Michael Raffl (AUT) und Simon Moser (SUI)
GEPA/Andreas Pranter
Eishockey-WM

Strafen bleiben Österreichs Makel

Österreichs Eishockey-Team steht bei der WM in der Slowakei nach drei Spielen ohne Punkt da. Auch gegen Vizeweltmeister Schweiz stand die Mannschaft von Teamchef Roger Bader auf verlorenem Posten. Nicht nur die Klasse der bisherigen Gegner verhinderte einen Punkt, die Österreicher schossen sich mit zu vielen Strafen auch selbst ins Knie.

Schon nach der 2:5-Niederlage gegen Lettland hatte Michael Raffl die Anzahl der eigenen Strafminuten kritisiert. Gegen die Schweizer schaute die Bilanz nicht viel besser aus. Insgesamt 16 Minuten saß ein Österreicher auf der Strafbank, Raphael Herburger fügte der Bilanz aus Frust in der Schlussphase noch eine zehnminüte Disziplinarstrafe hinzu. Aus einem 0:2 wurde in den letzten beiden Minuten so noch eine – allerdings dem gesamten Spielverlauf entsprechende – 0:4-Pleite.

„Wir haben uns das Spiel mit den Strafminuten sehr schwer gemacht. Wir haben den Schweizern damit immer noch mehr Spielfluss finden lassen“, sagte daher auch Kapitän Thomas Raffl, der selbst einen Teil des Spiels auf der Strafbank verbrachte. Auch Youngster Benjamin Baumgartner, der bei seinem WM-Debüt sogar in Unterzahl zum Zug kommen durfte, schlug in die gleiche Kerbe. „Wir waren auch ein bisschen undiszipliniert, müssen schauen, dass wir das in den Griff bekommen für die nächsten Partien“, sagte der 19-Jährige.

„Überschwängliche Zweikämpfe“

Für Teamchef Bader hatten die vielen Strafminuten – ein sich wiederholendes österreichisches Problem auf A-Niveau – einen einfachen Grund: „Überschwängliche Zweikämpfe“ gegen einen favorisierten Gegner, zu dem noch dazu eine nachbarschaftliche Rivalität besteht, hätten zum vermehrten Einschreiten des finnischen Schiedsrichterduos geführt. Kapitän Raffl ärgerte sich aber auch über den Zeitpunkt der Disziplinlosigkeiten: „Wir haben in den entscheidenden Momenten immer wieder Strafen genommen.“

Michael Raffl (AUT) und Lino Martschini
GEPA/Andreas Pranter
Harte Bandagen an der Bande: Im Spiel Österreich gegen die Schweiz wurde auf beiden Seiten kräftig ausgeteilt

Zwar waren auch die Schweizer – siehe eine zehnminütige Strafe gegen Nashville-Verteidiger Yannick Weber – kein Vorbild in Sachen Disziplin, doch auf das Spiel der Österreicher schlug sich die Zeit in Unterzahl deutlich negativer nieder. Immerhin kassierte Baders Mannschaft erst in der Schlussphase, als die Partie bereits entschieden war, zwei Treffer in einer Unterzahlsituation. Vom Teamchef gab es daher auch Lob für das Penalty-Killing: „Unsere Unterzahl fand ich sensationell gut“, sagte der Schweizer.

Torflaute geht weiter

Neben einem Mangel an Disziplin war auch gegen die Schweiz die Abschlussschwäche das Hauptproblem aus österreichischer Sicht. Anders als etwa gegen Lettland und Russland erspielten sich die Österreicher gegen den Vizeweltmeister kaum zwingende Torchancen. „Allerdings haben die Schweizer auch sehr wenig zugelassen“, sagte Torhüter David Kickert, der die Österreicher mit einer herausragenden Leistung lange im Spiel hielt. Alleine im Mitteldrittel wehrte der 25-Jährige 22 Schüsse ab – eine Bilanz, die normalerweise für ein ganzes Spiel reicht.

Chance für Ganahl (18. Minute)

Manuel Ganahl erobert mit gutem Vorchecking den Puck, muss es selbst versuchen und scheitert am Schweizer Tormann.

Am Ende nahmen die Schweizer Kickert 45-mal unter Beschuss, sein Gegenüber Reto Berra hatte 18 Schüsse abzuwehren. „Auch vor vier Jahren war das Schussverhältnis nicht anders“, sagte Thomas Raffl mit Hinweis auf den überraschenden 4:3-Sieg nach Penaltyschießen 2015 in Prag. Diesmal verirrte sich einfach wieder keine Scheibe ins gegnerische Tor, meinte Raffl. So wie schon gegen Russland nicht. Herburgers Treffer zum zwischenzeitlichen 2:4 gegen Lettland ist der bis dato letzte österreichische Treffer in Bratislava – und insgesamt 124 Spielminuten her.

Blick nach vorne gerichtet

Trotz der erwarteten, aber dennoch bitteren Niederlage gegen den Nachbarn war der Blick der Mannschaft bereits wieder nach vorne gerichtet. „Wir müssen als Team realistisch bleiben. In Österreich tendiert man dazu, die Kirche nicht im Dorf zu lassen, wir als Team wollen das aber tun. Wenn man sich das Ranking anschaut, sind wir jetzt genau da, wo wir hingehören“, sagte Raffl. Mit Norwegen am Freitag (16.15 Uhr) und Italien zum Abschluss am Montag (20.15 Uhr) „kommen die Gegner, die wir schlagen können“, sagte der Kapitän.

Teacmhef Roger Bader (AUT)
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Österreichs Teamchef Roger Bader erklärt seiner Mannschaft, dass noch nichts verloren ist

Davor und dazwischen drohen allerdings gegen Schweden am Donnerstag (16.15 Uhr) und am Sonntag gegen Tschechien (16.15 Uhr) die nächsten harten Lernerfahrungen. Allein das Duell mit Titelverteidiger Schweden wird für die Österreicher einmal mehr zu einem Ausflug in eine andere Welt. Im schwedischen Kader scheinen 19 Spieler aus der National Hockey League (NHL) auf. „Schweden hat so viele gute Spieler und ein Großteil davon schaut diesen Schweden jetzt hier von daheim aus zu“, so Raffl, „das hier ist die Creme de la Creme.“