Tobias Harris (Philadelphia 76ers), Kawhi Leonard (Toronto Raptors) und Joel Embiid (Philadelphia 76ers)
AP/The Canadian Press/Frank Gunn
NBA

Toronto träumt weiter vom ersten Titel

Die Toronto Raptors und die Portland Trail Blazers sind am Sonntag (Ortszeit) mit Siegen in den Entscheidungsspielen als letzte Teams ins Halbfinale der National Basketball Association (NBA) eingezogen. Toronto gewann die „Best of seven“-Serie mit einem 92:90-Heimsieg über die Philadelphia 76ers und darf weiter vom ersten Titel träumen.

Mann des Tages war Raptors-Superstar Kawhi Leonard, der in der Schlusssekunde den entscheidenden Wurf in den Korb „zitterte“ und insgesamt 41 Punkte erzielte. Das einzige NBA-Team aus Kanada gewann die Serie mit 4:3 und steht zum zweiten Mal nach 2016 im Eastern-Conference-Finale.

„Es war großartig“, schwärmte Leonard nach dem ersten „Buzzer Beater“ in einem Spiel sieben der NBA-Play-off-Geschichte. „Das habe ich noch nie zuvor erlebt, Spiel sieben, ein siegbringender Wurf. Es ist ein Segen, dass ich bis an diesen Punkt gekommen bin, diesen Wurf machen konnte und diesen Moment erleben durfte“, sagte der Kalifornier, der 2014 den Titel mit den San Antonio Spurs geholt hatte.

Leonard, der aufgrund seiner riesigen Hände – 23,5 Zentimeter lang und 28,5 Zentimeter Spannweite vom Daumen bis zum kleinen Finger – den Spitznamen „The Klaw“ („Die Klaue“) trägt, erhielt 4,2 Sekunden vor dem Ende beim Stand von 90:90 den Ball. Der 27-Jährige dribbelte anschließend zur Außenlinie und sorgte mit seinem wilden Wurf, der mehr als drei Sekunden benötigte, um im Korb zu landen, für unbändigen Jubel bei den Raptors-Fans und Tränen bei Philadelphia.

„Höllischer Wurf“

So weinte etwa Sixers-Star Joel Embiid aus Kamerun an der Schulter von Torontos spanischem Center Marc Gasol. „Es ist bitter, so zu verlieren, aber es war ein höllischer Wurf und eine fantastische Serie“, betonte Philadelphias Coach Brett Brown. „Als der Ball an den Ring ging, hatte ich sofort das Gefühl, dass er reingehen würde. Es hat mich überhaupt nicht überrascht. Wenn man den Ring aus diesem Winkel trifft und der Ball gerade nach oben geht, besteht immer die Chance, dass er dann reingeht.“

Es war überhaupt erst das zweite Mal, dass der Aufstieg in einem NBA-Entscheidungsmatch mit einem Wurf in allerletzter Sekunde fixiert wurde. Bisher war das nur dem legendären Michael Jordan gelungen: „His Airness“ hatte am 7. Mai 1989 mit seinem finalen Sprungwurf auf Höhe der Freiwurflinie für den 101:100-Auswärtssieg der Chicago Bulls über die Cleveland Cavaliers gesorgt. Damals war in der ersten NBA-Play-off-Runde noch im „Best of five“-Modus gespielt worden.

Nächster Gegner der Raptors sind die Milwaukee Bucks mit Ausnahmespieler Giannis Antetokounmpo, die als Sieger des Grunddurchgangs in den ersten beiden Partien in der Nacht auf Donnerstag bzw. Samstag (jeweils 2.30 MESZ) zu Hause antreten.

Portland eliminiert Denver

Die Portland Trail Blazers gewannen am Sonntag bei den Denver Nuggets mit 100:96 und entschieden die „Best of seven“-Serie auch mit 4:3. In Denver dominierten zunächst die Nuggets und lagen mit 17 Punkten in Front. Erst 12,1 Sekunden vor dem Ende des dritten Viertels gingen die von Christian James McCollum mit 37 Punkten angeführten Blazers erstmals in Führung und behielten die Nerven, während die Gastgeber im Schlussabschnitt 5:33 Minuten punktelos blieben.

Portland steht erstmals seit 2000 im Western-Conference-Finale und trifft nun auf den Titelverteidiger Golden State Warriors. Damit kommt es zum Duell der Brüder Stephen (Warriors) und Seth Curry (Blazers). Der Meister der vergangenen beiden Jahre aus Oakland hat in den ersten beiden Spielen in der Nacht auf Mittwoch bzw. Freitag (jeweils 3.00 MESZ) Heimvorteil, muss aber dabei erneut ohne seinen an der rechten Wade verletzten Topscorer Kevin Durant auskommen.