Thomas Müller (Bayern München)
AP/Matthias Schrader
Fußball

Dortmund muss auf Bayern-Patzer hoffen

Nach sechs Alleingängen muss Serienmeister Bayern München am Samstag im Fernduell mit Borussia Dortmund beweisen, dass er im Titelrennen der deutschen Bundesliga auch ein Herzschlagfinale meistern kann. Bei zwei Punkten Vorsprung hat es das Team von Niko Kovac selbst in der Hand, einen Ausrutscher darf es sich aber nicht leisten.

Erstmals seit 2009 wird die deutsche Bundesliga erst am letzten Spieltag entschieden. Die Ausgangslage vor dem Showdown ist klar. Schon bei einem Remis im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt wären die Bayern aufgrund der besseren Tordifferenz (17 Tore Vorsprung) zum siebenten Mal hintereinander Meister, egal, welches Ergebnis die Dortmunder gleichzeitig bei Borussia Mönchengladbach erreichen. Kovac sieht seine Mannschaft deshalb in der klar besseren Position: „Wir können es selbst entscheiden.“

Doch ausgerechnet daraus schöpfen die Dortmunder, die im Herbst schon mit neun Punkten vor dem Erzrivalen lagen, noch einmal Hoffnung. BVB-Chef Hans-Joachim Watzke sieht den größeren Druck nämlich bei den Münchnern. „Brazzo (Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic, Anm.) hat gesagt: Wenn wir nicht Meister werden, ist es eine Scheißsaison. Was letztendlich heißt, dass da Druck ist. Die Mehrheit rechnet damit, dass die Bayern am Samstagabend Meister sind.“

Frankfurt-Trainer Adi Huetter
GEPA/Sven Sonntag
Hütters Eintracht hofft noch auf einen CL-Platz und will die Bayern-Titelparty crashen

Standleitung zwischen München und Gladbach

Allerdings ist auch klar, dass es ohne eigenen Sieg unmöglich ist, den Bayern die Meisterschale doch noch zu entreißen. „Es geht um Dynamiken, die entstehen“, erläuterte Sportdirektor Michael Zorc: „Wenn wir in Führung gehen würden, könnte das etwas auslösen.“ Ein frühes Dortmunder 1:0, ein mögliches 2:0 – das könnte 650 Kilometer entfernt in den Köpfen der Münchner Stars zu Stress führen. „So eine Situation hatten wir noch nicht“, sagte Thomas Müller zur Alles-oder-nichts-Situation der Bayern am 34. Spieltag.

Dortmunds Titeltrumpf heißt Marco Reus. Nach zwei Spielen Sperre kehrt er zurück. Ausgerechnet im Stadion seines Ex-Vereins könnte der BVB-Kapitän erstmals die Meisterschale in Händen halten. „Mit Dortmund als Dortmunder Junge das Ding irgendwann einmal hochzuhalten, das wäre brutal schön, gigantisch“, hatte der 29-Jährige schon zu Jahresbeginn in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zum Ausdruck gebracht.

Marco Reus (Borussia Dortmund)
Reuters/Kai Pfaffenbach
Reus und Co. hoffen im Herzschlagfinale noch auf ein „Happy End“ für Dortmund

Die Münchner nehmen die Herausforderung an. „Wir wollen im eigenen Stadion von Anfang an zeigen, dass nur wir Meister werden wollen“, betonte Müller, der den noch nicht fitten Torwart Manuel Neuer erneut als Kapitän vertreten wird. „Wir sind jetzt so nah dran und wollen uns das nicht mehr nehmen lassen“, sagte Leon Goretzka, einer der wenigen Münchner Spieler, für die es wie für Coach Kovac um den ersten Meistertitel der Karriere geht. Man werde „alles reinhauen“, versprach Goretzka.

Frankfurt und Gladbach gefordert

Das Gute und Spannende bei den beiden Paarungen zugleich ist: Für alle vier Clubs geht es um alles. Bayern und der BVB streiten um die Schale. Gladbach (Platz vier) und Adi Hütters Frankfurt (Sechster) wollen einen Platz in der Champions League. Alles gewinnen, alles verlieren, mehr Nervenkitzel geht nicht. „Das wollen die Deutschen doch alle haben“, sagte Watzke.

Für die Frankfurter steht beim Gastspiel in München jedenfalls viel auf dem Spiel. Die Eintracht könnte nach einer furiosen Reise durch Europa im Extremfall sogar auf Rang acht abstürzen und die erneute internationale Qualifikation verpassen. Über so viel Brisanz seien sein Ex-Coach und aktuelle Bayern-Trainer Kovac und er „not amused“, bemerkte Frankfurts Sportchef Fredi Bobic.

Extremer Druck auf Kovac

Ein extremer Druck lastet aber auf Kovac, auf den nach dem Endspurt in der Liga noch das DFB-Pokal-Finale gegen RB Leipzig wartet. "Ich will Meister werden mit meiner Mannschaft, mit meinem Club. Das ist das Ziel“, erklärte der 47-Jährige. Er möchte auch „den Vertrag erfüllen“, der bis 2021 läuft. Das erste Münchner Jahr hat an ihm gezehrt. „Ich habe auch gemerkt, wie schwierig es ist, Mensch zu bleiben“, bekannte er aktuell.

Noch bedeckt hielt sich Kovac zu Plänen, ob er Franck Ribery und Arjen Robben in ihrem letzten Spiel in der Allianz Arena noch einmal zusammen von Beginn an auflaufen lassen wird. „Ich lasse Sie ein bisschen im Nebel“, bemerkte der 47-Jährige zur Option „Robbery“, mit der er die einzigartige Fan-Unterstützung auslösen würde, die er sich bei diesem Endspiel wünscht. Robben träumt schon die ganze Woche von einem letzten Tor, das seine Bayern zum Meister kürt. „Das wäre der absolute Hammer“, sagte der 35-jährige Niederländer.

Deutsche Bundesliga, 34. Runde

Samstag, 18. Mai:
Bayern München Frankfurt 5:1
Mönchengladbach Dortmund 0:2
Bremen Leipzig 2:1
Hertha BSC Leverkusen 1:5
Wolfsburg Augsburg 8:1
Mainz Hoffenheim 4:2
Düsseldorf Hannover 2:1
Schalke 04 Stuttgart 0:0
Freiburg Nürnberg 5:1

Tabelle: