Tor gegen Österreich
GEPA/Andreas Pranter
Eishockey-WM

ÖEHV-Team erhält Lektion in Präzision

Der Auftakt in die 83. Eishockey-WM in der Slowakei ist für Österreichs Nationalteam mit der 2:5-Niederlage gegen Lettland nicht nach Wunsch verlaufen. Die Balten machten der Truppe von Teamchef Roger Bader mit einer Lektion in Präzision den Garaus. An Selbstkritik wurde allerdings nicht gespart. Bereits am Sonntag wartet mit Russland (12.15 Uhr, live in ORF Sport +) der nächste „Lehrer“.

Mit vier Schüssen ins Kreuzeck wurden die Letten, seit 1997 Stammgast in der A-Gruppe, ihrer Favoritenrolle im letzten Drittel gerecht. Der erste davon nach nur 23 Sekunden von Lauris Darzins zum 2:1 – das 400. WM-Tor in der lettischen Eishockey-Geschichte – beendete die in den 40 Minuten davor aufgebauten Hoffnungen auf einen Start nach Maß. Denn da hielten die Österreicher mit den Balten mehr als mit. „Wenn man nach 40 Minuten dran ist, erwartet man sich klarerweise mehr. Wir haben an den Punkt hingeschmeckt, aber die Letten waren letztendlich besser“, fasste Teamchef Bader zusammen.

Der Schweizer sah sich durch das Ergebnis in seiner Einschätzung vor dem Turnier bestätigt, dass „wir in sechs Partien Außenseiter sind und in der letzten (gegen Italien, Anm.) eine 50:50-Chance haben.“ Für Bader war auch nicht die Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Patrick Peter im ersten Drittel entscheidend, denn immerhin ging seine Mannschaft in der folgenden Unterzahl dank Michael Raffl mit 1:0 in Führung – auch wenn diese keine Minute hielt.

Enttäuschung bei Österreich
GEPA/Andreas Pranter
Österreichs Mannschaft wurde im Schlussdrittel von den Letten aus allen Punkteträumen gerissen

Der schnelle Treffer zum 2:1 habe die Partie schließlich zum Kippen gebracht, so der Teamchef: „Ab diesem Moment haben die Letten ihre Klasse gezeigt“, so der 54-Jährige. Dazu hatten die Letten in der letzten Pause offenbar Zielwasser getrunken, denn der Puck schlug immer dort ein, wo es der jeweilige Schütze wollte: im Kreuzeck. „Sie haben getroffen, wenn sie geschossen haben“, sagte Raphael Herburger, der mit seinem im Liegen erzielten Tor zum 2:4 den Österreichern noch einmal kurz Hoffnung eingehaucht hatte.

Raffl lässt seinem Ärger freien Lauf

Die lettische Präzision beim Schießen wurde aber bei den Spielern vom Ärger über die eigenen Unkonzentriertheiten und fehlende Disziplin um Längen geschlagen. Michael Raffl ließ ihm in den Katakomben der Ondrej Nepela Arena am deutlichsten Luft. „Wir haben von Anfang bis Ende zu viele Strafen genommen und manchmal Sachen gemacht, die da nicht hergehören“, sagte der Legionär aus der National Hockey League, „In Unterzahl kannst du offensiv nichts machen, da kannst du nicht gut ausschauen. Unterzahl macht müde, das ist grausig zu spielen, weil du immer nur der Scheibe nachläufst.“

Österreich unterliegt Lettland zum Auftakt

Das ÖEHV-Team hat bei der 83. Eishockey-Weltmeisterschaft in der Slowakei sein Auftaktspiel verloren.

Dazu habe die Mannschaft genau jene Fehler gemacht, die Teamchef Bader bereits nach dem Testspiel gegen Dänemark kritisiert hatte. „Wir halten die Scheibe zu lange, das haben wir letztes Jahr am Ende so gut gemacht, da wollte keiner der Held sein“, ging der 30-Jährige mit sich und seinen Kollegen hart ins Gericht. Damit habe die Mannschaft vor allem die starke Leistung von Torhüter David Kickert zunichte gemacht: „So wie Kickert gespielt hat, hätten wir eine Chance gehabt, das Spiel zu gewinnen“, meinte Raffl.

Der so Gelobte sah ebenfalls in der mangelnden Disziplin den Hauptgrund für die letztlich klare Niederlage. „Aber es waren nicht die Strafen, sondern wie wir im eigenen Drittel gespielt haben“, sagte der 25-Jährige, der gegen Russland seine Kollegen von außen analysieren darf. Teamchef Bader legte sich bereits unmittelbar nach der Partie gegen Lettland fest: Gegen die „Sbornaja“ wird Routinier Bernhard Starkbaum im Tor stehen.

Russische Kost zum Mittagessen

Auf den Wiener wartet wohl ein arbeitsreicher Sonntag. Denn Russland bietet eine Starauswahl wie schon lange nicht mehr auf und bewies seine Offensivkraft bereits beim lockeren 5:2-Sieg über Norwegen, wo man erst im letzten Drittel dem Gegner etwas Luft ließ. Mit Alexander Owetschkin und Nikita Kutscherow warten der beste Torjäger sowie nach Punkten Topscorer der heurigen NHL-Saison zur Mittagszeit auf die Österreicher. Dazu zieren Spieler wie Jewgenij Malkin, Jewgeni Dadonow, Jewgeni Kusnezow, Altmeister Ilja Kowaltschuk und Torhüter Andrej Wasilewski hauptberuflich ebenfalls den Sternenhimmel der NHL.

Szene aus dem Match Norwegen gegen Russland
Reuters/Vasily Fedosenko
Owetschkin (r.) und Russland ließen im Auftaktspiel gegen Norwegen nichts anbrennen

Auch vor einem Jahr in Kopenhagen durften sich die Österreicher mit den Russen messen. Damals setzte es eine 0:7-Abfuhr. Zumindest ein besseres Ergebnis und wenigstens ein Tor soll heuer gelingen. „Als Mannschaft müssen wir zusammenrücken und gegen starke Russen eine kompakte Defensivpartie spielen und vorne vielleicht die eine oder andere Möglichkeit nützen. Man kann aus so einem Spiel nur lernen“, sagte Kapitän Thomas Raffl. Sein Bruder Michael empfahl, die Partie gegen die Superstars auf alle Fälle zu genießen: „Auch wenn du eine auf den Deckel bekommst, wird das ein super Erlebnis sein.“

Extrawürste für die „Sbornaja“

Nicht nur auf dem Eis, sondern auch in Sachen Extrawürste beim Umfeld des Teams spielen die Russen in einer eigenen Liga. So mietete der Verband für seine Stars die Kabine von KHL-Club Slovan Bratislava für eine stattliche Summe. Die luxuriöse zweistöckige Umkleide wäre für die WM eigentlich nicht vorgesehen gewesen. Die „Sbornaja“ machte aber ein Angebot, das die Verantwortlichen in Bratislava nicht ausschlagen konnten.

Die Kabine wurde auch ganz nach russischen Vorstellungen adaptiert. So wurden etwa die Logos von Slovan auf den Türen mit russischen Wappen überdeckt. Gegenüber der Kabine wurde ein Banner mit der Aufschrift „The Red Machine“ angebracht. Diesen Spitznamen hatte früher die fast unschlagbare Auswahl der Sowjetunion. Aus österreichischer Sicht ist zu hoffen, dass die russische Tormaschine zur ungewohnten Mittagszeit vielleicht noch etwas kalt ist.