Lionel Messi
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Champions League

Barcelona-Stars am Boden zerstört

Zum zweiten Mal in Folge ist der FC Barcelona schwer blamiert aus der Champions League ausgeschieden. Nach der Schmach von Rom 2018 erlebten die Katalanen am Dienstag ein demütigendes 0:4-Debakel und verspielten beim FC Liverpool einen 3:0-Vorsprung aus dem Hinspiel. „Sie haben uns einfach überrollt“, gab Coach Ernesto Valverde zu.

Selbst Superstar Lionel Messi, der im Camp Nou in der vergangenen Woche noch zwei großartige Tore gezaubert hatte, konnte an der Anfield Road keine Magie verbreiten und schüttelte mehr als einmal entsetzt den Kopf. Die Kritik nach dem Aus im Semifinale war entsprechend groß. „Von Messi bis Valverde, wohin man schaut: Ein historisches Fiasko“, titelte „Marca“. Das katalanische Blatt „Sport“ sprach gar von der „größten Blamage der Geschichte“.

„Adios a Europa“, räumte Barcelona – das erst Ende April zum 26. Mal den spanischen Meistertitel geholt hatte – auf seiner Webseite unumwunden ein. Dabei hatte Stürmer Luis Suarez vor dem Spiel noch angekündigt: „Wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, um sie nicht zu wiederholen.“ Nach der Partie und dem schlimmen Deja-vu musste er seine Aussage enttäuscht revidieren: „Wieder ist das passiert, was nicht hätte passieren dürfen.“

Barcelonas Trainer Ernesto Valverde
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Barcelona-Coach Ernesto Valverde wird sich über die Partie an der Anfield Road noch länger den Kopf zerbrechen müssen

„Verteidigt wie Jugendspieler“

Tatsächlich fand Barcelona über weite Strecken der Partie kein Mittel gegen die Aggressivität und den Willen von Liverpool. Auf das frühe Führungstor durch Divock Origi (7.) folgte nach der Pause der Doppelschlag durch Georginio Wijnaldum (54., 56.). Bei den Katalanen lagen danach die Nerven blank. Die Orientierungslosigkeit führte zum endgültigen Nackenschlag durch Origi (79.), der nach einem genial ausgeführten Eckball von Trent Alexander-Arnold traf.

Während Barcelona noch mit der Zuordnung im Strafraum beschäftigt war, lag der Ball schon im Tor. „Wir haben verteidigt wie Jugendspieler“, war Suarez über das Verhalten seines Teams beim vierten Gegentreffer verärgert und fassungslos. Selbst Liverpool-Coach Jürgen Klopp war von der Aktion seiner Spieler überrascht und gab nach der Partie zu, das Tor gar nicht gesehen zu haben. „Das war eine Idee von Trent Alexander-Arnold, 20 Jahre alt – was für ein Kerl“, lobte der Deutsche die Ausführung der Standardsituation.

Luis Suarez
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Luis Suarez war über die Abwehrarbeit seiner Kollegen beim entscheidenden Gegentor fuchsteufelswild

Erklärungsbedarf für Valverde

Am Ende schlichen Messi und Kollegen mit gesenkten Köpfen vom Rasen. Die mitgereisten Barcelona-Anhänger hatten schon vor dem Schlusspfiff das Gesicht in den Händen vergraben, fassungslos, manche mit Tränen in den Augen. „Dafür gibt es keine Erklärung“, sagte ein ratloser Barcelona-Präsident Josep Maria Bartomeu. Valverde erklärte: „Wenn du 0:4 verlierst, gibt es keine Entschuldigung.“

Der Trainer, der erst im Februar seinen Vertrag um ein Jahr verlängert hatte, wird allerdings zum Rapport gebeten werden, um eine Erklärung zu liefern. „Ich weiß nicht, wie sich diese Niederlage auf meine Zukunft auswirken wird. Ich hatte noch keine Zeit nachzudenken, aber ich weiß, dass der Coach die Verantwortung hat“, erklärte der 55-Jährige. „Diese Niederlage wird einen Tribut fordern“, spekulierte „Marca“.

Liverpool schafft die Sensation

Zum zweiten Mal in Folge ist der FC Barcelona schwer blamiert aus der Champions League ausgeschieden. Die Katalanen schlitterten in ein 0:4-Debakel beim FC Liverpool.

Das überraschende und schwer zu verkraftende Ausscheiden in Rom im vergangenen Jahr hätte den Trainer laut „Marca“ bereits den Job kosten können – „aber der Gewinn des Doubles hatte ihn in extremis gerettet“. Nach dem bereits geholten Meistertitel ist auch in diesem Jahr das erneute Double noch möglich: Am 25. Mai trifft die Mannschaft im spanischen Cupfinale auf den FC Valencia.