Szene aus dem Match Österreich gegen Norwegen
GEPA/Andreas Pranter
Eishockey-WM

Norwegen für Österreich zu clever

Österreichs Nationalmannschaft hat den ersten echten Härtetest bei der WM in Bratislava nicht bestanden. Die Mannschaft von Teamchef Roger Bader musste sich den bis dato ebenfalls sieglosen Norwegern am Freitag mit 3:5 (0:1 1:1 2:3) geschlagen geben und bleibt damit in Abstiegsgefahr. Die Skandinavier erwiesen sich gegen fehlerhafte Österreicher am Ende als zu clever.

Der dreifache Torschütze Christian Bull (2., 54., 60./EN), Johannes Johannesen (37.) und Alexander Reichenberg sorgten am Ende für den ersten norwegischen Sieg im Turnier. Die Österreicher glichen durch Peter Schneider (23./PP) und Konstantin Komarek (49.) zweimal aus und verkürzten in der Schlussminute dank eines Treffers von Dominque Heinrich noch einmal, müssen aber weiter auf den ersten WM-Sieg gegen Norwegen seit 1999 warten.

Während die Skandinavier mit den drei Punkten praktisch das Minimalziel Klassenerhalt geschafft haben, wartet auf Österreich wie befürchtet ein „Finale“ gegen den Abstieg gegen Italien am Montag (20.15 Uhr, live in ORF Sport +). Davor wartet aber nach einem Tag Pause am Sonntag mit Tschechien (16.15 Uhr) ein weiterer übermächtiger Gegner.

Bull mit drei Toren „Man of the Match“

Gleich drei Tore machten Christian Bull zum „Man of the Match“. Sein letzter Treffer war ein „Empty net“-Goal über die Bande.

Starkbaum muss wieder ins Tor

Eine unliebsame Überraschung gab es auch schon vor dem Spiel: Erstmals bei dieser WM startete ein österreichischer Torhüter zwei Partien hintereinander. Obwohl Bernhard Starkbaum keine 24 Stunden zuvor von Schweden neunmal eingeschenkt bekommen hatte, musste sich der Wiener auch gegen die Norweger stemmen. Grund: David Kickert war mit einer Blessur gesundheitlich nicht auf der Höhe. Bader fiel damit um seine gewohnte Rotation um.

Auch die Verteidigungsreihen sahen anders aus als gegen Schweden. Nachdem sich bei Raphael Wolf der Verdacht eines gebrochenen Fingers bestätigt hatte, konnten die Österreicher nur auf sieben gelernte Defender zurückgreifen. Youngster Benjamin Baumgartner füllte die freie Stelle als 13. Stürmer auf. Dafür kehrten Komarek und Patrick Obrist zurück in die Startformation.

Erneut kalte Dusche

Der Teambus der Österreicher war zwar rund 15 Minuten nach jenem der Norweger bei der Halle angekommen, in der Tabelle wollten Baders Burschen aber in der Endabrechnung vor den Skandinaviern aufscheinen. Im direkten Duell gab es zumindest von den Rängen genügend Rückenwind. Die Österreicher waren klar in der Überzahl. In den ersten beiden Minuten schien sich der Schub des Publikums auch positiv auszuwirken. Martin Schumnig und Konstantin Komarek klopften bei Henrik Holm an.

Doch nach exakt 2:01 Minuten klopften seine Teamkollegen Bull auf die Schultern. Denn der Verteidiger hatte seine Norweger mit einem satten Schuss in Führung gebracht (3.). Starkbaum war etwas die Sicht verstellt. Alle guten Vorsätze waren mit einmal dahin, die Österreicher rutschten aus der Spur. Viele Fehler im Aufbau prägten das Spiel, die Schlittschuhe schienen schwerer als sonst. Sondre Olden hätte einen Schnitzer fast zum nächsten norwegischen Tor genutzt, doch der Legionär der Vienna Capitals versuchte zum Glück für die Österreicher allein vor dem Tor noch einen Pass, anstatt abzuschließen.

Frühe Führung für Norwegen

Christian Bull machte früh das erste Tor in diesem Spiel. (3.)

Erst in der zweiten Hälfte des ersten Abschnittes hatten sich die Österreicher zumindest offensiv wieder gefestigt. Ein sehr bemühter Komarek scheiterte nach einem schönen Haken nur denkbar knapp an Holm (12.), zwei Minuten vor der Sirene vergab Raphael Herburger aus kurzer Distanz eine dicke Chance (18.). Dazwischen durfte aber die Handvoll norwegischer Fans fast zum zweiten Mal zum Torjubel ansetzen. Die österreichische Abwehr hatte völlig auf Erlend Lesund vergessen, Starkbaum blieb aber Sieger (16.).

Rückfall nach Ausgleich

Aufgrund des Spielverlaufes knapp vor der ersten Pause hätten sich die Österreicher den Ausgleich verdient gehabt und kurz nach Wiederbeginn fiel er auch – dank norwegischer Unterstützung. Mathis Olimb und Erlend Lesund ermöglichten mit Fouls dem ÖEHV-Team 1:36 Minuten mit zwei Mann mehr auf dem Eis. Und die Österreicher sagten in Form von Schneider Danke. Der 28-Jährige hämmerte die Scheibe über Holms Schoner aus spitzem Winkel ins Netz. So wie im ersten Drittel waren noch keine drei Minuten vergangen.

