mane, Origi (85./Gomez)

Barcelona: Ter Stegen – Sergi Roberto, Pique, Lenglet, Alba – Vidal (75./Arthur), Busquets, Rakitic (80./Malcom) – Messi, Suarez, Coutinho (60./Semedo)

Gelbe Karten: Fabinho, Matip bzw. Busquets, Rakitic, Semedo

Hinspiel 0:3 – Liverpool mit dem Gesamtscore von 4:3 im Finale am 1. Juni im Estadio Metropolitano in Madrid gegen Tottenham Hotspur