Lukas Herzog (AUT) und Dominik Simon (CZE)
APA/AFP/Vladimir Simicek
Eishockey-WM

Österreich wird erneut überrollt

Österreich geht bei der WM in der Slowakei ohne Moralinjektion in das entscheidende Spiel gegen den Abstieg mit Italien am Montag. Am Sonntag kam die Mannschaft von Teamchef Roger Bader, der einige Leistungsträger schonte, in Bratislava auch gegen Tschechien gnadenlos mit 0:8 (0:2 0:3 0:3) unter die Räder.

Radek Faksa (7.), Dominik Kubalik (15.), Dominik Simon (21.), zweimal Michal Repik (31./PP2, 43.,), Michael Frolik (31./PP2) sowie Jan Kolar (45.) und Jakub Vrana (46.) sorgten in der Ondrej Nepela Arena vor 9.072 Zuschauern für klare Verhältnisse aus Sicht des sechsfachen Weltmeisters. Das Ticket für das Viertelfinale hatten die Tschechen bereits davor in der Tasche gehabt.

Die Österreicher, die nach dem 0:5 gegen Russland und dem 0:4 gegen die Schweiz zum dritten Mal im Turnier ohne Treffer blieben, treten hingegen ohne Schub für das Selbstvertrauen zum Showdown gegen die Italiener am Montag (20.15 Uhr, live in ORF Sport +) an. Die Rechnung im „Finale“ um den Klassenerhalt zwischen den beiden punktelosen Teams ist einfach: Der Sieger bleibt in der A-Gruppe.

Schonprogramm und Premiereneinsatz

Teamchef Bader hatte schon nach der Niederlage gegen Norwegen Veränderungen in der Aufstellung, sprich Schonprogramm für einige Spieler, angekündigt. Peter Schneider, Michael Raffl und der gegen Norwegen starke, aber schon länger angeschlagene Konstantin Komarek durften die Edelfans geben. Dazu hatte sich Verteidiger Dominique Heinrich offenbar beim Aufwärmen verletzt. Mit dreieinviertel Linien lief Österreich offiziell auf.

Eine erwartete Veränderung gab es im auch im Tor: Lukas Herzog, bisher nur dritter Goalie, durfte seine WM-Premiere geben. Bernhard Starkbaum sollte die Batterien für einen Einsatz im Finale gegen Italien aufladen, David Kickert war aufgrund seiner Muskelverletzung wie gegen Norwegen nicht einsatzfähig. Durch Herzogs Einsatz hatten alle Spieler im Kader zumindest ein Spiel bei dieser WM absolviert.

Underdog hält mit

Trotz der reduzierten Belegschaft wollten sich die Österreicher dem haushohen Favoriten aber nicht kampflos ergeben und hielt phasenweise gut mit. Debütant Herzog konnte sich sogar mit einem starken Save bei einem Alleingang von Tomas Zohorna auszeichnen (11.). Der Salzburger löffelte damit die Suppe aus, die ihm seine Vorderleute in Überzahl eingebrockt hatten. Zweimal musste Herzog aber trotzdem hinter sich greifen: Einmal fuhr die Fanghand bei einem Schuss von Faksa ins Leere (7.), dann schob Kubalik ein, nachdem Verteidiger Patrick Peter nur Begleitschutz gespielt hatte (15.).

Lukas Herzog (AUT), Jakub Voracek (CZE) und Marin Schumnig (AUT)
APA/AFP/Vladimir Simicek
Österreichs dritter Torhüter Lukas Herzog stemmte sich gegen die Niederlage und machte dabei gute Figur

Dass die tschechische Führung im Heimspiel – die Fans des nominellen Auswärtsteams waren deutlich in der Überzahl – lange recht mager ausfiel, lag an einer überraschend undisziplinierten Truppe. Insgesamt vier Strafen nahm Tschechien gleich im ersten Drittel. Gegen Ende des Drittels für 1:25 Min. sogar zwei. Österreich konnte aber selbst aus der doppelten Überzahl kein Kapital schlagen.

Mithilfe zum Kantersieg

„Wir arbeiten sehr gut, spielen vorne sehr schnell. Jetzt müssen wir nur noch das Powerplay nutzen und den Abschluss finden“, hatte Dominic Zwerger, der im ersten Drittel in Überzahl nur knapp an Goalie Pavel Francouz gescheitert war, in der ersten Pause ins ORF-Mikrofon gesagt. Die gute Arbeit machten sich die Österreicher aber im Mitteldrittel schnell zunichte. Zuerst durfte Simon nach nur 41 Sekunden auf 3:0 erhöhen (21.) und danach Repik und Frolik ebenfalls innerhalb von 41 Sekunden vorzeitig für den tschechischen Kantersieg sorgen.

Dominik Simon (CZE) und Lukas Herzog (AUT)
Reuters/Vasily Fedosenko
Phasenweise spielten Österreichs Verteidiger nur „Begleitschutz“ bei den Angriffen der Tschechen

Die Österreicher hatten dabei mit ihren Strafen kräftig mitgeholfen. Über fünf Minuten en suite, davon zwei Minuten mit zwei Mann weniger, durfte der Favorit in Überzahl geigen. „Höhepunkt“ der Undiszipliniertheiten war ein Cross-Check von Patrick Peter an Frolik, den Torschützen zum 4:0.

Danach ging es für Österreich nur noch um Schadensbegrenzung und vielleicht einen Ehrentreffer. Aber nicht einmal das gelang. Österreich war zu Beginn des Schlussabschnitts mental und körperlich nicht auf dem Eis. Dem Gegner wurde fast komplett das Spiel und die Eisfläche überlassen. Repik (43.), Kolar (45.) sowie Vrana (46.) sorgten dafür, dass die tschechischen Fans noch genug Grund zum ekstatischen Hüpfen hatten.

Eishockey-WM in der Slowakei, Gruppe B (Bratislava)

Endstand:

Österreich – Tschechien 0:8

(0:2 0:3 0:3)

Bratislava, Ondrej Nepela Arena, 9.072 Zuschauer

Tore: Faksa (7.), Kubalik (15.), Simon (21.), Repik (31./PP2, 43.), Frolik (31./PP2), Kolar (45.), Vrana (46.)

Strafminuten: 10 bzw. 16

Österreich: Herzog – Schlacher, Pallestrang; Schumnig, Unterweger; Peter, Strong – Haudum, Herburger, T. Raffl; Hofer, Rauchenwald, Zwerger; Ganahl, Hundertpfund, Baumgartner; Cijan, Obrist,

Tschechien: Francouz – Musil, Hronek; Sklenicka, Rutta; Kolar, Gudas; Zamorsky – Frolik, Simon, Voracek; Jaskin, Faksa, Vrana; Kubalik, Kovar, Gulas; Palat, T. Zohorna, Repik; H. Zohorna

Alle Tore im Video:

0:1 durch Radek Faksa

Big Save von Lukas Herzog

0:2 durch Dominik Kubalik

0:3 durch Dominik Simon

0:4 durch Michal Repik

0:5 durch Michael Frolik

0:6 durch Michal Repik

0:7 durch Jan Kolar

0:8 durch Jakub Vrana