Alessandro Petacchi (ITA)
APA/AFP/Jose Jordan
Doping

Vier Radprofis unter dringendem Verdacht

Vier weitere Radprofis stehen im Zusammenhang mit der „Operation Aderlass“ unter Dopingverdacht. Der Radsportweltverband (UCI) hat laut einer Mitteilung vom Mittwoch die Ex-Profis Alessandro Petacchi (ITA) und Borut Bozic (SLO) sowie die aktiven Fahrer Kristijan Durasek (CRO) und Kristijan Koren (SLO) über mögliche Regelverstöße informiert. Das Quartett wurde suspendiert. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Der Weltverband berief sich dabei auf Informationen, die er von österreichischen Behörden erhalten habe. Bei Durasek soll das Vergehen 2017 und bei den restlichen drei Fahrern in den Jahren 2012 und 2013 erfolgt sein. Koren war aktuell im Giro d’Italia engagiert und Durasek trat im UAE-Trikot am Mittwoch nicht mehr zur vierten Etappe der Kalifornien-Rundfahrt an.

Bozic hatte seine aktive Karriere im Bahrain-Team 2018 beendet und fungierte im Rennstall von Vincenzo Nibali und Hermann Pernsteiner nun als einer der Sportdirektoren. Petacchi beendete seine aktive Profilaufbahn im Juni 2015 wegen einer langwierigen Viruserkrankung.

Die „Operation Aderlass“ zur Aufdeckung eines Dopingrings hatte während der nordischen Ski-WM in Seefeld für Aufsehen gesorgt. Athleten aus dem Skilanglauf, dem Radsport und dem Eisschnelllauf stehen bisher im Verdacht, zum Zwecke von Blutdoping Kunden des deutschen Arztes Mark S. gewesen zu sein.

Petacchi weist Vorwürfe zurück

Der frühere Weltklassesprinter Petacchi, der 2008 wegen Dopings (Asthmamittel Salbutamol) für zehn Monate gesperrt und von der Staatsanwaltschaft Padua schon 2010 des Blutdopings beschuldigt worden war, wies die erneuten Anschuldigungen vehement zurück.

Er sei nie bei S. gewesen, habe nie eine Bluttransfusion erhalten und wisse nicht, wieso sein Name im Zuge der Ermittlungen aufgetaucht sei, sagte der 45-jährige Petacchi am Rande des Giro d’Italia in Frascati. Der Italiener hatte in seiner Karriere zahlreiche Etappensiegen bei der Tour de France (sechs), dem Giro d’Italia (22) und der Vuelta (20) eingefahren. 2010 erobert er das Grüne Trikot bei der Tour de France. Zweimal gewann er zudem die Punktewertung beim Giro, einmal bei der Vuelta.

Alessandro Petacchi (ITA)
GEPA/Panoramic
Insgesamt 48 Etappen gewann Petacchi in seiner Karriere bei Tour de France, Giro und Vuelta

Ex-Topsprinter Hondo geständig

Neben Petacchi stand zuletzt auch der deutsche Ex-Topsprinter Danilo Hondo in den Schlagzeilen, der zugab, 2011 die Dienste des deutschen Arztes in Anspruch genommen zu haben. Der 45-Jährige hatte seine Karriere 2014 beendet und seit 2016 als Schweizer Nationaltrainer für die Straßenmannschaft gearbeitet. Hondo wurde nach dem Geständnis vom Schweizer Radverband freigestellt. Er war der zweite deutsche Sportler neben dem ehemaligen Eisschnellläufer Robert Lehmann-Dolle, der im Zuge der Blutdopingaffäre bekanntgeworden ist.

Neben Hondo haben mit den Österreichern Stefan Denifl und Georg Preidler insgesamt bisher drei Radfahrer ihre Verwicklung in den Dopingskandal zugegeben. Auch die österreichischen Langläufer Max Hauke, Dominik Baldauf und Johannes Dürr sowie ihre Langlauf-Kollegen Andreas Veerpalu, Algo Kärp (alle EST) und Alexei Poltoranin (KAZ) sind Kunden des Sportarztes gewesen, der in Deutschland in Untersuchungshaft sitzt.

Auch Hondo in Dopingaffäre involviert

Der deutsche Ex-Sprinter und Schweizer Nationaltrainer hat nach den gegen ihn erhobenen Dopingvorwürfen ein Geständnis abgelegt.

Laut der in dem Fall federführenden Anti-Doping-Staatsanwaltschaft München I sind nach derzeitigem Stand 21 Sportler (in der Mehrzahl Männer) aus acht Ländern und fünf Sportarten in den Fall verwickelt. Nach der Nennung von vier weiteren Namen durch die UCI sind nun 15 Aktive aus sieben Ländern namentlich bekannt.