Ausgleich durch Schneider

Peter Schneider schaffte im 5:3-Powerplay den Ausgleich. (23.)

Jetzt hatten die Österreicher die Norweger am Krawattl, konnten aber das Spiel nicht endgültig auf ihre Seite ziehen. Michael Raffl scheiterte kurz nach dem 1:1 etwa nach schönem Alleingang (24.), dann scheiterte wieder Schneider (29.) Nach einer kurzen Drangperiode glaubten sich manche im österreichischen Team etwas zu sicher, vielleicht schoss jetzt auch eine gewisse Lässigkeit ein, egal, Norwegen wurde wieder stärker.

Die Skandinavier suchten ihr Heil vor allem aus der Distanz, mehrmals kullerte oder raste der Puck knapp am österreichischen Tor vorbei. In der 37. Minute lag er wieder drinnen: Johannesen schob die Scheibe unter Starkbaums Schoner ins Tor, nachdem er vorher Schneider hatte aussteigen lassen. Österreichs Schlussmann, der davor einen sicheren Rückhalt geboten hatte, sah dabei nicht gut aus.

2:1 für Norwegen

Norwegen legte erneut vor. Torschütze zum 2:1 war Johannes Johannesen (37.)

Wechselbad der Gefühle im Schlussabschnitt

20 Minuten hatte Österreich nun Zeit, noch einmal alle Reserven zu mobilisieren und den Spieß noch umzudrehen. Aber es blieb im Spiel trotz aller Bemühungen der Wurm drinnen. Dazu war Holm an diesem Tag gut aufgelegt. Schnelles, direktes Spiel, wie es der Teamchef gefordert und die Spieler sich vorgenommen hatten, war selten zu sehen.

Trotzdem durften die Österreicher kurz noch einmal hoffen. Komarek fand aus kurzer Distanz die Lücke zwischen Holms Ärmel und Oberkörper, und die Scheibe hüpfte ins Tor (49.). Schön war der Treffer nicht, aber das war den Österreichern egal. Doch weil man eine g‘standene A-Nation wie Norwegen nicht so leicht aus dem Tritt bringt, standen am Ende doch die Skandinavier als Sieger da. Keine zwei Minuten nach Komareks Tor nutzte Reichenberg einen weiteren Abwehrfehler zur neuerlichen Führung (51.), drei Minuten später war Bull zum zweiten Mal zur Stelle (54.).

Heinrich verkürzt in 60. Minute

Dominique Heinrich brachte die Österreicher in der 60. Minute wieder bis auf ein Tor heran.

Kurz muckten die Österreicher noch einmal auf, als Bader alles riskierte und Starkbaum für einen weiteren Feldspieler vom Eis nahm. Heinrich fand genau die Lücke zwischen Stange und Holm und verkürzte 50 Sekunden vor dem Ende auf 3:4. Die kleine Kerze Hoffnung blies Bull aber nur acht Sekunden später wieder aus. Via Bande versenkte der Stürmer aus dem eigenen Drittel die Scheibe im erneut verwaisten Tor. Bader hatte Starkbaum das berühmte Alzerl zu früh aus dem Kasten geholt.

Eishockey-WM in der Slowakei, Gruppe B (Bratislava)

Freitag:

Österreich – Norwegen 3:5

(0:1 1:1 2:3)

Ondrej Nepela Arena, 8.196 Zuschauer

Tore: Schneider (23./PP2), Komarek (50.), Heinrich (60.) bzw. Bull (3., 54., 60./EN), Johannesen (37.), Reichenberg (51.)

Strafminuten 4 bzw. 8

Österreich: Starkbaum – Pallestrang, Heinrich; Schumnig, Unterweger; Schlacher, Strong; Peter – Schneider, Herburger, T. Raffl; M. Raffl, Komarek, Hofer; Haudum, Rauchenwald, Zwerger; Ganahl, Hundertpfund, Obrist; Baumgartner

Norwegen: Holm – Holos, Bonsaksen; Espeland, Lesund; Johannesen, Bull; Kaasastul, Norstebo – Thoresen, Olimb, Olden; Valkä Olsen, Haga, Trettenes; Martinsen, Lindström, Reichenberg; Röst, Forsberg, Roymark

Gruppe B in Bratislava

Abschlusstabelle:
1. Russland 7 7 0* 0** 0 36:7 21
2. Tschechien 7 6 0* 0** 1 39:14 18
3. Schweden 7 5 0* 0** 2 41:21 15
4. Schweiz 7 4 0* 0** 3 27:14 12
5. Lettland 7 3 0* 0** 4 21:20 9
6. Norwegen 7 2 0* 0** 5 19:33 6
7. Italien 7 0 1* 0** 6 5:48 2
8. Österreich 7 0 0* 1** 6 9:40 1

* Sieg nach Verlängerung/Penaltyschießen (zwei Punkte)
** Niederlage nach Verlängerung/Penaltyschießen (ein Punkt)

Top Vier im Viertelfinale, Letzter steigt ab